Auf der Suche nach dem Ohrwurm

Saarbrücken · Im Radio läuft ein eingängiges Lied, doch man hat keine Ahnung, wie der Titel heißt und wer ihn singt. Um das Stück zu finden, reicht es oft schon, sich eine kurze Passage der Melodie zu merken.

Es gibt Pop- und Rocksongs, die jeder schon mal gehört hat. Michael Jacksons "Billie Jean" ist so ein Kandidat, Van Halens "Jump" oder auch Deep Purples "Smoke on the Water". Vermutlich so ziemlich jeder Beatles-Song. Doch so bekannt viele Melodien auch sind, wer das Stück aufspüren will, ohne Titel, Interpret oder zumindest eine Textpassage zu kennen, stößt mit Google und Co. schnell an seine Grenzen. Abhilfe schafft die kostenlose Suchmaschine midomi.com.

Midomi wirbt damit, ein Musikstück erkennen zu können, egal, ob es im Original gespielt oder vom Nutzer gesungen, gesummt oder gepfiffen wird. Die Technik dahinter heißt MARS (Multimodal Adaptive Recognition System) und ist in der Lage, gesungenen Text ebenso zu erfassen wie Melodien. Alles was der Nutzer zum Füttern von Midomi braucht, ist ein Mikrofon.

Alles klar, Herr Kommissar?

Am besten funktioniert Midomi, wenn man das Mikro direkt an einen Lautsprecher hält, aus dem das Originalstück erklingt. Ob Cypress Hills "Insane in the Membrane", Lady Gagas "Bad Romance" oder Kraftwerks "Die Roboter", Midomi erkennt das Lied innerhalb weniger Sekunden, vorausgesetzt, es handelt sich um eine repräsentative Passage. "Voodoo People" (The Prodigy) etwa erkennt Midomi erst, wenn die Musik einsetzt. Die Dschungelgeräusche zu Beginn reichen für eine korrekte Erfassung nicht aus. Keine Rolle spielt hingegen die Sprache des Gesangs. Falcos "Der Kommissar" wird ebenso problemlos erkannt wie "Under Norrskenets Fallande Ljusspel" der schwedischen Band Vintersorg. Auch mit Instrumentalstücken hat Midomi keine Probleme, von klassischen Stücken wie etwa dem ersten Satz von Beethovens sechster Symphonie bis hin zum Morricone-Soundtrack zu "Für ein paar Dollar mehr". Das Titelstück des Westerns erkennt Midomi direkt anhand des berühmten Pfeifintros - allerdings nur im Original.

Pfeift man die Melodie kurzerhand selber ins Mikro, findet Midomi nichts. Generell schwanken die Ergebnisse deutlich, wenn der Nutzer selbst vor dem Bildschirm musikalisch aktiv wird. So findet die Maschine etwa anstandslos ein selbstgesungenes "We built this City" (Starship) oder ein gesummtes "Mamma Mia" (ABBA), scheitert aber etwa an "Sultans of Swing" (Dire Straits) oder "South of Heaven" (Slayer), egal ob gesungen oder anderweitig nachgeahmt. Das markante Gitarren-Intro von South of Heaven erkennt Midomi kurioserweise auch dann nicht, wenn man Slayer-Gitarrist Kerry King via Youtube-Video das Riff auf der Gitarre vorspielen lässt.

Die sicherste Variante, ein Lied im Netz zu finden, ist daher die Suche nach einer bestimmten Textpassage. Dazu gibt es eine ganze Reihe spezieller Suchmaschinen für Liedtexte, so etwa liedsuche.ch oder songtexte.com. Diese basieren auf dem Mitmachprinzip: Die Texte werden von den Nutzern selbst in die jeweilige Datenbank hochgeladen und entsprechend lückenhaft ist das abgedeckte Liedrepertoire.

Bei Google sitz ich vorn

Das mit Abstand beste Ergebnis erzielt man daher, wenn man die Textpassage in eine normale Web-Suchmaschine eingibt. Google und Co. sind in der Lage, die Textdatenbanken der Spezialisten gleichzeitig zu durchsuchen - irgendwo ist das gesuchte Lied sicher vertreten. Praktischerweise enthält die Trefferliste bei Google zudem oftmals Youtube-Videos der gesuchten Titel. Nach Eingabe des Suchtextes "sitz ich beim Schwager vorn" blendet Google automatisch zwei Youtube-Links mit Aufnahmen von "Hoch auf dem gelben Wagen" ein.

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Am RandeNoch einfacher als auf dem PC ist die Musikerkennung auf dem Smartphone, da dort das nötige Mikrofon direkt im Gerät verbaut ist. Midomi gibt es seit 2008 für Mobilgeräte, der Dienst heißt dort inzwischen aber SoundHound. Die App ist für Android, iOS, Windows Phone und Blackberry kostenlos zu haben. Bereits seit 2002 gibt es die App Shazam. Diese beherrscht im Gegensatz zu Midomi aber nur das Erkennen von Originalstücken. Auch Shazam finden Interessierte kostenlos im jeweiligen App Store. mth

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