Angriff auf den Platzhirsch

Frankfurt/Main · Deutschlands Banken führen mit Paydirekt ein eigenes Angebot für das Bezahlen im Internet ein. Erste Institute und Händler machen mit. Doch die Konkurrenz etablierter Anbieter ist groß.

Lange haben Deutschlands Banken zugeschaut wie die Konkurrenz den Markt für Online-Bezahlsysteme unter sich aufteilt. Dreieinhalb Jahre nach ersten Vorarbeiten rollt nun das Paypal-Konkurrenz-Angebot der deutschen Banken langsam an. Für den großen Aufschlag im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft allerdings kommt Paydirekt, wie das Gemeinschaftsprojekt der deutschen Kreditwirtschaft heißt, zu spät.

"Wir sind gerade dabei die Banken an Bord zu bekommen", sagte Paydirekt-Geschäftsführer Niklas Bartelt Mitte November bei einer Konferenz. 700 Institute seien inzwischen angeschlossen. Die ersten Nutzer waren Kunden der HypoVereinsbank (HVB).

Millionen Bankkunden sollen mit dem neuen Verfahren Paydirekt schnell, einfach und sicher bei Online-Händlern bezahlen können. Nach einmaliger Registrierung können sie beim Einkaufen im Internet in der Regel per Eingabe von Benutzername und Passwort bezahlen. Die fälligen Beträge werden vom hinterlegten Girokonto abgebucht - die Daten bleiben somit bei der Hausbank und auf Servern in Deutschland. Paydirekt-Geschäftsführer Bartelt spricht von 50 Millionen onlinefähigen Konten, die angebunden werden könnten. Da bleibt noch viel zu tun. Mitte November hatte Paydirekt 40 000 Nutzer, fünf Händler boten zu diesem Zeitpunkt das neue Verfahren an.

Konkurrent Paypal ist seit 2004 in Deutschland aktiv und hat nach jüngsten Angaben hierzulande 16 Millionen Kunden. Mehr als 50 000 deutsche Online-Händler bieten Paypal nach Angaben des US-Unternehmens als Zahlungsmethode an, darunter knapp 900 der 1 000 größten Online-Shops in Deutschland.

"Der Markt hätte kein zweites Internetbezahlverfahren gebraucht", urteilt Hans-Martin Kraus von der Unternehmensberatung Capco. "Aber die Banken brauchten es, um eine Flanke zu schützen und um neue Zukunftspotenziale aufzubauen." Es gehe letztlich um Kundenbindung. Reibungslos freilich war die Zusammenarbeit bei Paydirekt nicht. Während Privatbanken wie Deutsche Bank und Postbank , Commerzbank und Comdirect, HVB sowie die Volks- und Raiffeisenbanken von Anfang an mitmachten, zögerten die Sparkassen lange. Unterdessen schafften erste Institute Fakten: Die HVB schaltete Paydirekt Anfang November für alle ihre Kunden frei, am 25. November folgte die Commerzbank . Commerzbank-Paydirekt-Experte Torsten Daenert erklärt: "Das ist für uns der Einstieg in digitales Bezahlen in der Breite - und zwar für alle Kunden."

Die Bundesbank begrüßt die Bestrebungen der Banken. "Uns gefällt an Paydirekt, dass wir ein sicheres und effizientes Zahlverfahren haben für die Verbraucher. Uns gefällt auch, dass es ein Zahlverfahren der Banken ist“, sagt der Zentralbereichsleiter für den Zahlungsverkehr, Jochen Metzger. Paydirekt soll Bankkunden bald als Zahlungsart im Internet zur Verfügung stehen. Foto: dpa

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