Amazon entert den Fernseher

Berlin · Amazon steigt in Deutschland ins Rennen um die digitale Unterhaltung im Wohnzimmer ein. Der Händler will mit seiner Box Fire TV Online-Inhalte auf den Fernseher bringen.

Auf Fernsehgeräten Online-Videos schauen, Musik hören, Nachrichten lesen oder spielen - mit Amazons sogenanntem Fire TV ist das möglich. Am vergangenen Mittwoch hat der Online-Händler seinen Medienplayer, der am 25. September in Deutschland erscheint und Fernseher mit der Online-Welt verbindet, erstmals in der Bundesrepublik zum Verkauf angeboten. Interessierte konnten das Streaming-Gerät, mit dem es möglich ist, Musik und Videos direkt abzuspielen, ohne die Dateien komplett aus dem Internet herunterzuladen, über die Amazon-Seite vorbestellen. In weniger als einem Tag war das Startkontingent der kleinen Box ausverkauft.

Schneller Ausverkauf

Es seien "zehntausende Geräte" vorbestellt worden, das Einführungsangebot sei ausgeschöpft, sagte eine Amazon-Sprecherin. Der Online-Händler hatte außerdem Kunden seines kostenpflichtigen Premiumangebots "Prime" einen Einführungspreis in Aussicht gestellt: Statt 99 Euro sollten sie nur 49 Euro für die Box zahlen. Am Donnerstag war dieses Angebot mit dem Ausverkauf des Startkontingents zeitweise nicht mehr verfügbar, ist im Laufe des Nachmittags jedoch wiedergekommen.

Amazon konkurriert mit Fire TV mit Anbietern ähnlicher Geräte wie Apple und Google um den Platz am Fernseher. Fire TV war zunächst im April in den USA zu einem Preis von 99 Dollar (rund 76 Euro) gestartet. Amazon will sich mit dem Medienplayer von der Konkurrenz unter anderem mit der Funktion "Sprachsuche" abheben. Der Medienplayer des Online-Händlers enthält einen schnelleren Quad-Core Prozessor und soll mit zahlreichen Fernsehgeräten kompatibel sein. Zusätzlich bietet er einen Speicherplatz von acht Gigabyte für diverse Anwendungen. Fire TV analysiert auch den Geschmack seiner Nutzer. Es merkt sich, was sich seine Besitzer schon angesehen haben und schlägt auf dieser Grundlage Filme und Serien vor. Diese wurden bereits zuvor auf das Gerät geladen und können ohne Ladezeit abgespielt werden. Dank der Synchronisierung mit Amazons Fire-Tablet-Computern soll der Nutzer zum Beispiel einen Film auf dem Tablet betrachten und nahtlos auf der Box weitersehen können. Auf dem Tablet lassen sich parallel zum Film Informationen über Schauspieler anzeigen. Zudem kann der Besitzer auf seinem Gerät auf eine große Auswahl an Spielen zugreifen. Für Nutzer stehen hunderte Anwendungen bereit. "Weitere sind in Kürze verfügbar", verspricht Amazon . Da sich nicht alle Spiele mit der beiliegenden Fernbedienung steuern lassen, verkauft der Händler auch einen Steuerungs-Controller für rund 40 Euro. Mit 99 Euro liegt das Fire TV auf einem Niveau mit dem Apple TV und ist teurer als Googles TV-Stick Chromecast, der 35 Euro kostet.

Der riesige Andrang auf Amazons Medienplayer war nicht unerwartet. Wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Branchenverbandes Bitkom hervorging, werden im laufenden Jahr voraussichtlich 47 Millionen "Smarte Screen", wie Smartphones, Tablets und auch Smart-TVs verkauft. Mit der steigenden Verbreitung von internetfähigen Geräten veränderte sich der Medienkonsum der Verbraucher. Bitkom geht davon aus, dass sich die Umsätze mit Videostreaming bis 2020 vervierfachen.

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