Erweiterbare Smartphones Baukasten für das perfekte Handy

Berlin · Erweiterbare Smartphones sollen für jeden individuell die passenden Funktionen zur Verfügung stellen können. Die Umsetzung dieses Konzepts gestaltete sich bisher jedoch oft schwierig.

 Leistungsstarke Kamera, Eingabegerät für Handyspiele oder smarter Lautsprecher: Bei Smartphones im Baukasten-Prinzip können verschiedene Module je nach Bedarf an das Gerät angedockt werden.

Leistungsstarke Kamera, Eingabegerät für Handyspiele oder smarter Lautsprecher: Bei Smartphones im Baukasten-Prinzip können verschiedene Module je nach Bedarf an das Gerät angedockt werden.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Ein Smartphone, das genau das kann, was der Besitzer braucht, zusammengesetzt aus beliebigen Modulen wie etwa einem leistungsstarken Akku, smarten Lautsprecher oder einem Eingabegerät für Handyspiele: Mit diesem Konzept sorgten Googles „Project Ara“ und auch „Phonebloks“ 2013 für Aufsehen. 2016 stellte LG ein ähnliches Modell, das G5, vor, das per Steckschacht um Ersatzakku, Kameramodul oder einen Audioprozessor erweitert werden kann. Und auch Motorola bietet seinen Kunden ein Smartphone an, welches individuell angepasst werden kann. Die erfolgreiche Umsetzung gelang jedoch nicht allen Herstellern.

Nachdem Google die Veröffentlichung der „Project-Ara“-Smartphones mehrmals nach hinten verschoben hatte, verkündete der Konzern 2016 eine Neuausrichtung seiner Idee: Ursprünglich war geplant, dass auch Grundbestandteile wie Bildschirm und Prozessor austauschbar sein sollten. Später sollten die Geräte lediglich noch sechs Steckplätze erhalten, um das Gerät um verschiedene Funktionen erweitern zu können. Noch im selben Jahr verkündete Google dann überraschenderweise das Ende von „Project Ara“.

Eine ähnliche Vision hatte der niederländische Designer Dave Hakkens, als er 2013 „Phonebloks“ vorstellte: Er wollte ein Smartphone entwickeln, das Elektronikschrott vermeidet, indem einzelne defekte Teile ausgetauscht werden können, anstatt dass das ganze Gerät weggeworfen werden muss. Auf den Markt kam das Handy noch nicht, laut der Webseite wird an dem Projekt jedoch weiterhin gearbeitet.

Das LG G5 hingegen schaffte es 2016 auf den Markt. Trotz austauschbarem Akku und einsetzbaren Modulen, beispielsweise für eine bessere Kamerafunktion, wurde das Modell kein Erfolg. LG reagierte: Das Anfang des Jahres vorgestellte Nachfolgergerät G6 setzte nicht mehr auf das Baukasten-Prinzip. Restbestände des modularen Smartphones sind weiterhin ab rund 300 Euro für das Basisgerät erhältlich, zusätzliche Module müssen einzeln hinzugekauft werden.

Auch Motorolas Version, die „Moto Mods“, sind Einzelmodule für bestimmte Zwecke, die an ein Smartphone der Moto-Z-Reihe angedockt werden. Um ein Modul zu tauschen, wird es magnetisch ans Smartphone angedockt und soll sich direkt nahtlos in die Smartphone-Nutzung einfügen: Häufig muss nicht mal eine App installiert werden. Das Kameramodul „Moto 360 Camera“ etwa lässt sich über die normale Kamera-App bedienen und kann unter anderem 360-Grad-Videos aufnehmen. Das hat jedoch seinen Preis: Das Zusatzmodul kostet derzeit rund 280 Euro.

Auch besserer Klang könne nachgerüstet werden: Nutzer haben etwa die Wahl zwischen einem einfachen Zusatzlautsprecher mit eigener Stromversorgung für 100 Euro oder einem smarten Lautsprecher mit integriertem Sprachassistenten Alexa für 120 Euro. Das Modul Gamepad für 90 Euro eignet sich wiederum für Menschen, die sich häufig mit Handyspielen beschäftigen.

Mit seinen „Moto Mods“ setzt Motorola hingegen nicht so sehr auf Nachhaltigkeit wie Konzepte wie „Phonebloks“ oder „Project Ara“. Statt für seinen jeweiligen Bedarf ein Telefon zusammenzubasteln, ergänzen die Module eher ein bereits ausgestattetes Telefon der Moto-Z-Reihe um Spezialfähigkeiten. Auch passen die Module, die preislich zwischen 25 und 350 Euro liegen, nur an wenige verfügbare Smartphone-Modelle, die selbst je nach Ausstattung bereits zwischen 400 und 750 Euro kosten.

Da Motorola die Plattform der Module auch für Dritthersteller geöffnet hat, könnten jedoch weitere interessante Zusatzgeräte folgen. Für 2018 wurde beispielsweise eine Sofortbildkamera zum Anstecken angekündigt.

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