Das Smartphone wird zum Schutzengel

Düsseldorf/Berlin · Das Bundesamt für Katastrophenschutz testet eine neue App, mit der die Bevölkerung über schwere Unglücken informiert werden soll. Wann das Programm ans Netz geht, ist noch unklar. Bereits seit dem Jahr 2012 gibt es die App Katwarn, die bei Katastrophen warnt. Sie funktioniert aber nicht in allen Regionen.

 Die App Katwarn gibt es seit 2012. Sie informiert aber nur in einigen Regionen Deutschlands über Katastrophen. Eine neue App der Bundesregierung soll nun bundesweit warnen. Foto: Robby Lorenz

Die App Katwarn gibt es seit 2012. Sie informiert aber nur in einigen Regionen Deutschlands über Katastrophen. Eine neue App der Bundesregierung soll nun bundesweit warnen. Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Es ist drei Uhr nachts. Während die Bewohner einer Wohnsiedlung am Stadtrand friedlich schlafen, zieht eine giftige Rauchwolke langsam auf ihre Häuser zu. In einem zwei Kilometer entfernten Chemiewerk gab es einen Störfall, es brennt. Im Werk heult eine Sirene. Selbst wenn die Menschen in ihren Häusern wach wären, könnten sie das Signal nur leise hören. Plötzlich schrillt laut das Alarmsignal eines Smartphones und weckt damit seinen Besitzer. Verschlafene Augen blicken auf die Warnmeldung einer App: "Die Feuerwehr meldet: Großbrand mit Schadstoffwolke. Warnung für den Postleitzahlenbereich 66333 - Verlassen sie öffentliche Plätze, schließen sie Fenster und Türen."

Das zuvor beschriebene Szenario ist fiktiv, Katastrophenwarnungen über Apps sollen bald aber deutschlandweit Realität werden. Mit einem Programm für Smartphones und Tablet-Computer will das Bundesamt für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz (BBK) künftig besser vor gefährlichen Situationen warnen. Getestet wird diese satellitengestützte Technik zurzeit in Nordrhein-Westfalen. Der Startschuss für die bundesweit einzigen Pilot-Versuche fiel in der vergangenen Woche bei den Feuerwehrleitstellen in Düsseldorf und Gütersloh. Dort soll die App zwei Wochen lang mit rund 200 Testpersonen erprobt werden, bevor sie allen Bundesbürgern zur Verfügung gestellt wird.

Das Programm kommuniziert über das bundeseigene, satellitengestützte "Modulare Warnsystem", kurz MoWaS. Die Nutzung von Satelliten als Übertragungsmedium macht das System unanfälliger gegen Stromausfälle und den Ausfall von Funkanlagen, wie es laut BBK insbesondere in Katastrophengebieten häufig der Fall ist.

Die App soll per Eilmeldung auf dem Smartphone vor Hochwasser, Großbränden, giftigen Rauchwolken, Bombenentschärfungen oder anderen Gefahren warnen. Die ersten Test-Warnungen seien reibungslos verschickt worden, sagt der Sprecher der Feuerwehrleitstelle Düsseldorf , Heinz Engels.

Bislang lagen die Sendestellen für zentrale Warnungen nur bei den Innenministerien von Bund und Ländern sowie dem BBK. Abgesetzt wurden sie an Rundfunkanstalten, Internet- anbieter und Presse-Agenturen. Künftig sollen die Bürger ohne den Umweg direkt über Gefahren in ihrer Nähe informiert werden. Nordrhein-Westfalen will nach erfolgreichen Tests alle Leitstellen mit dem Warnsystem ausstatten. Der Vorteil der App gegenüber Sirene oder Radio: Bürger erfahren direkt den Anlass für den Alarm und erhalten Verhaltensregeln, so ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Auch wenn ein schweres Unglück mitten in der Nacht geschieht, kann die App - dank Weckfunktion - Bürger alarmieren und sofort informieren.

Entwickelt wurde die App für Apple iOS-Systeme und Google Android. Zurzeit befindet sie sich noch in der Testphase, wann sie vor Katastrophen warnen kann, ist noch unklar.

Die Idee der Katastrophen-Warnung über Smartphone ist aber nicht neu. Schon seit 2012 ist die Katastrophenschutz-App Katwarn verfügbar. Das kostenlose Programm des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme und des Verbandes der öffentlichen Versicherer versendet heute schon Warninformationen der Polizei , Feuerwehr, der Leitstellen und des Deutschen Wetterdienstes. Auch hier sind die Alarmmeldungen ortsbezogene und Nutzer der App erhalten Verhaltenstipps. Technisch baut das Programm auf einer überarbeiteten Version des Wind-Wetterfrühwarnsystems des Verbandes der öffentlichen Versicherer auf. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts nutzen rund 250 000 Handy-Besitzer die Anwendung. Vernetzt über das Katwarn-System sind bisher die Bundesländer Berlin. Hamburg und Rheinland-Pfalz sowie 30 Landkreise und kreisfrei Städte. Die App ist kostenlos für Android-, iOS- und Windows-Phone-Smartphones erhältlich.

katwarn.de

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