Neue Corona-App Telekom und SAP sollen App entwickeln

Berlin · Die Bundesregierung will die Entwicklung der Corona-App vorantreiben. Saarbrücker Forscher sind als Berater dabei.

 Die geplante Corona-App für den Kampf gegen die Ausbreitung von Infektionen soll von der Telekom und SAP entwickelt werden.

Die geplante Corona-App für den Kampf gegen die Ausbreitung von Infektionen soll von der Telekom und SAP entwickelt werden.

Foto: dpa/Oliver Berg

() Die Bundesregierung hat entschieden, dass ihre Corona-Warn-App federführend von der Deutschen Telekom und dem Software-Konzern SAP entwickelt wird. Informatiker des Saarbrücker IT-Forschungszentrums Cispa der Helmholtz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft sollen bei der Entwicklung beraten, wie die Ministerien für Gesundheit und Inneres sowie das Kanzleramt mitteilten.

Die Corona-Apps sollen helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden. Sie sollen erfassen, welche Smartphones einander nahe gekommen sind und Nutzer warnen, falls sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten haben. In der Entwicklung sind bereits mehrere Apps. Dabei ist wichtig, dass möglichst viele Nutzer die Programme verwenden.

Bei den Apps kommt nicht die Positionserkennung per GPS, sondern ausschließlich der Bluetooth-Funk zum Einsatz. Über die Signalstärke soll die Entfernung zwischen zwei Smartphones ermittelt werden, und zugleich sollen die Smartphones über kurze Abstände per Bluetooth anonyme Kennungen austauschen. Wenn bei einem Nutzer eine Infektion festgestellt wird, meldet er das in der App und über einen Abgleich der Kennungen können Personen benachrichtigt werden, die sich in seiner Nähe aufhielten. Die Meldung des Anwenders muss von den Gesundheitsbehörden bestätigt werden, damit kein Missbrauch der App für Fehlalarme möglich ist.

Zwei technische Verfahren stehen dabei zur Wahl. Die Bundesregierung gab nun dem sogenannten dezentralen Verfahren den Vorzug. Das bedeutet, dass der Abgleich der Kennungen ausschließlich auf den Smartphones der Nutzer stattfindet und nicht zentral auf einem Server. Das gilt bei IT-Fachleuten und Datenschützern als die sicherere Lösung mit geringerer Gefahr von Überwachung und Missbrauch. Die Bundesregierung hat sich nach heftiger Kritik von IT-Spezialisten auf den dezentralen Ansatz festgelegt. „Der Infizierte erfährt dabei nicht, welche seiner Kontakte informiert werden und die Kontaktierten erfahren nicht, wer der Infizierte ist“, betonte die Regierung.

Google und Apple als Entwickler der beiden einzigen relevanten Smartphone-Plattformen wollen im Mai Schnittstellen freischalten, auf die Entwickler von Corona-­Apps aufsetzen können. Smartphones können dann erkennen, wie lange und auf welcher Entfernung zwei Geräte nebeneinander waren. Diese Kennungen sollen im Konzept von Apple und Google alle zehn bis 20 Minuten wechseln, um eine Nachverfolgung einzelner Geräte unmöglich zu machen. Die Gesundheitsbehörden können in den Apps festlegen, ab welcher Entfernung und Kontaktdauer sie von einem Ansteckungsrisiko ausgehen. Maximal werden bis zu 30 Minuten erfasst.

Bei der App für die Bundesregierung soll SAP die technische Plattform stellen und die Telekom ist für alles zuständig, was mit Netzwerk und Mobilfunk zu tun hat. Unklar ist noch, ob sie auf eines der bereits vorliegenden technischen Konzepte zurückgreifen wollen. Der Telekom-Konkurrent Vodafone hatte zuvor bei der Initiative PEPP-PT für eine europäische Warn-App mitgemacht.

Die internationale Initiative will ihre bisherigen Erkenntnisse für SAP und die Deutsche Telekom bereitstellen. Das teilte die Gruppe aus Wissenschaftlern, Unternehmen und einzelnen Entwicklern mit. Sie habe in den vergangenen Wochen eine europäische Software-Architektur für länderspezifische Corona-Programme entwickelt.

Nach der Fertigstellung durch die Telekom und SAP soll die App durch das Robert-Koch-Institut herausgegeben werden, erklärten die Ministerien. In einer zweiten Stufe sei dann auch geplant, einen Forschungsserver einzurichten, der auf Basis der Daten von Testpersonen pseudonymisierte Daten zur Analyse der Corona-App nutzen kann.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber sollen von Anfang an in die Entwicklung eingebunden werden, erklärt die Bundesregierung. Es solle auch darauf geachtet werden, dass die deutsche App mit anderen europäischen Lösungen kompatibel ist. Zuletzt setzte Frankreich noch auf eine zentrale Lösung und stieß dabei an Einschränkungen für den Einsatz von Bluetooth. IT-Fachleute gehen davon aus, dass sich die Schnittstellen von Apple und Google am Ende als effiziente Lösung durchsetzen. Beide setzen auf den dezentralen Ansatz der Datenspeicherung.

(dpa)
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