Immobilien Wie verkaufe ich ein Haus ohne Makler? Fünf Tipps zum Immobilienverkauf

Service | CUXHAFEN/BERLIN · Wer seine Immobilie verkaufen will muss nicht immer einen Makler einbeziehen. Ein Verkauf ist auch ohne Hilfe möglich. Dafür brauchen Sie allerdings viel Geduld, gute Nerven und auch ein Gespür für den Markt. Mit diesen fünf Tipps klappt es:

Selbst verkaufen oder einen Makler zu Rate ziehen? Für das Selbermachen ohne professionelle Unterstützung spricht vor allem das Kostenargument: Denn ohne Makler fällt keine Provision an. Wer ohne Makler seine Immobilie verkauft, spart also seinen Anteil an dessen Honorar. Dafür müssen Eigentümer aber einiges an Arbeit, Absicherung und Überwindung leisten.

1. Mit der Immobilie emotional abschließen

Die erste Hürde, die bedacht werden sollte, hat aber nichts mit Formalien zu tun, sondern mit Emotionen. Es ist die enge Verbundenheit mit dem Familienheim. Oftmals verstelle sie den für die Einschätzung des Marktwerts notwendigen neutralen Blick, sagt Detlev Schmidt, der von Cuxhaven aus sowohl private Immobilienverkäufer als auch Käufer coacht. „Man macht die Augen zu vor Fehlern und Mängeln oder hängt an bestimmten Dingen“, sagt er. Dies führe zu preislichen Fehleinschätzungen.

2. Selbstkritik: Wo gibt es Probleme am Haus? Was kann ich noch reparieren?

Schmidts Tipp: Auf Distanz gehen, alles selbstkritisch betrachten und Problemfelder, etwa alte Heizungen oder Feuchtigkeit, realistisch berücksichtigen und den Interessenten offenlegen. Noch besser sei, Defizite zu beheben. Auf diese Weise können Eigentümer auch ihre Haftungsrisiken reduzieren. Zum Beispiel kann das Verschweigen von Mängeln einem Urteil des Bundesgerichtshofs zufolge zur Zahlung von Schadenersatz führen (Az. V ZR 133/21). Um nicht in rechtliche Fallen zu tappen, rät Schmidt außerdem zu korrekten Angaben im Exposé. Darunter fallen in erster Linie die Wohn- und Grundstücksfläche sowie der Energieausweis.

 Wer seine Immobilie ohne Makler verkaufen will, sollte sich umfassend informieren.

Wer seine Immobilie ohne Makler verkaufen will, sollte sich umfassend informieren.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

3. Notwendige Unterlagen besorgen

Die für ihr Vorhaben notwendigen Unterlagen müssen Verkaufswillige selbst beschaffen. Erforderlich sind unter anderem:

  • Grundbucheintrag
  • Flurkarte
  • Baulastenverzeichnis
  • Belege für Reparaturen
  • Rechnungen
  • Garantien
  • Protokolle der Eigentümerversammlung, Teilungserklärung und Gemeinschaftsordnung (bei Eigentumswohnungen)

Optimal sollte alles zehn Jahre rückwirkend vorliegen. Das Zusammentragen ist langwierig, bei Behördengängen kann es Wochen kosten. Die Dokumente werden Kaufinteressenten während der Besichtigung zur Einsichtnahme angeboten. Mit dieser Transparenz „leisten Verkäufer einen großen Beitrag, um selbst aus der Haftung zu kommen“, sagt Schmidt. Denn schaut der Interessent nicht rein, kann das im Streitfall zu seinen Lasten gehen. Schlampige Unterlagen drohen dagegen, zum Bumerang zu werden. Erwerber könnten sie zum Anlass nehmen, „nachträglich den Kaufpreis zu drücken oder die Rückabwicklung zu verlangen, um von den derzeit sinkenden Marktpreisen zu profitieren“.

4. Wert der Immobilie einschätzen - daran können Sie sich orientieren

Den Wert der Immobilie einzuschätzen, ist mit die schwierigste Aufgabe beim Verkauf ohne Makler. Orientierung bieten Inserate vergleichbarer Objekte in Print- und Onlinemedien, Verkaufsplattformen und ein Blick in die Schaufenster von Maklern und Banken. Wer eine fundierte Wertermittlung möchte, zieht einen Gutachter hinzu. Zur Vermarktung gehört die ansprechende Präsentation im Exposé. Um dessen Erstellung müssen sich Privatverkäufer selbst kümmern. Vorsicht bei Bildern: Retuschierte Fotos können einen falschen Eindruck vom Objekt vermitteln. Das ist rechtlich riskant.

5. Verkaufszeitpunkt bestimmen & Bonitätsprüfung

Fachleute halten das Frühjahr als günstigere Verkaufszeit als den trüben Winter. Der wiederum eignet sich zur Vorbereitung: anstreichen, reparieren, entrümpeln, damit die Immobilie bei Besichtigungen attraktiv erscheint. Verkäufer können die dunkle Jahreszeit auch zum Üben von Verhandlungen und Besichtigungen nutzen.

Falls jemand sich unsicher ist, bleibt Luft, sich aus dem Familien- oder Freundeskreis Unterstützer mit kaufmännischer und rechtlicher Erfahrung oder Verhandlungsgeschick an die Seite zu holen. Die Prüfung der Bonität ist üblicherweise Teil der Makleraufgabe, die ohne an Eigentümern hängenbleibt. „Sie sollten sich die Finanzierungsbestätigung der Bank oder den Eigenkapitalnachweis ansehen“, empfiehlt die Nürnberger Notarin Susanne Herrler. Sie und ihre Kollegen setzen unter anderem den Kaufvertrag auf und agieren als neutrale Instanz zwischen Verkäufer und Erwerber. Notare kümmern sich etwa auch um die Umschreibung im Grundbuch. Darüber hinaus setzen sie den Kaufpreis fest und schicken dem Käufer die sogenannte Fälligkeitsmitteilung. Den Eingang des Geldes auf ihrem Konto müssen Verkäufer selbst prüfen.

Die Notarin nennt zwei entscheidende Absicherungsinstrumente: „Die Schlüsselübergabe erfolgt, wenn das Geld da ist. Danach erfolgt auch erst die Grundbuchumschreibung.“ Sie warnt davor, die Schlüssel vorab herauszugeben. Gibt es dennoch Absprachen, tragen Notare einen Risikohinweis in den Kaufvertrag ein. Dort können auch Modalitäten rund um den Auszug geregelt sein. Verkäufer sollten daran denken, dass sie zu dem Datum eine neue Bleibe brauchen und ausreichend Zeit zur Suche einplanen. Den Notar können sowohl Verkäufer wie Erwerber vorschlagen. Meistens sprechen sie sich ab. „In der Praxis ist es dann oft so, dass der Verkäufer das Verfahren in Gang setzt.“ Der Käufer zahlt die Notargebühr.

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