Mehr Leistung und Sicherheit für Skifahrer Die digitalen Helfer auf den Pisten

München · Neueste Technologie kommt auch im Skisport zum Einsatz. Sie soll Leistung und Sicherheit der Fahrer verbessern.

 Das Smartphone wird inzwischen auch beim Skifahren für verschiedenste Zwecke eingesetzt.

Das Smartphone wird inzwischen auch beim Skifahren für verschiedenste Zwecke eingesetzt.

Foto: dpa-tmn/Benjamin Nolte

Skifahren ist ein Naturerlebnis, doch die Digitalisierung hält auch hier Einzug, wie die Sportartikelmesse Ispo in München zeigte. Viele Unternehmen entwickeln Sensoren und Anwendungen, welche die Skiwelt analysieren und vermessen. Die einen sollen für mehr Leistung, die anderen für eine bessere Sicherheit der Fahrer sorgen.

Das in der Schweiz entwickelte Snowcookie-System besteht aus drei Sensoren und einer ­Smartphone-App. Zwei der Sensoren bringt ein Fahrer an seinen Skibrettern an, den dritten trägt er mit einem Gurt vor der Brust. Die Sensoren sollen dem Fahrer dabei helfen, seine eigene Leistung besser einzuschätzen.

In der dazugehörigen App, die bislang nur auf neueren iPhones läuft, kann sich ein Nutzer unter anderem ganz genau die Zahl der Schwünge auf einer Abfahrt anzeigen lassen. Das Programm registriert sogar, mit welcher Technik der Skifahrer die Piste bewältigt hat. Über den Tag bewertet die App mittels der Daten außerdem Ausdauer, Geschwindigkeit, Stil oder Engagement. So sollen sich Fort- und Rückschritte nachverfolgen lassen. Das System ist in seiner günstigsten Ausführung ab rund 300 Euro zu haben.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das deutsche Startup-Unternehmen Moticon mit seiner Science-Sohle. Dabei handelt es sich um eine mit digitalen Sensoren ausgestattete Einlegesohle. Laut ­Moticon ist diese derzeit bei Skispringern und Astronauten im Testeinsatz. Der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) habe sie ebenfalls getestet. Die Sohle im Skischuh kann detaillierte Daten zum Fahrstil messen, etwa ob der Fahrer seine Skier mehr über seine Ferse oder den Ballen steuert. Über Tests hinaus sei das Projekt mit dem DSLV bislang noch nicht hinausgekommen, sagt das Unternehmen.

Die Leistung des Skifahrers protokollieren soll auch der Smart-Ski der Firma Elan. Der slowenische Hersteller integriert die Sensoren zur Messung des Fahrverhaltens direkt in die Skibretter. Die Sensoren messen unter anderem Gleichgewicht und Position des Fahrers. Ende März sollen Wintersportler das Produkt laut Angaben des Unternehmens testen können.

Andere Technologien sollen den Skifahrer auf der Piste besser absichern. So etwa ein Konzept des schwedischen Unternehmens POC. Dabei wird ein Chip mit Nahfeldkommunikation (NFC) in einen Helm eingebaut. Diese Technologie nutzen auch neuere ­Smartphone-Modelle. Mit ihr können Geräte auf kurze Entfernung Daten miteinander austauschen. Auf dem Chip können Fahrer Daten speichern, die Retter im Notfall auslesen können. Darunter sind etwa Angaben zu Vorverletzungen, Blutgruppe und Unverträglichkeiten. Rettungskräfte könnten im Notfall so wertvolle Sekunden sparen, meint Albert Meier vom DSLV.

Ein weiterer Helfer für Wintersportler ist das System Aware Impact des Unternehmens Flaxta. Sensoren am Skihelm messen Stoßeinwirkungen auf den Kopf des Fahrers. So könnten Retter besser beurteilen, ob ein Verletzter eine Gehirnerschütterung erlitten habe, sagt Projektleiter Henning Solum. Außerdem könne die Software feststellen, wie stark und lange die Einwirkungen waren. „Auch mehrere kleinere Stöße können später zu Gehirnerschütterungen führen“, erklärt Solum. Erhältlich könnte das System aus Sensor und App ab 2020 sein.

Eine andere Neuentwicklung von POC könnte kritisch gesehen werden. Die Pocito-Kinderweste ist mit einem GPS-Sender ausgestattet. Somit können Eltern stets verfolgen, wo sich ihr Kind befindet. Die Weste soll auch Alarm schlagen, wenn das Kind stürzt. Im Skigebiet lassen sich zudem Areale festlegen, die das Kind nicht verlassen soll. Tut es dies dennoch, werden die Eltern benachrichtigt. Der Hersteller behauptet, dass sowohl Kinder als auch Eltern damit sicherer wären. Meier sei jedoch skeptisch, sagt er. „Natürlich gibt es für so etwas eine Nachfrage. Aber als Kind ist man doch immer froh, wenn man einmal allein unterwegs sein darf.“

(dpa)
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