Affen und Hunde können das Erdmagnetfeld erkennen

Frankfurt · Hunde, Füchse und Orang-Utans können wahrscheinlich das Magnetfeld der Erde „sehen“. In der Netzhaut dieser Tiere haben Wissenschaftler ein Sensormolekül gefunden, das ähnlich wie bei den Zugvögeln auf die Neigung der Magnetfeldlinien der Erde anspricht.

Wieso können sich viele Tierarten in völlig unbekannten Regionen problemlos zurechtfinden? Sie schwimmen oder fliegen schnurstracks auf ein Ziel zu - oftmals über Tausende von Kilometern hinweg. Von Zugvögeln ist schon seit längerem bekannt, dass ihnen bei der Orientierung und Navigation ein innerer Kompass hilft. Im Gegensatz zu einem Pfadfinderkompass erkennt der Vogelkompass die Neigung der Magnetfeldlinien zur Erdoberfläche. Herzstück dieses sogenannten Inklinationskompasses ist ein winziges Proteinmolekül, das Cryptochrom 1a genannt wird.

Dieser Magnetsensor sitzt direkt in den für die Farbe Blau empfindlichen Zapfenzellen in der Netzhaut des Vogelauges und übersetzt die magnetischen Informationen in visuelle Signale. Das funktioniert allerdings nur bei Tageslicht.

Wissenschaftler des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung (MPI) haben Cryptochrom 1a jetzt auch in den Augen einiger Arten von Raubtieren sowie Affen entdeckt. Hund, Wolf, Bär oder Fuchs besitzen das Molekül, Löwen und Tiger dagegen nicht. Auch bei Organ-Utans wurde Cryptochrom 1a gefunden.

Tatsächlich deuteten bereits Beobachtungen bei Füchsen und Hunden darauf hin, dass diese Tiere das Erdmagnetfeld wahrnehmen können. Füchse fangen Mäuse zum Beispiel erfolgreicher, wenn sie ihre Beute in Nordost-Richtung anspringen.

Sensor im Auge

"Wir waren allerdings überrascht, Cryptochrom nur in den Zapfenzellen von zwei Säugetiergruppen zu finden", erklärt Christine Nießner, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut. "Denn auf das Magnetfeld reagieren auch Arten, deren Zapfen kein aktives Cryptochrom 1a besitzen, etwa viele Nagetiere und Fledermäuse."

Möglicherweise wirkt dabei ein anderes biologisches Prinzip. Eine Erklärung könnte lauten, dass Tiere das Magnetfeld auch mit Hilfe von Magnetit wahrnehmen können. Das sind mikroskopisch kleine, eisenhaltige Partikel in den Zellen. Der Magnetit-Magnetsinn funktioniert allein nach dem Prinzip des Kompasses. Er benötigt deshalb kein Licht. Künftige Untersuchungen müssten nun zeigen, welche Rolle Cryptochrom 1a bei Säugetieren spielt, erklärt das Max-Planck-Institut.

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