„Angelina Jolie hat wahrscheinlich Tausenden von Frauen das Leben gerettet“

Die US-Schauspielerin Angelina Jolie gehört zu den Menschen, die ein genetisch extrem erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs haben. Um es zu vermindern, entschloss sie sich zu einem radikalen Schnitt.

Homburg. BRCA-1 und BRCA-2 - das Kürzel steht für den englischen Begriff "Breast Cancer", zu Deutsch Brustkrebs . Dass diese Abkürzungen aus dem Mediziner-Latein heute weithin bekannt sind, ist der Schauspielerin Angelina Jolie zu verdanken. Die Hollywood-Ikone, die eine Hochrisiko-Mutation des BRCA-1-Gens in ihrem Erbgut hat und ihre Mutter, Großmutter und eine Tante wegen Krebs verlor, ließ sich im Jahr 2013 vorsorglich beide Brüste und in diesem Jahr die Eierstöcke entfernen. "Angelina Jolie ", so Professor Wolfram Henn, Leiter der genetischen Beratungsstelle der Universität des Saarlands, "hat, weil sie dieses Thema öffentlich gemacht hat, wahrscheinlich Tausenden von Frauen das Leben gerettet, die sich jetzt genetisch beraten und testen lassen."

Die BRCA-Gene werden als sogenannte Tumorsuppressor-Gene bezeichnet - sie verhindern, dass im Körper eines Menschen Krebs entstehen kann. Mutationen in diesen Genen vermindern wiederum diese Schutzwirkung. Und deshalb können Veränderungen an dieser Stelle im Erbgut das Krebsrisiko erheblich erhöhen. Es bleibt auch nicht auf die Brust beschränkt. BRCA-Gene spielen auch bei anderen Tumoren, zum Beispiel beim Eierstockkrebs , eine zentrale Rolle.

Bei einer Mutation im BRCA-1-Gen steigt die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs auf über 80 Prozent, so Wolfram Henn, bei Eierstockkrebs beträgt es 40 Prozent. Beim BRCA-2-Gen liegen die Werte bei 50 Prozent für Brust- und 20 Prozent für Eierstockkrebs .

Brustkrebs ist der häufigste Tumor bei Frauen in Deutschland. Ewa 74 000 Fälle dieses Tumors werden in jedem Jahr registriert. Statistisch beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Frau, in ihrem Leben mit dieser Diagnose konfrontiert zu werden, zehn Prozent. Mit steigender Lebenserwartung wächst aber auch diese Quote. Bei 95 Prozent der Patientinnen wird die Ursache allerdings nie geklärt. Nur jede 20. Krebspatientin können die Mediziner heute eindeutig einer Hochrisikofamilie zuordnen, in der Krebs vererbt wird. Und nur in diesen Fällen ist die aggressivste Form der Vorsorge, für die sich die US-Schauspielerin entschied, eine vernünftige Option, so Professor Wolfram Henn. Sie hat das Pech, zur höchsten Risikogruppe zu gehören.

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HintergrundEine Liste genetischer Beratungsstellen gibt es im Internet unter der Adresse www.hgqn.de , Informationen zum erblichen Brustkrebs gibt das sogenannte BRCA-Netzwerk ebenfalls im Internet unter www.brca-netzwerk.de . Die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften hat im Internet Leitlinien zur Brustkrebsbehandlung veröffentlicht: www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045-OL-p2_S3_Brustkrebs.pdf

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