Ahnenforschung im Internet Auf den Spuren der Vorfahren

Saarbrücken · Mussten sich Ahnenforscher früher noch aufwändig durch Archive wühlen, genügen heute bereits wenige Mausklicks.

 Menschen, die mehr über ihre Vorfahren oder ihren Nachnamen wissen möchten, können auf die zahlreichen Angebote im Netz zurückgreifen.

Menschen, die mehr über ihre Vorfahren oder ihren Nachnamen wissen möchten, können auf die zahlreichen Angebote im Netz zurückgreifen.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Viele Menschen interessieren sich für den eigenen Stammbaum und wollen wissen, wer Teil ihrer Familie ist, woher ihr Nachname stammt oder wo ihre Vorfahren gelebt haben. Meist befragen sie dazu ältere Verwandte, Standesämter können unter Umständen ebenfalls weiterhelfen. Aber auch das Internet ist ein guter Ort, um Ahnenforschung zu betreiben, denn viele überlieferte Informationen wurden mittlerweile digitalisiert und ins Netz gestellt.

Bereits seit 1989 existiert die mittlerweile größte genealogische (Genealogie = Ahnenforschung) Vereinigung Deutschlands unter dem Namen Computergenealogie e.V.. Sie stellt unter compgen.de verschiedene Datenbanken zur Verfügung, die Hobby-Familienforschern weiterhelfen sollen. So gibt es beispielsweise solche mit Ahnenlisten und Stammbäumen anderer Nutzer, Ortsverzeichnissen, Ortsfamilienbüchern, Familienanzeigen aus Tageszeitungen, dokumentierten Grabsteinen, Totenzettelsammlungen oder Verlustlisten aus den Weltkriegen. Auch Ergebnisse der eigenen Nachforschungen können Nutzer hier veröffentlichen.

Für Vereinsmitglied Günter Junkers hat die Digitalisierung in der heutigen Forschung einen hohen Stellenwert. „Ich kann mir die Ahnenforschung ohne Internet nicht mehr vorstellen. Der größte Vorteil ist der schnelle Zugang zu vorhandenen Daten“, sagt Junkers. „Früher mussten Briefe geschrieben, Archive oder Kirchengemeinden kontaktiert und besucht werden.“ Allerdings ist er sich sicher, dass auch heute erfolgreiche Ahnenforschung nicht ausschließlich über das Internet betrieben werden kann, da bisher nur ein Bruchteil der vorhandenen Daten online zugänglich ist. Außerdem müssen laut Junkers Informationen, die im Netz ohne Quellenangabe gefunden wurden, häufig offline überprüft werden.

Projekte der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz beschäftigen sich speziell mit der Namensforschung, im Fachjargon „Onomastik“ genannt. Unter anderem sind die Mitarbeiter gerade dabei, ein Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) zusammenzustellen. Das Langzeitprojekt läuft seit 2012 und soll voraussichtlich 2035 beendet sein. Derzeit sind über 11000 Nachnamen gelistet. Die Datenbank macht Angaben zu Häufigkeit, Herkunftsland, Verbreitung in verschiedenen Ländern und gibt weitere Informationen zur Bedeutung der Namen. So steht beispielsweise der Nachname „Meyer“ mit 83586 Nennungen auf Rang 6. Er ist besonders häufig im Nordwesten Deutschlands verbreitet und wurde nach einem Beruf im Mittelalter benannt. Das DFD sowie weitere Informationen und Projekte zur Namensforschung sind auf der Internetseite namenforschung.net verfügbar.

Andere Webseiten haben sich vor allem auf die Dokumentation der Forschungsergebnisse spezialisiert. So beispielsweise die Portale myheritage.de, ancestry.de sowie geneanet.org. Dort können Interessierte Grunddaten von sich selbst oder bekannten Familienmitgliedern, wie beispielsweise Name, Geburts- und Sterbedatum oder Geburtsland, eintragen und auf Wunsch auch mit einem Bild der Person versehen. Die Webseite erstellt dann auf der Basis dieser Informationen einen Stammbaum. Dieser Dienst wird zumeist kostenlos angeboten, für einen erweiterten Zugang zu Daten kann jedoch ein kostenpflichtiges Abonnement fällig werden. Für reine Dokumentationszwecke eignen sich auch Computer-Programme zum Erstellen von Stammbäumen, Ahnenlisten und Ähnlichem. Kostenlos geht das beispielsweise auf der Webseite ahnenblatt.de, kostenpflichtig auf winahnen.de für einmalig 30 Euro und auf daubnet.com/ages für einmalig 40 Euro. Beide Seiten bieten eine kostenlose Testversion an.

Um Informationen zu Vorfahren und Familien plattformübergreifend austauschen zu können, wurde das „GEDCOM“-Format eingeführt. Es wird von zahlreichen Webseiten und Programmen zur Ahnenforschung unterstützt und erlaubt so einen einfachen Wechsel zwischen Anbietern, ohne alle Daten neu eingeben zu müssen. Hat ein Nutzer also beispielsweise seinen Stammbaum auf der Webseite myheritage.de erstellt und möchte zur ahnenblatt.de-Software wechseln, kann er die eingegebenen Informationen auf der ursprünglichen Seite im GEDCOM-Format speichern und beim neuen Anbieter hochladen. Wie das bei den einzelnen Anbietern genau funktioniert, wird auf den jeweiligen Webseiten erklärt.

Wer die Ergebnisse seiner Nachforschungen im Internet präsentieren möchte, müsse sich an Datenschutzrichtlinien halten, erklärt Günter Junkers. Das gelte allerdings vor allem für Daten von noch lebenden Personen. Deren Informationen dürften nur mit Einwilligung veröffentlicht werden. „Nach dem Personenstandsgesetz sind die Daten von Personen, die vor 30 Jahren oder mehr verstorben sind, frei zugänglich und dürfen somit auch veröffentlicht werden“, sagt Junkers. „Bei umfangreichen Datensammlungen, wie zum Beispiel zu allen Familien eines Ortes in einem Familienbuch, ist es daher ratsam, keine Daten aus jüngerer Zeit zu veröffentlichen“, so der Ahnenforscher.

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