Sensible Nutzerdaten abgerufen Experten kritisieren Radarfunktion in Dating-App

München · Mit etwas technischem Wissen kann nicht nur der genaue Standort von Lovoo-Nutzern bestimmt werden.

  Die Dating-App Lovoo schützt Nutzerdaten nicht ausreichend. Experten warnen davor, dass sich auch Bewegungsprofile anfertigen lassen.

Die Dating-App Lovoo schützt Nutzerdaten nicht ausreichend. Experten warnen davor, dass sich auch Bewegungsprofile anfertigen lassen.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

(dpa) Bei der Dating-App Lovoo ist es laut Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) möglich, genaue Bewegungsprofile der Nutzer zu erstellen. Damit könnten auch Rückschlüsse auf die Wohn- und Arbeitsorte der Anwender gezogen werden, da die Ortung auf 30 bis 50 Meter genau erfolgen könne. Den Datenjournalisten des BR sei es gelungen, über eine technische Schnittstelle Informationen von Nutzern gezielt und in großer Anzahl abzurufen.

Wie auch andere Dating-Apps zeigt Lovoo seinen Nutzern über eine Radarfunktion an, welche anderen App-Nutzer sich in der näheren Umgebung von rund 100 Metern befinden. Mit Hilfe eines einfachen geometrischen Messverfahrens über drei verschiedene Einwahlpunkte könne jedoch der Standort noch wesentlich genauer bestimmt werden, hieß es. Kombinieren lasse sich der Standortverlauf außerdem mit weiteren Profilinformationen wie der sexuellen Orientierung oder den hinterlegten Bildern.

Über fünf Tage hinweg sammelten die Datenjournalisten laut BR über ein angelegtes Profil die Daten von neun verschiedenen Standorten. Alle 15 Minuten hätten sie dann Informationen über Nutzer bekommen, die sich in dem Bereich bewegten, darunter Alter, Geschlecht und Profilbild.

IT-Sicherheitsexperte Linus Neumann vom Chaos Computer Club (CCC) warnte, dass ein Missbrauch nie ausgeschlossen sei: „In dem Moment, in dem ich als Nutzer meine Standortdaten mit wildfremden Menschen teile, gibt es natürlich immer eine Gefahr. Auch wenn diese Daten ungenauer hinterlegt werden, wäre immer noch zu erkennen, in welcher Stadt und in welchem Stadtteil ich mich befinde und wo ich mich regelmäßig bewege.“ Neumann riet dem App-Betreiber einzuschränken, wie viele Abfragen ein Profil schicken darf. Damit könne man verhindern, dass ein Profil binnen Sekunden von drei unterschiedlichen Orten aus abfragt. Auch wäre es möglich, die Anzahl der Dating-Partner einzugrenzen, die angezeigt werden.

Die App-Betreiber sagten dem BR: „Um die Daten unserer Nutzer zu schützen, setzen wir eine Vielzahl von technischen und organisatorischen Maßnahmen ein.“ So würden etwa ausschließlich ungenaue Koordinaten und Distanzen an die Nutzer verschickt. Das reiche jedoch nicht aus, folgert der „BR“. Bei anderen Dating-Apps wie etwa Tinder sei eine genaue Ortung des Standorts von vornherein kaum möglich.

(dpa)
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