„Hashtag Covidlangzeit“ Digitaler Zusammenhalt in der Virus-Krise

Saarbrücken · Corona hält auf Abstand und schweißt doch zusammen: Im Internet sind viele Gemeinschaften zum Leben mit dem Corona-Virus entstanden.

 Viele Menschen nutzen in der Corona-Krise Internetplattformen, um über ihre Erfahrungen und die mit dem Virus verbundenen Ängste zu schreiben. 

Viele Menschen nutzen in der Corona-Krise Internetplattformen, um über ihre Erfahrungen und die mit dem Virus verbundenen Ängste zu schreiben. 

Foto: dpa/Fabian Strauch

Die Infektion ist überstanden und ist es doch nicht. Ob und welche Spuren Corona langfristig im Körper eines Menschen hinterlässt, kann momentan niemand mit Sicherheit sagen. Dass Menschen aber nach der Genesung Folgen der Erkrankung spüren, dafür gibt es viele Belege. Betroffene auf der ganzen Welt tauschen sich über die Erlebnisse einer Corona-Erkrankung aus – etwa auf reddit
(reddit.com/r/covid19positive).

Sie berichten vom Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns, von der Furcht, die sie lähmt, der Antriebslosigkeit, die ihr Leben bestimmt, den Angstzuständen, die sie plagen, der Düsternis der Krankheitstage, den stechenden Schmerzen in der Brust und der Einsamkeit, in die sie Corona zwingt. Und vom Verlust geliebter Menschen, dem Zerbrechen der eigenen Familie, der Unsicherheit, die das Leben zu bestimmen scheint.

Mit ihren Worten brechen sie ihre Angst und Verunsicherung über Corona. Ein Augenblick, in dem sich das Internet von seiner schönsten Seite zeigt. Gegen allen Abstand und jegliche Isolation finden die Menschen Nähe in unmittelbaren Schilderungen. Und das Internet hat weitere, für diese Krise geschaffene Hilfe zu bieten. Sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe.

Eine Erkrankung mit Corona verläuft unterschiedlich. Das Robert-Koch-Institut spricht in seinem fortwährend aktualisierten epidemiologischen Steckbrief zum Virus von einem Krankheitsverlauf, der in Schwere und Symptomatik variiert. Die Beschwerden, die Covid-19-positive Menschen aufweisen, sind also ebenso verschieden wie die Intensität ihrer Erkrankung.

Im Internet haben sich Gemeinschaften gebildet, die sich über die Folgen der Corona-Erkrankung austauschen, beispielsweise in der Facebook-Gruppe „Covidlangzeit“ oder auf Twitter unter dem Hashtag „LangzeitCovid“, dem Stichwort „apresJ20“ oder „LongCovid“. Ein ständiger Fluss an Informationen zu Virus, Studien, Berichterstattung und Erlebtem. Aus den so entstandenen Gemeinschaften sind auch Seiten wie c19langzeitbeschwerden.de oder apresj20.fr entstanden.

Sie bieten Übersichten zu bestehenden Facebook-Gruppen, weltweiten Twitter-Stichworten zum Thema, geben Auskunft zu Langzeit-Symptomen und weisen beispielsweise auf Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland oder Berichte zu Spätfolgen hin.

Neben diesen virtuellen Selbsthilfe-Gemeinschaften gibt es in Deutschland auch klassische Selbsthilfegruppen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums engagieren sich deutschlandweit rund 3,5 Millionen Menschen in der Selbsthilfe. Das Ministerium schätzt, dass es bundesweit zwischen 70 000 und 100 000 Selbsthilfegruppen gibt. Also Gruppen, in denen man sich in Präsenz trifft.

Eine Übersicht zu den bislang bestehenden Corona-Selbsthilfegruppen gibt die Seite Nakos der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen – nakos.de. Wer bereits Selbsthilfe leistet oder eine Selbsthilfegruppe initiieren möchte, findet auf der Seite nützliche Hinweise zur onlinebasierten Kommunikation in der Corona-Krise (bag-selbsthilfe.de/internetbasierte-kommunikation).

Wer im Saarland eine Selbsthilfegruppe sucht, kann die Webseite selbsthilfe-saar.de aufrufen. Eine eigens für Corona-Erkrankte gegründete Hilfegruppe gibt es derzeit laut Themenliste der Internetseite noch nicht. Dafür finden sich auf der Webseite ebenfalls Hinweise zur Gründung einer Selbsthilfegruppe (selbsthilfe-saar.de/fuer-interessierte) sowie zu anderweitigen Selbsthilfegruppen.

Weitere Infos: selbsthilfe-saar.de

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