Corona App in Frankreich Frankreich startet Corona-Warn-App

Paris · Anders als in unserem Nachbarland lässt die deutsche Anwendung noch auf sich warten.

 Die App StopCovid soll Smartphonenutzern einen Hinweis senden, wenn sie sich in der Nähe eines Infizierten aufgehalten haben.

Die App StopCovid soll Smartphonenutzern einen Hinweis senden, wenn sie sich in der Nähe eines Infizierten aufgehalten haben.

Foto: dpa/Masha Macpherson

Am Dienstag hat Frankreich pünktlich zur Öffnung von Gastronomie und Campingplätzen die eigene Kontaktverfolgungs-App StopCovid veröffentlicht. Der französische Staatssekretär Cédric O erklärte, die App sei nützlich und notwendig, wenn sich zum Beispiel zwei fremde Personen in der U-Bahn einander gegenüber säßen und einer der beiden später positiv auf Covid-19 getestet werde. Die infizierten Personen sollen mit der Software einen Hinweis verschicken können, um Menschen, zu denen sie engen Kontakt hatten, zu warnen, damit diese sich testen lassen können.

Frankreich geht bei der App einen anderen Weg als Deutschland. StopCovid speichert anonymisierte Daten in einer vom Staat betriebenen zentralen Datenbank. O begründete die Entscheidung Frankreichs, nicht die von Google und Apple in der vergangenen Woche veröffentlichte Technologie zu nutzen. Sie arbeitet mit einem dezentralen System. „Wir denken, Gesundheitsdaten sollten von Gesundheitsbehörden gespeichert werden und nicht vom Privatsektor“, sagte er. Damit setzt Frankreich auf den zentralen Ansatz zur Datenspeicherung. Die französische Regierung hält die dezentrale Lösung laut O für „weniger leistungsfähig aus Sicht der Gesundheitspflege“. Zur Begründung sagte er: „Wir hätten weniger Informationen.“ Die Nutzung der App sei freiwillig und niemand habe Zugang zu den Daten, versicherte O. Das Programm erstelle keine Liste infizierter Personen und die erhobenen Daten würden nach 14 Tagen gelöscht.

Deutschland, Österreich, die Schweiz, Irland und Estland neigen zu einem dezentralen Ansatz, den viele Datenschutzexperten bevorzugen, weil die anonymen Identifizierungscodes für Kontakte nur auf den Geräten gespeichert werden.

Die geplante Software der Bundesregierung soll Mitte Juni erscheinen, kündigte Innenminister Horst Seehofer an. Eine erste Vorabversion veröffentlichten die Entwickler am Wochenende für Informatiker. „Über Pfingsten haben wir alle restlichen, noch nicht veröffentlichten Codes für die App auf der Entwickler-Plattform GitHub publiziert“, erklärten Sprecher der Deutschen Telekom und der SAP AG. Ursprünglich war eine deutsche Corona-Warn-App bereits nach Ostern geplant. Diese scheiterte jedoch an der Diskussion um den Datenschutz. Die Bundesregierung vergab den Auftrag für die Programmierung an Telekom und SAP. Den beiden Konzernen stehen beratend unter anderem Informatiker des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit Cispa aus Saarbrücken und des Fraunhofer-Instituts zur Seite (wir berichteten).

Italien startet in Kürze mit seiner angekündigten Warn-App. Die kostenlose Software Immuni stehe zum Herunterladen aufs Handy bereit, teilte das Gesundheitsministerium mit. Ab kommendem Montag würden die notwendigen Funktionen aktiviert, allerdings zunächst nur in vier von 20 Regionen. In der Schweiz sei die App SwissCovid bereits in der Testphase, erklärte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit.

(dpa)
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