Abzocke mit Tabletten und Gold Perfide Geschäfte in der Corona-Krise

Saarbrücken · Betrüger versuchen in diesen Tagen die Ängste der Menschen auszunutzen. Viele bieten gefälschte Goldmünzen an.

 Abzocker verdienen an den Ängsten der Verbraucher Unsummen und bieten im Internet vermeintliche Wundermittel gegen Covid-19 an.

Abzocker verdienen an den Ängsten der Verbraucher Unsummen und bieten im Internet vermeintliche Wundermittel gegen Covid-19 an.

Foto: dpa/Hans-Jürgen Wiedl

Corona-Zeiten lassen eine Branche aufblühen, auf die wir gerne verzichten würden – die der findigen Betrüger. Sie nutzen die Verunsicherung und die Zukunftsangst der Menschen aus.

Weil Anleger Vermögensverluste wegen der schwankenden Aktienmärkte vermeiden und einer möglichen Inflation entgehen wollen, flüchten viele in Edelmetall. Vor allen Dingen Gold- und Silbermünzen sind derzeit heiß begehrt – so sehr, dass sie im Onlinehandel mit kräftigen Preisaufschlägen verkauft werden. Die Zeitschrift Finanztip berichtet, dass bei beliebten Münzen wie dem Krügerrand oder den Wiener Philharmonikern Preisaufschläge bis zu 13 Prozent die Regel sind. „Aus Renditegesichtspunkten ergibt das wenig Sinn“, heißt es bei Finanztip. Diesen Aufschlag bekomme der Anleger nie wieder zurück.

Der Fachdienst Goldreporter sieht am Edelmetall-Markt derzeit Wildwest-Methoden um sich greifen. Betrüger würden davon magisch angelockt. Es gebe Online-Plattformen, auf denen Leichtgläubigen nicht nur überteuerte Ware angeboten werde, sondern auch dreiste Fälschungen. Bei virtuellen Auktionshäusern wie Ebay oder dem chinesischen Pendant Alibaba seien Goldmünzen wie der American Eagle für die Hälfte ihres aktuellen Marktwerts versteigert worden. Das könnten nur Fälschungen sein, vermuten die Goldreporter. Außerdem würden dort Goldmünzen feilgeboten, „deren Echtheit äußerst zweifelhaft erscheint und deren Preise zudem völlig überteuert sind“. Aufschläge von bis zu 33 Prozent seien registriert worden. Wer Zweifel an der Echtheit seiner neu erworbenen Münzen hat, kann das auch als Laie testen. Ein gängiges Verfahren ist die Magnetprüfung. Gold wird von einem starken Magneten abgestoßen, erklärt das Online-Vergleichsportal Gold.de. Dort werden noch weitere Methoden vorgestellt, mit denen man ohne großen Aufwand herausfinden kann, ob das online erworbene Metall wirklich so edel ist wie angegeben.

Corona-Abzocker treiben aber auch am virtuellen Bankschalter ihr Unwesen. So geistern E-Mails mit dem Briefkopf der Sparkassen durch das Internet, in denen es scheinheilig heißt, dass „Ihre Sicherheit und Gesundheit und die unserer Mitarbeiter uns sehr am Herzen liegen“. Daher habe man sich leider dazu durchringen müssen, „kleinere Filialen vorübergehend zu schließen“. Um weiterhin in Kontakt bleiben zu können biete die Sparkasse netterweise an, die Aktualität der Anschrift, der Telefonnummer und der E-Mail-Adresse zu überprüfen. Sobald der Button „jetzt prüfen“ gedrückt werde und man die die gewünschten Daten preisgebe, „werden diese direkt an die Betrüger gesendet“, warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI). Geködert würden die Leute nicht nur mit ihrer Sorge, wegen der Epidemie zeitweise auf Bankdienste verzichten zu müssen. Auch der Trend, von zu Hause aus vieles zu erledigen, werde von Betrügern ausgenutzt, um an persönliche Daten zu kommen. Das BSI warnt daher zur Vorsicht „bei E-Mails von fremden Adressen, die Links zu angeblichen Programmen für die Arbeit im Homeoffice oder zur Videotelefonie enthalten“.

Die Corona-Krise nutzen auch den Hersteller und Verkäufer von dubiosen und gefälschten Medikamenten. Über eigens eingerichtete Internet-Seiten oder Online-Shops würden solche Arzneimittel, aber auch Gesichtsmasken sowie Desinfektionsmittel angeboten, die nicht den vorgeschriebenen Standards entsprechen, so das Bundeskriminalamt. Seriöse Händler findet der Online-Besteller beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) . Das Institut warnt eindringlich davor, dass die Einnahme gefälschter Arzneimittel „eine Gefahr für Leib und Leben bedeuten kann“. Bei Nahrungsergänzungsmitteln, die derzeit auch angeboten werden und die gegen Corona helfen sollen, ist Lebensgefahr zwar nicht zu befürchten. Aber „die Behandlung von Krankheiten ist keine Aufgabe von Nahrungsergänzungsmitteln“, heißt es auf der Internet-Seite klartext-nahrungsergaenzung.de, ein Service der Verbraucherzentralen. Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) weist darauf hin, dass die Einnahme von solchen Mitteln „eine Erkrankung mit dem Virus nicht verhindern oder im Falle einer Infizierung mit dem Virus die Krankheitsfolgen nicht wirksam lindern oder heilen kann“.

Wer online nach Antworten auf Ernährungsfragen und bei Gesundheitsproblemen sucht, kann sich auf zertifizierten Seiten umtun, die nicht darauf aus sind, für teures Geld unnützes Zeug zu verkaufen. Einen Verhaltenskodex für Betreiber von Gesundheitsseiten hat beispielsweise die Schweizer Stiftung
Health On the Net (Hon) mit dem sogenannten ­Hon-Code erarbeitet. Der Kodex soll die Glaubwürdigkeit von medizinischen Informationen im Internet verbessern, erklärt die Stiftung. Einen ähnlichen Service bietet das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem an. Das Forum verbürgt sich dafür, dass es sein Qualitätssiegel nur an Webseiten vergibt, die „qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen bereithalten“.

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