Wohnen in der Scheune

Frankenthal · Wer von einem eigenen Haus auf dem Land träumt, kann auch die Sanierung einer alten Scheune in Betracht ziehen. Manchmal findet man sie sogar mitten im Dorfkern, unbewohnt. Sie bieten viel Raum zum Gestalten.

 Im Inneren dieses Wohnhauses lässt sich kaum noch erahnen, dass es sich dabei um eine mehr als 100 Jahre alte Scheune handelt. Foto: KfW/Claus Morgenstern

Im Inneren dieses Wohnhauses lässt sich kaum noch erahnen, dass es sich dabei um eine mehr als 100 Jahre alte Scheune handelt. Foto: KfW/Claus Morgenstern

Foto: KfW/Claus Morgenstern

Früher lagerten in der Scheune im sächsischen Frankenthal die Pferdegespanne und das Heu fürs Vieh. Heute ist aus der alten Scheune ein traumhaftes Wohnhaus geworden. Dazu noch eines, das architektonisch und energetisch neuesten Standards entspricht. Dafür wurde die Besitzerin Anja Klinger mit dem Award der KfW-Bank ausgezeichnet.

In Deutschlands ländlichen Gegenden gibt es viele landwirtschaftliche Gebäude , die ungenutzt sind. Für jene, die in ihren Heimatgemeinden leben wollen, aber nur teure Bauplätze finden, ist ihre Sanierung eine Chance. Denn seit langem leerstehende Gebäude können vergleichsweise billig zum Verkauf stehen. Und oft liegen die Gebäude auf den besten Grundstücken des Ortes, mitten im Dorfkern. Gerade alte Scheunen scheinen in den Fokus der Bauherren zu rücken. Es sind große Hallen mit hohen Decken, ganz ohne Innenwände. Das heißt: mit viel Raum, darin die künftigen Wohnräume frei zu gestalten. Sogar loftartige Grundrisse sind möglich.

Klinger baute in die 27 Meter lange und 13 Meter breite Scheune drei Etagen ein, wobei das Zentrum ein hoher, offener Raum ist. Ihr war es bei den Umbauten wichtig, dass "die Scheune Scheune bleibt" und damit das Gebäude als bekannter Teil des Ortsbildes erhalten wird. Sogar an der Außenwand haben die Bauleute nur einzelne Stellen ausgebessert.

Die Nutzungsänderung zieht nach sich, dass energieeffiziente Maßnahmen nötig werden, die sich an jenen für Neubauten orientieren. Allerdings ist das hier oft baulich schwer, teuer oder gar nicht umsetzbar. Ein Problem ist die Dämmung. Steht das Gebäude sogar noch unter Denkmalschutz, kann es sein, dass die Außenhülle gar nicht verhängt werden darf. Architektin Klinger löste das, indem sie statt einer einfachen Dämmung eine radikale Maßnahme wählte: In die alte Scheune hinein wurde ein neues Haus mit eigener Wärmedämmung gebaut. Die alte Fassade ist nur noch hübsche Verpackung und Regenschutz.

Der Architekt Thomas Metzler nutzte eine ähnliche Lösung für die Dämmung einer Scheune in Uesslingen in der Schweiz: Auch hier wurde innerhalb der alten Bruchsteinmauern eine neue Holzkonstruktion aufgebaut, die für einen guten Dämmwert sorgt. Trotzdem war beim Bau nicht jeder Eingriff möglich. So lässt sich das Erdgeschoss nur zum Teil beheizen. Metzler betont daher: "Bei solchen Gebäuden muss man immer individuelle Lösungen suchen."

Selbst der Innenausbau der bisherigen Scheune ist herausfordernd. "Bei so einem Umbau hat man viel größere Raumtiefen als beim konventionellen Haus", sagt Metzler. Das ergibt ein Problem mit der Helligkeit. Um lichtdurchflutete Räume zu erhalten, muss man eigentlich zusätzliche Fenster in die Fassade brechen. Klinger verzichtete darauf. Sie hinterlegte stattdessen die offenen Scheunentore mit Glas, was große Fensterflächen und eine Terrassentür ergab. Und es gibt nun Dachfenster, die von oben für Licht im ganzen Haus sorgen. Metzler stört aus gestalterischer Sicht das Licht-Problem gar nicht. "Ich finde es immer schön, wenn ein Wohnhaus sowohl große wie kleine Räume, helle wie dunkle Räume hat. Es gibt nichts Langweiligeres, als wenn alle Räume gleich sind."

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