Das richtige Tempo für jeden Surfer

Berlin · Vorbei ist die Zeit, als Internetnutzer im Schneckentempo durchs Netz kriechen mussten. Höchstgeschwindigkeiten, die früher Universitäten und Firmen vorbehalten waren, sind heute auch für Privatverbraucher erschwinglich. Doch für wen lohnt sich der Datenturbo?

Ein blitzschneller Kabelanschluss, reguläres DSL von 1 bis 16 Mbit/s, LTE-Mobilfunk für zu Hause oder doch lieber VDSL? Das Angebot an Breitbandanschlüssen ist groß, aber nicht jede Variante ist überall verfügbar. Gemessen wird die Schnelligkeit eines Internetanschlusses in Megabit pro Sekunde (Mbit/s), die schnellsten Kabel- und VDSL-Zugänge kommen auf bis zu 100 Mbit/s.

Nachgefragt werden sie bislang nur selten: Nach Angaben der Bundesnetzagentur surften 2013 nur 15 Prozent der Breitbandnutzer in Deutschland mit 30 Mbit/s und mehr. 45 Prozent sind dagegen mit weniger als 10 Mbit/s unterwegs. Das ist auch vernünftig so, denn nicht jeder Internetnutzer braucht die teuren Turbozugänge. Die verschiedenen Nutzertypen im Überblick:

Der Gelegenheitssurfer: Für E-Mails, Nachrichten und Facebook braucht man nicht mehr als reguläres DSL , sagt Christian Schlüter von der Stiftung Warentest . "Knapp wird es da höchstens bei den ganz langsamen Verbindungen wie DSL 1000." Solche Tarife bieten die Provider aber oft ohnehin gar nicht mehr an.

Der Streamer: Für Filme in niedriger Qualität mag reguläres DSL reichen. HD-Videos brauchen mindestens DSL mit 16 Mbit/s oder mehr - sonst drohen Qualitätsschwankungen und Ladepausen.

Der Zocker: Spaß machen Online-Spiele an PC und Konsole nur mit einer anständigen Verbindung. Die muss aber gar nicht besonders schnell sein, eine geringe Verzögerung sei wichtiger, erklärt Schlüter. Die Verzögerungszeit verrät, wie schnell ein Internetanschluss auf Befehle reagiert. "Das kann, muss aber nicht mit der Übertragungsgeschwindigkeit zusammenhängen", so der Warentester. Einfluss auf die Verzögerung hat auch die Signalstärke des WLANs. Besser sei aber ein Netzwerkkabel am Router.

Der Datensammler: Wer viel herunterlädt, zahlt auch mehr oder wird irgendwann gedrosselt - zumindest im mobilen Internet. Bei DSL und Co. ist das inzwischen aus der Mode. "Bei DSL und Kabel gibt es das nur bei extrem großen Datenmengen", sagt Schlüter. Andere Anbieter drosseln gezielt das Hoch- und Herunterladen großer Datenmengen. Für solche Anwender lohnt sich vor der Unterschrift daher ein Blick ins Kleingedruckte.

Die Großfamilie: Klar - ein Gelegenheitsnutzer braucht kein schnelles Internet. Wenn aber fünf Nebenbei-Surfer unter einem Dach leben, werden die schnellen Verbindungen interessant, so Experte Schlüter: "Wenn ich 50 MBit aufteile, bleibt da natürlich mehr für jeden übrig als mit 16."

Der Uploader: Fotos in der Cloud, wichtige Daten auf dem Backup-Server und die Videospiele live ins Netz zu übertragen, erfordert hohes Tempo zum Hochladen von Daten. Wer viel hochlädt, sollte sich daher nach speziellen Tarifen umsehen, die schnelleres Hochladen versprechen.

Der Abgeschnittene: Wo kein DSL- oder Datenkabel hinreicht, ist der schnelle Mobilfunkstandard LTE die einzige Hoffnung. Der funktioniert zu Hause nach Angaben von Warentester Schlüter zwar ganz ordentlich, bringt aber einige Nachteile mit: Erstens teilt man ihn mit anderen Menschen in der Funkzelle. Sind viele Nutzer online, surfen alle langsamer. Zweitens gibt es in der Regel ein Downloadlimit, und drittens sind die Angebote meist deutlich teurer als DSL oder Kabel.

Bleibt der gewählte Anschluss dann in der Praxis hinter dem versprochenen Tempo zurück, können Nutzer wenig tun. "Das ist leider ein ganz übliches Problem", sagt Ilja Braun, Referent für Telekommunikation beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Formulierung "bis zu" in den Verträgen deutet an: Die Höchstgeschwindigkeit ist ein eher theoretischer Wert. Am ehesten wird sie bei Kabelanschlüssen erreicht. Bleibt der Anschluss dauerhaft unter 50 Prozent der Höchstgeschwindigkeit, sollte Kontakt mit dem Anbieter aufgenommen werden. Häufig gebe es Sonderkündigungsmöglichkeiten oder Rabatte, so Braun.

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