Countdown für die Raumstation

Sie gilt als Symbol der friedlichen Zusammenarbeit vieler Nationen in der Wissenschaft. Doch 2025 ist Schluss damit. Dann wird die Internationale Raumstation abgeschaltet – ein vergleichbares Nachfolge-Projekt ist nicht in Sicht.

 Beste Aussicht auf die Erde: Dieses Bild zeigt die Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti im Cupola-Modul der ISS. Bis zum Jahr 2025 können Astronauten die ISS für Erdbeobachtungen nutzen. Dann soll die Station aufgegeben werden.Foto: Esa

Beste Aussicht auf die Erde: Dieses Bild zeigt die Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti im Cupola-Modul der ISS. Bis zum Jahr 2025 können Astronauten die ISS für Erdbeobachtungen nutzen. Dann soll die Station aufgegeben werden.Foto: Esa

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 So könnte die chinesische Raumstation Tiangong-3 aussehen, die von 2018 an aufgebaut werden soll. Grafik: CNSA

So könnte die chinesische Raumstation Tiangong-3 aussehen, die von 2018 an aufgebaut werden soll. Grafik: CNSA

 In den USA plant das Raumfahrtunternehmen Bigelow Aerospace den Bau einer Station aus aufblasbaren Modulen. Grafik: Bigelow

In den USA plant das Raumfahrtunternehmen Bigelow Aerospace den Bau einer Station aus aufblasbaren Modulen. Grafik: Bigelow

Paris. In dieser WG sind Besucher vieler Nationen zu Hause. Sie kommen aus den USA, aus Russland, Europa und Japan. Die Internationale Raumstation bietet diesen Astronauten mehr als nur himmlische Forschungsmöglichkeiten. Sie soll auch ein Symbol der internationalen Zusammenarbeit sein. Doch 2025 endet die Kooperation. Dann wird der 450-Tonnen-Koloss über dem Pazifik gezielt in die Erdatmosphäre gesteuert und verglüht. Ein Nachfolgeprojekt ist nicht in Sicht.

Die Zukunft gehört kleineren, nationalen und kommerziellen Raumstationen . Konkrete Pläne gibt es bereits. So hat die chinesische Raumfahrtagentur CNSA bekanntgegeben, im kommenden Jahr ihr zweites Raumlabor namens Tiangong-2 in den Orbit zu bringen. Vor vier Jahren startete die CNSA Tiangong-1, ein Winzling. Sein Innenraum war mit 35 Kubikmetern gerade einmal zwei Drittel so groß wie das an die ISS angekoppelte europäische Raumlabor Columbus. Zweimal koppelten Taikonauten, wie Astronauten in China genannt werden, an. Tiangong-2 wird etwa doppelt so groß sein und zwei Kopplungsstutzen haben. Das macht es möglich, Nachschub mit dem neuen, unbemannten chinesischen Raumfrachter heranzuschaffen. Die Astronauten werden sich länger als zwei Wochen im All aufhalten können.

Von 2018 bis 2022 soll die Raumstation Tiangong-3 aufgebaut werden, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua kürzlich den Chef des bemannten Raumfahrtprogramms, Yang Liwei. Über die geplante Station ist wenig bekannt. Sicher scheint, dass das Kernelement Tiangong-2 ähneln soll. Mit mehr als 14 Metern Länge und einem Volumen von über 70 Kubikmetern wäre sie vergleichbar mit dem russischen Kernelement der ISS .

Das Labor soll mit einer neuen chinesischen Trägerrakete (Chang Zheng-7) gestartet werden. In die Erdumlaufbahn sollen mindestens zwei weitere Labore folgen und kreuzförmig angedockt werden. Tiangong-3 wird aber im Endausbau nur etwa ein Siebtel der Größe der ISS haben. Sie soll auch Raumfahrer anderer Nationen als Gäste aufnehmen.

Russland plant ebenfalls wieder eine eigene Raumstation, so Präsident Wladimir Putin Anfang des Jahres. 2023 könnte der Aufbau im All beginnen. Die Umlaufbahn der MIR-2 soll über die Pole führen. Das hat weniger wissenschaftliche als wirtschaftliche und politische Gründe. Denn der arktische Ozean könnte nach dem Schwinden des Packeises zu einer neuen Handelsroute zwischen Europa, Kanada und Asien werden. Schließlich würde eine Raumstation in einem polaren Orbit beste Voraussetzungen für Versorgungsflüge zu einer langfristig geplanten Mondbasis am Südpol des Erdtrabanten bieten.

Die neue russische Station könnte aus Modulen bestehen, die eigentlich noch an die ISS gekoppelt werden sollen, berichtete Juri Koptew, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos , der russischen Zeitung Iswestija. In Russland wird an vier ISS-Modulen (Pritschal, Nauka, Nem und Oka-T) gearbeitet. Ob die aber noch an die Internationale Raumstation ankoppeln, ist fraglich. Wahrscheinlicher ist derzeit, dass aus ihnen die neue russische MIR-Station zusammengebaut wird.

Sowohl China, Russland als auch die USA setzen auf eine stärkere Kommerzialisierung der Raumfahrt . Unterstützt von der Luft- und Raumfahrtagentur Nasa haben die Unternehmen Boeing und Bigelow Aerospace derzeit die besten Chancen, eine kommerzielle Station aufzubauen. Bigelow Aerospace entwickelt vier mal drei Meter große, aufblasbare Module. Vier von ihnen sollen im Erdorbit zu einer sternförmigen Station zusammengekoppelt werden. Der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing entwickelt ein CTS-100 genanntes Raumfahrzeug, das Astronauten zu dieser Raumstation bringen soll.

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