Neue Studie Das Internet verändert die Fernsehgewohnheiten der Deutschen

Berlin · Immer mehr Menschen wählen selbst aus, was sie wann sehen wollen. Bei den Geräten geht die Entwicklung klar zu höheren Auflösungen und Smart-TVs.

 Hochauflösende „Ultra-HD“-Fernseher machen bereits 80 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche aus.

Hochauflösende „Ultra-HD“-Fernseher machen bereits 80 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche aus.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Feste Sendezeiten im Fernsehen gehören für immer mehr Zuschauer der Vergangenheit an. Denn die Deutschen sehen laut einer Studie der Branchengesellschaft gfu zunehmend unabhängig vom Programmablauf der Sender fern. Befeuert werde die Entwicklung auch durch das wachsende Angebot von Streaming-Diensten, so die gfu.

Bereits 43 Prozent der Befragten bestimmen demnach selbst, wann sie eine Sendung schauen. Der Trend werde vor allem von der Altersklasse der 16- bis 39-Jährigen geprägt, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu. Die Zeitautonomie sowie die Popularität von Serien, die gern in einem Stück gesehen werden, seien dabei entscheidende Faktoren.

Erstmals liegt den Ergebnissen zufolge die Nutzung von Videos auf Abruf (Video on Demand) vor den Angeboten aus den Mediatheken. Dabei seien Mediatheken über viele Jahre die meistgenutzten Inhalte gewesen, so Kamp. Mittlerweile werde Video on Demand von 63 Prozent der Befragten genutzt, bei den Mediatheken seien es dagegen noch 52 Prozent.

Bei den Streaming-Anbietern rangiere in Deutschland Amazon Prime mit 74 Prozent auf dem Spitzenplatz, gefolgt von Netflix (58 Prozent) und Google Play (27 Prozent). Der einzige deutsche Anbieter ­Maxdome kommt der gfu zufolge mit 15 Prozent auf Platz sechs. Vor zwei Jahren noch sei das Verhältnis relativ ausgeglichen gewesen, sagt Kamp.

Als wichtigstes Ausgabegerät wird der klassische Fernseher langsam von mobilen Bildschirmen verdrängt. Vor allem die junge Generation bevorzugt zum Video-Schauen das Smartphone (62 Prozent) und den PC oder Laptop (50 Prozent). Bei den Zuschauern über 60 Jahren liegen dagegen das TV-Gerät und das Tablet mit jeweils 46 Prozent vorn.

Das Geschäft mit TV-Geräten wird laut Kamp weiter von hohen Bildauflösungen in „Ultra-HD“ angetrieben. Bereits 80 Prozent des Umsatzes der Hersteller würden mit Ultra-HD-Fernsehern gemacht. Zum Standard ist inzwischen der Smart-TV geworden. Solche Geräte mit Verbindung zum Internet stehen in fast jedem zweiten deutschen Haushalt.

Laut Erhebungen der gfu war zuletzt im ersten Quartal dieses Jahres der Umsatz mit TV-Geräten mit einer Milliarde Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent zurückgegangen, die verkauften Stückzahlen sackten hierzulande um 14,3 Prozent auf 1,6 Millionen Geräte ein.

Aktuell gingen die Absatzzahlen weiter leicht nach unten, sagt Mike Henkelmann, Manager von Samsung Deutschland. Vor allem das frühzeitige Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM habe die Verkäufe gedrückt. Traditionell gehen die Verkäufe von TV-Geräten nicht nur vor, sondern auch während solcher sportlicher Großereignisse in die Höhe.

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