Auf der Jagd nach falschen Fotos

Kaiserslautern · Wer erfundene Meldungen verbreitet, versucht häufig, diese Behauptungen mit gefälschten Bildern zu stützen. Das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz entwickelt ein Programm, das die Fälschungen entlarven soll.

Zwischen Fälschung und Wahrheit liegt im Internet oft nur ein Mausklick. Gefälschte Nachrichten, Fachausdruck Fake News, lassen sich millionenfach mit wenig Aufwand verbreiten, dazu werden von den Urhebern gern angebliche fotografische "Beweise" platziert, die eine Behauptung untermauern sollen. Selbst zu den abstrusesten Themen lassen sich in der Bilderflut der sozialen Netzwerke oft Fotos finden, und wenn partout kein taugliches zu bekommen ist, dann wird es eben gefälscht.

Das Thema wird spätestens seit dem vergangenen US-Wahlkampf auch von der deutschen Politik ernst genommen. Nach Angaben des US-Medienportals Buzzfeed befasste sich die Hälfte der erfolgreichen Nachrichtenfälschungen im vergangenen Jahr mit politischen Themen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom ist 68 Prozent der Bundesbürger 2016 mindestens eine solche gefälschte Nachricht aufgefallen.

Informatiker des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern entwickeln nun ein Programm, das Fake News anhand gefälschter Bilder entlarven soll. Die Software, so erklärt Professor Andreas Dengel, könne aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissene und manipulierte Fotos erkennen und Internet-Nutzer anschließend auf mutmaßliche Fälschungen hinweisen.

Der von der Informatikerin Sarah Elkasrawi entwickelte News-Verifier ist Abkömmling eines Kooperationsprojektes des DFKI mit BKA, Europol und der Schweizer Polizei. Für sie entwickelten die DFKI-Informatiker bereits Programme zur automatisierten Suche nach Kinderpornografie, erklärt Dengel. Sie sind in der Lage, Bildinhalte zu erkennen und zu vergleichen. Der News-Verifier wird nach ähnlichen Prinzipien arbeiten.

Das Programm analysiert bei der Prüfung einer Nachricht, ob das untersuchte Bildmaterial möglicherweise bereits früher in einem völlig anderen Zusammenhang publiziert worden ist, erklärt Sarah Elkasrawi. Es untersuche dabei ähnliche Fotos und überprüfe deren Zeitstempel. Andere am DFKI entwickelte Algorithmen seien schließlich in der Lage, in beschnittenen oder auf anderen Wegen manipulierten Bilder die Originale wiederzuerkennen. Es könne also Fotos entlarven, bei denen zum Beispiel Objekte oder Personen eingefügt oder entfernt wurden. Der News-Verifier analysiere Texte von Webseiten, um den Zusammenhang zwischen Bild und Text herauszufinden und füttere eine Datenbank mit Informationen über Internet-Adressen, die bereits als Nachrichtenquellen von zweifelhaftem Ruf entlarvt wurden.

Eine Gesichtserkennung werde im Prototyp als Nächstes integriert, erklärt Andreas Dengel. Dieses Programmmodul, an dem die DFKI-Forscher jetzt arbeiten, überprüfe, ob auf einem Foto tatsächlich die angegebene Person abgebildet ist. Wenn diese Programmierung und die anschließenden Tests abgeschlossen sind, solle der News-Verifier allgemein verfügbar sein. Bis dahin könne allerdings noch ein gutes halbes Jahr ins Land gehen.

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