Abhöranlage mit Pagenschnitt

Saarbrücken · Die Kritik von Verbraucherschützern an Windows 10 wächst. Microsoft informiere die Nutzer nicht hinreichend, wie deren Daten verwendet werden. Deshalb überprüft die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zurzeit die Datenschutzbestimmungen.

 Microsofts digitale Sprachassistentin Cortana wurde nach dem Vorbild einer Figur aus dem Computerspiel „Halo“ entwickelt. Cortana will alles über ihre Nutzer wissen. Je mehr Daten sie sammelt, desto besser funktioniert sie. Foto: Screenshot/Youtube/Halo-Trailer

Microsofts digitale Sprachassistentin Cortana wurde nach dem Vorbild einer Figur aus dem Computerspiel „Halo“ entwickelt. Cortana will alles über ihre Nutzer wissen. Je mehr Daten sie sammelt, desto besser funktioniert sie. Foto: Screenshot/Youtube/Halo-Trailer

Foto: Screenshot/Youtube/Halo-Trailer

Microsoft scheint mit seinem neuen Betriebssystem Windows 10 auf Erfolgskurs zu sein: Auf satten zehn Prozent aller deutscher Rechner ist das Programm mittlerweile installiert und hat damit eine ähnliche Verbreitung wie der drei Jahre alte Vorgänger Windows 8, vermeldet das Branchenblatt Computerwoche. Mit der rasanten Verbreitung wächst aber auch die Kritik von Verbraucherschützern. Die Zentrale Nordrhein Westfalen kritisierte, das Unternehmen informiere die Nutzer unzureichend über die Weitergabe ihrer Daten. Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bezeichnete Windows 10 sogar als "private Abhöranlage".

"Das neue an Windows 10 ist die Synchronisierung der verschiedenen Dienste" sagt Hajo Schulz, Redakteur des Computer-Magazins CT. Das Betriebssystem übermittele Daten über Aussprache und Schreibstil, aber auch über den Standort und die Hardware des Rechners. Der Browser Edge und die digitale Assistentin Cortana sammelten ebenfalls kräftig mit, warnt Schulz. Edge übermittele den Browserverlauf an Microsoft zur Analyse. Cortana sammele an den verschiedensten Stellen Informationen, um ihre Funktionen überhaupt anbieten zu können. Dazu zählten Daten aus dem Kalender, Anwendungen, Infos zu Anrufen und Kontakten sowie Inhalte von E-Mails und SMS. Diese Daten fließen in eine Werbe-ID ein, die Windows jedem Nutzer eines PCs zuteilt, so Schulz.

In seinen Nutzungsbedingungen gibt Microsoft an, dass er sich vorbehält, Nutzerdaten an Dritte weiterzugeben. Doch wer Windows 10 per "Expressinstallation" einrichtet, wird darauf gar nicht hingewiesen. Dort seien alle Einstellungen so festgelegt, dass Microsoft umfassend über das Nutzungsverhalten der Nutzer informiert wird, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Was geschieht mit den Daten?

Die Verbraucherzentrale empfiehlt Nutzern daher, das Betriebssystem benutzerdefiniert auf seinem Rechner zu installieren oder nachträglich die Datenschutzeinstellungen aufzurufen. Dort könnten Nutzer, indem sie sich durch alle Menüs klicken, die Privatsphäreeinstellungen für einzelne Produkte ändern. So könnten Anwender dort beispielsweise für den Browser Edge widerrufen, dass dieser Daten an Microsoft senden darf. Doch das Unternehmen weise seine Nutzer zu keinem Zeitpunkt explizit darauf hin, welche Daten erhoben werden, warnt Sabine Petri von der Verbrauchzentrale: "Die Art und Weise der Unterrichtung des Nutzers durch Microsoft entspricht nicht den geltenden Datenschutzbestimmungen. Anwender können nicht ermessen, was mit ihren Daten geschieht."

Microsoft greift augenscheinlich auf ein Geschäftsmodell zurück, für das auch Google und Facebook bekannt sind, sagt Hajo Schulz vom Magazin CT. Ein Produkt wie eine Suchmaschine, ein soziales Netzwerk oder ein Betriebssystem werde Verbrauchern kostenlos zur Verfügung gestellt. Die müssten dann damit leben, dass ihre Daten an Dritte weiterverkauft werden. Microsoft selber bestreitet dies allerdings. "Hinter dem kostenlosen Angebot steht vielmehr das Ziel, die einheitliche Windows Plattform möglichst effektiv zu etablieren", erklärte das Unternehmen gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Microsoft wolle weiterhin mit Software-Lizenzen sein Geld verdienen.

Passgenaue Werbung

Aus den Daten lassen sich beispielsweise Gewohnheiten, Bedürfnisse und die Kaufkraft ablesen, warnt jedoch Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Damit könnte Werbung präzise auf die Interessen der Verbraucher zugeschnitten werden.

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