Neuer Trend der Spielebranche Mieten statt kaufen heißt die Devise

Berlin · Hersteller von Computer- und Konsolenspielen setzen immer stärker auf Abo-Modelle. Sie sollen Zugriff auf viele Titel ermöglichen.

 Flatrates ermöglichen es, viele Spiele ohne zusätzliche Kosten zu testen. Endet das Abo, lassen sich jedoch auch bereits installierte Titel meist nicht mehr nutzen.

Flatrates ermöglichen es, viele Spiele ohne zusätzliche Kosten zu testen. Endet das Abo, lassen sich jedoch auch bereits installierte Titel meist nicht mehr nutzen.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Nicht nur ein neues Spiel spielen, sondern Zugang zu einer ganzen Sammlung an aktuellen und älteren Titeln haben – das verspricht ein aktueller Trend der Videospielbranche. Immer mehr Hersteller bieten Flatrates an, die Kunden monatlich oder im Jahrestakt bezahlen, statt einzelne Titel zu kaufen. Teilweise gewähren die Anbieter dem Abo-Modell sogar Exklusivrechte, sodass Spieler bestimmte Titel schon vor deren offizieller Veröffentlichung ausprobieren können.

Das geht etwa beim Dienst EA Origin Access Premier. Der Spielehersteller Electronic Arts bietet diesen Dienst für den PC im Jahresabo für 100 Euro an. „Das Angebot von EA ist dann interessant, wenn man mehr als zwei Spiele von EA im Jahr kauft“, sagt Panagiotis Kolokythas von der Fachzeitschrift „PC-Welt“. Der Nutzer erhalte mit dem Angebot neben dem Zugang zu einer wachsende Spielesammlung mit schon jetzt über 140 Titeln auch zusätzliche Inhalte.

Eine günstigere Version des Abos heißt Origin Access Basic und kostet 25 Euro im Jahr. Dieses Angebot enthält weniger neue Spiele und bietet keine Zusatzinhalte. „Die Auswahl beschränkt sich auf die Spiele eines Herstellers und das Angebot besteht überwiegend aus älteren Titeln“, sagt Michael Krosta, Redakteur beim Videospielmagazin „4Players“.

In der Regel seien Computerspieler jedoch an neueren Titeln interessiert, erklärt Julian Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Vielen Kunden sei wichtig, wie alt die angebotenen Programme sind, ob auch Neuerscheinungen in der Flatrate enthalten seien und wie regelmäßig das Angebot erweitert werde.

Microsoft bietet für seine Konsole Xbox One zwei Abos an. Mit dem Xbox Game Pass bekommen Käufer Zugang zu über 100 Spielen. Kostenpunkt: zehn Euro im Monat. Interessierte können eine zweiwöchige Testversion kostenlos ausprobieren. Der Game Pass biete nicht nur eine Auswahl von Titeln verschiedener Hersteller, sondern auch viele aktuelle Programme, sagt Krosta. Microsoft stelle Abonnenten exklusive Neuerscheinungen wie Sea of Thieves, das Zocker in die Rolle von Piraten schlüpfen lässt, oder das Autorennspiel Forza Horizon 4 gleichzeitig mit der offiziellen Veröffentlichung. „Besitzt man einen PC mit Windows 10, lassen sich sämtliche Spiele, die Xbox Play Anywhere unterstützen, sowohl auf der Konsole als auch auf dem PC verwenden“, erklärt Krosta.

Wer auf der Xbox online gegen Andere spielen möchte, muss für den Xbox-Live-Gold genannten Dienst zusätzlich 60 Euro im Jahr bezahlen. Darin enthalten sind auch einige günstigere und kostenlose Spiele.

Sony geht einen anderen Weg. Mit Playstation Plus können Zocker den Mehrspieler-Modus im Internet nutzen, jeden Monat zwei Spiele kostenlos herunterladen sowie Testversionen und Demos spielen. Für das Abo werden pro Jahr 60 Euro verlangt. Ein weiteres Angebot von Sony heißt Playstation Now mit einer Bibliothek von über 500 Spielen. Hier werden die Spiele allerdings gestreamt. „Durch das Streamen entfällt der Download und die Bibliothek ist riesig. Diese besteht aber zum großen Teil aus älteren Spielen“, sagt Krosta. Playstation Now funktioniert nicht nur auf der Konsole, sondern auch auf Windows-PCs. Kostenpunkt: 100 Euro jährlich.

Bei dem Abo-Modell des amerikanischen Anbieters Humble Bundle kommen Computerspieler mit Vorlieben für Klassiker und Titel kleinerer Spieleschmieden auf ihre Kosten. Für umgerechnet zehn Euro im Monat gibt es Zugriff auf über 60 Spiele. Diese lassen sich auch nach Ablauf des Abos installieren und starten. „Unter den neuen Spielen sind auch Top-Titel, die erst vor einigen Monaten auf den Markt gekommen sind“, erklärt Panagiotis Kolokythas. Das Preis-Leistungs-Verhältnise stimme, außerdem gehe ein kleiner Teil der Einnahmen an gute Zwecke.

Als Voraussetzung für alle Flatrates empfiehlt sich eine schnelle Internetleitung – besonders beim Streaming-Dienst von PlayStation. „Moderne Spiele sind gerne 50 oder mehr Gigabyte groß“, sagt Kolokythas. Ab einer Geschwindigkeit von 50 Mbit pro Sekunde seien Nutzer auf der sicheren Seite, ansonsten drohe das Herunterladen der Spiele zum Geduldsspiel zu werden. PC-Nutzer müssten außerdem darauf achten, dass ihre Rechner die technischen Mindestvoraussetzungen der Programme erfüllen.

 Die seit vielen Jahren konkurrierenden Videospielkonsolen Playstation (Sony) und Xbox (Microsoft) ringen nun auch mit Abonnementsmodellen um Kunden.

Die seit vielen Jahren konkurrierenden Videospielkonsolen Playstation (Sony) und Xbox (Microsoft) ringen nun auch mit Abonnementsmodellen um Kunden.

Foto: dpa/Michael Nelson
 Electronic Arts ist für seine Sportspiele bekannt.

Electronic Arts ist für seine Sportspiele bekannt.

Foto: dpa/Wolf Lane

 Um das richtige Angebot zu finden, sollten Kunden sich „monatliche Kosten, Lauf- und Kündigungszeiten und vor allem das genaue Leistungsangebot“ der Spieleabonnements gründlich anschauen, so Julian Graf. Zu bedenken sei zudem, dass die Spiele sich meist nur so lange nutzen ließen, wie das Abo läuft. Die Laufzeit verlängere sich in der Regel automatisch, eine Kündigung der Angebote sei allerdings in den meisten Fällen jederzeit möglich.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort