Augenbinde für Datenspione

Saarbrücken · Wer sich im Internet für ein bestimmtes Produkt interessiert, bekommt in der Folge Werbung zu ähnlichen Artikeln eingeblendet. Möglich ist das, weil sogenannte Trackingdienste das Surfverhalten der Nutzer verfolgen und speichern. Anwender können sich gegen die Ausspähung jedoch mit speziellen Programmen schützen.

 Wer im Internet surft, hinterlässt stets Spuren. Unternehmen verfolgen sie, um regelmäßig Profile von Nutzern zu erstellen.

Wer im Internet surft, hinterlässt stets Spuren. Unternehmen verfolgen sie, um regelmäßig Profile von Nutzern zu erstellen.

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Jeder Klick im Internet verrät etwas über den Nutzer - seien es seine Gewohnheiten, Wünsche, Probleme oder gar die politische Einstellung. Auf die Auswertung von Nutzerdaten spezialisierte Programme, sogenannte Tracker, verfolgen das Surfverhalten der Verbraucher, um ein detailliertes Profil von ihnen erstellen zu können. Der Einsatz von Trackingdiensten wie etwa Google Analytics ist aus dem Online-Marketing vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Die Kenntnis über das Kundenverhalten hilft ihnen, ihr Angebot an die mutmaßlichen Interessen der Konsumenten anzupassen. Die ärgerliche Folge: zielgerichtete Werbung , die den Nutzer aufdringlich verfolgt.

In einer Vortragsreihe der IT-Sicherheitsinitiative Saar klärte Ben Stock, Forscher am Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit (CISPA) an der Saar-Uni, über "Chancen und Risiken des modernen Web-Trackings" auf. Im Vordergrund stand die Frage, wie sich Nutzer vor Datenschnüfflern im Internet schützen können.

Das am weitesten verbreitete Mittel zur Identifikation eines Nutzers seien Cookies, so Stock. Das sind kleine Textdateien, die beim Besuch einer Webseite für längere Zeit auf dem Computer abgelegt werden. Der Webserver speichert Cookies im Browser des Nutzers und kann sie immer wieder abrufen, wenn dieselbe Seite zu einem späteren Zeitpunkt erneut angeklickt wird.

Doch nicht alle Cookies sind gleich. Sogenannte Erstanbieter-Cookies werden von den Betreibern der jeweiligen Webseite gesetzt, Drittanbieter-Cookies hingegen von jenen Unternehmen, die Anzeigen schalten. Mit letzteren ist es möglich, die Aktivitäten eines Nutzers über mehrere Webseiten hinweg zu protokollieren und herauszufinden, welche Seiten er besonders häufig besucht. Daraus können Rückschlüsse auf seine individuellen Vorlieben gezogen werden. Nutzer können Drittanbieter-Cookies in ihren Browsereinstellungen zwar deaktivieren oder nach jeder Sitzung löschen lassen, doch das reiche nicht, um Datenspione aufzuhalten.

Cookies seien längst nicht mehr die einzige Methode, die Tracker verwenden. Eine für den Nutzer kaum erkennbare Technik sei das sogenannte Browser-Fingerprinting, das umfassende Infos zu Browsertyp und -konfiguration eines Nutzers liefere. Aus diesen Daten könnten Werbeindustrie oder soziale Netzwerke ein sehr genaues Persönlichkeitsprofil stricken.

Anbieter müssten jedoch zunehmend darauf achten, Tracking auf datenfreundliche Art anzuwenden, so Stock. Jede kommerzielle Webseite sei dazu verpflichtet, eine Datenschutzerklärung mit Hinweisen zum Tracking abzugeben. Zudem müsse zwingend angegeben werden, welche Daten zu welchem Zweck erhoben würden.

Wenngleich eine Abwehr aller Tracking-Methoden nur schwer umzusetzen sei, gebe es dennoch Wege, sich zumindest bedingt vor den Eingriffen in die Privatsphäre zu schützen, erklärt Stock. Dies sei vor allem mit Hilfe von sogenannten Browser-Extensions möglich.

Stock empfiehlt dabei die Erweiterungen AdBlock und Ghostery für die Browser Firefox und Chrome. Während AdBlock für ein werbefreies Surfen sorge, ermöglicht das kostenlose Anti-Tracking-Programm Ghostery einen Überblick über die Vielzahl der Unternehmen, die den Nutzer anhand gesetzter Cookies ausspionieren. Zudem könnten Nutzer separate Browser für verschiedene Zwecke verwenden, so Stock. Für private Angelegenheiten eigne sich dabei die Funktion "Inkognito Modus", bei der Cookies nicht gespeichert werden.

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