Online-Dating Auf der Suche nach der großen Liebe

Würzburg/Oxford · Etwa acht Millionen Deutsche sind bei Dating-Portalen angemeldet. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom erwartet die Mehrheit, so ihren Seelenverwandten zu treffen. Doch wie muss man dafür sein Profil gestalten?

 Laut Bitkom soll jeder dritte Deutsche ab 16 Jahren ein Profil auf einer Dating-Plattform haben. Eine Untersuchung in Großbritannien ergab, dass auch online die klassischen Rollenbilder bestehen bleiben.

Laut Bitkom soll jeder dritte Deutsche ab 16 Jahren ein Profil auf einer Dating-Plattform haben. Eine Untersuchung in Großbritannien ergab, dass auch online die klassischen Rollenbilder bestehen bleiben.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/pseudopixels

Die Suche nach einem neuen Partner sei einfacher als je zuvor, so heißt es zumindest auf Werbeplakaten von Dating-Portalen im Internet. Deshalb steigt auch die Zahl der Nutzer von Partnervermittlungswebseiten und Singlebörsen im Internet stetig an. Laut Benjamin Lange, Medienpsychologe an der Universität Würzburg, nutzen inzwischen rund acht Millionen Deutsche Online-Angebote zur Partnersuche. Und zwar vor allem auf der Suche nach der großen Liebe.

Eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom ergab, dass 61 Prozent der Nutzer von Dating-Portalen davon überzeugt sind, ihren Seelenverwandten über das Internet kennenlernen zu können. Die Auswahl an potentiellen Partnern scheint groß, denn der Umfrage zufolge soll in Deutschland bereits jeder Dritte ab 16 Jahren einmal auf einer Dating-Plattform registriert gewesen sein.

Um bei der Partnersuche den richtigen Menschen zu finden, scheint es kein Patentrezept zu geben. Jedoch geht aus Untersuchungen hervor, wie sich die Nutzer von Dating-Webseiten verhalten und wer die statistisch größten Chancen auf Erfolg hat.

So zeigt eine Untersuchung aus Großbritannien, wie sehr das Aussehen eines Nutzers bei anderen eine Rolle spielt. Das Dating-Portal eHarmony kam zusammen mit Mitarbeitern der Oxford University zu aufschlussreichen Ergebnissen. Insgesamt sollen 150 000 Profile von britischen Privatpersonen zu diesem Zweck ausgewertet worden sein.

Bei heterosexuellen Nutzern scheint sich ein klares Bild abzuzeichnen: Klassische Rollenbilder und entsprechende Erwartungen blieben bestehen, so die Ergebnisse der Untersuchung. Die Zahl der Gespräche, die auf dem Dating-Portal von Männern eröffnet werden, seien innerhalb der letzten zehn Jahre von sechs auf 30 Prozent gestiegen. Besonders viele Nachrichten würden die Frauen bekommen, die sich selbst in puncto Attraktivität auf einer Skala von eins bis zehn eine acht oder neun geben würden.

Dagegen bekommen Männer, die auf einer solchen Skala zwischen fünf und neun Punkten eingeordnet werden, ebenfalls viele Zuschriften. Frauen scheinen demnach nicht so stark auf das Aussehen zu achten. Männer dieser Kategorien seien sogar beliebter als solche, die auf der Attraktivitätsskala alle zehn möglichen Punkte erreichen, so die Untersuchung.

Aussehen sei aber nicht alles. Andere Merkmale wie Einkommen und Bildungsstand eines möglichen neuen Partners seien für die Nutzer weniger wichtig geworden. Rauchen dagegen sei ein umstritteneres Thema: 58 Prozent der Nutzer hielten es für unwichtig, ob ihr Gegenüber raucht, für 40 Prozent dagegen sei der Zigarettenkonsum sehr relevant.

Neben dem Foto des Nutzers habe auch die eigene Beschreibung eine positive oder negative Wirkung auf potentielle Partner. Männer, die sich selbst als sportlich und selbstlos beschreiben, erhielten insgesamt mehr Nachrichten. Bei ­Frauen würden Wörter wie ­„romantisch“ und besonders ­„sportlich“ das Postfach füllen, sich selbst als clever oder ängstlich zu beschreiben habe die gegenteilige Wirkung, so das ­Ergebnis der Untersuchung.

Diese Schlagwörter seien auch beim Online-Dating im deutschsprachigen Raum erfolgversprechend, sagt Medienpsychologe Benjamin Lange. „Man sollte bei seinem Profil das transportieren, was die Gruppe, die man ansprechen will, bevorzugt“, erklärt er. So wirkten Wörter wie „treu“, „offen“ und „tolerant“ positiv, auch wenn sie nicht unbedingt der Wahrheit entsprächen.

„Um Erfolg zu haben, sollte man im Profil etwas Spielerisches einbauen“, so Lange. Das könne allein schon das Profilbild sein, das den Nutzer mit Rucksack bei einer ­Wanderung zeige. Dadurch wirke dieser Nutzer aktiv und jugendlich, er vermittle Vitalität. Ein solches Profilfoto soll vor allem Männern Erfolg in Aussicht stellen. Bei Frauen sei es dagegen wichtiger, dass sie auf dem Foto ihr Aussehen in den Mittelpunkt rücken. Ob im Netz oder außerhalb: Männer reagieren stärker auf physische Attraktivität, so Lange.

Dass Frauen beim Online-Dating tendenziell mehr Nachrichten als Männer erhielten, sieht Lange nicht unbedingt positiv. Zwar würden Männer durch eine Nachricht den ersten Schritt machen, das zeige aber nicht zwingend Interesse an nur dieser einen Frau. „Männer schreiben sehr viele Frauen an“, sagt Lange. Und die Nachricht werde nicht selten vom einen in den nächsten Chat kopiert.

Auch die anderen Ergebnisse der Studie aus Großbritannien seien für Deutschland ähnlich zu bewerten, erklärt Lange. So bestünde die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sowohl offline als auch online immer noch. „Die ­Bevölkerung ändert sich zwar mit der Zeit, die Rollenbilder sind aber ausgesprochen änderungsresistent“, so Lange. So seien beispielsweise beruflich erfolgreiche Frauen in der Regel an Männern interessiert, die noch erfolgreicher sind. Das sei jedoch für die Partnersuche nicht unbedingt hilfreich. „Deswegen sind auch topausgebildete Frauen häufiger
Single“.

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