Vor- und Nachteile Für wen lohnt sich der Einbau einer Wärmepumpen?

BERLIN · Die Wärmepumpe ist die umweltfreundliche und zukunftssichere Alternative zur Öl- und Gasheizung – und im Neubau eine gefragte Lösung. Aber ist sie auch das richtige für die Umrüstung in Bestandsbauten?

Was früher im Heizungskeller stand, findet sich heute im Garten: Wärmepumpen werden immer beliebter zum Heizen und zur Aufbereitung von Warmwasser.

Was früher im Heizungskeller stand, findet sich heute im Garten: Wärmepumpen werden immer beliebter zum Heizen und zur Aufbereitung von Warmwasser.

Foto: dpa-tmn/Daniel Maurer

Wärmepumpen erleben einen Boom. Sie werden als umweltfreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen beworben und mit staatlichen Zuschüssen gefördert. Mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz dürfen zudem ab 2024 keine reinen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden.

Viele Immobilienesitzer stehen deshalb bald vor der Wahl, ob sich eine Wärmepumpe für sie lohnt. Denn bevor eine Wärmepumpe Energie einsparen kann, müssen die Rahmenbedingungen am Gebäude passen.

Wie funktionieren Wärmepumpen?

Wärmepumpen ziehen ihre Energie aus der Umwelt – aus der Luft (Luft/Wasser-Wärmepumpe), dem Erdreich (Sole/Wasser-Wärmepumpe) oder dem Grundwasser (Wasser/Wasser-Wärmepumpe).

  • Schritt 1: Die Wärme wird über Rohre gewonnen, in denen Wasser mit Frostschutzmittel zirkuliert, oder über Ventilatoren, die die Luft ansaugen. Sie treffen in der Wärmepumpe auf ein Kältemittel, das bei niedriger Temperatur verdampft.
  • Schritt 2: In einem Kompressor wird der Dampf verdichtet und dadurch sehr warm.
  • Schritt 3: Diese Wärme wird schließlich an den Heizkreis abgegeben. Ein Wärmeverteil- und Speichersystem lagert die Energie zwischen oder verteilt sie anschließend direkt im Haus.

Wärmepumpe: Wo liegt der Vorteil?

Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt, laut dem Bundesverband Wärmepumpe sind es rund drei Viertel. Sie gelten als besonders effizient, haben eine bessere CO2-Bilanz als Heizung mit fossilen Brennstoffen und stoßen keinen Feinstaub aus. Wärmepumpen sollen zudem wartungsarm sein. „Eine Wärmepumpe, die effizient läuft, gewinnt mit möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale.

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Foto: GSG Neunkirchen

Wärmepumpe: Was sind die Nachteile?

Damit die Wärmepumpe betrieben werden kann, ist Strom nötig. Deshalb setzen viele Immobilienbesitzer auf eine Kombination mit PV-Analgen. Doch gerade im Winter, wenn es besonders kalt ist, muss eventuell Strom dazugekauft werden. Und dieser ist abhängig davon, wie gut das Haus gedämmt ist und ob die Wärmepumpe richtig eingebaut ist. Ältere Gebäude müssen deshalb in einem größeren Umfang nachgerüstet werden, damit sich der Einbau lohnt. Auch sind die Lieferzeiten für Wärmepumpen derzeit sehr lang und Handwerksbetriebe sind stark ausgelastet. Bei Sole/Wasser-Wärmepumpen und Wasser/Wasser-Wärmepumpen kommen zudem die Kosten für Tiefenbohrungen hinzu.

Was kostet eine Wärmepumpe?

Da den Wärmepumpen aufgrund ihrer guten Ausnutzung regenerativer Energien eine tragende Rolle bei der Energiewende zugeschrieben werden, werden sie vergleichsweise gut gefördert. Was die recht hohen Kosten von rund 30 000 bis 40 000 Euro plus mögliche Kosten für Umbauten im Haus oder Erdbohrungen etwas puffern kann.

Werden die Kosten des Einbaus einer Wärmepumpe staatlich gefördert?

Wer eine Wärmepumpe in einem Bestandsgebäude installiert, erhält eine Grundförderung von 25 Prozent der Kosten vom Staat. Sie dient für Kauf, Installation, Planung und Entsorgung der Altanlage sowie weitere Arbeiten wie den Austausch von Heizkörpern. Der Anteil steigt auf 35 Prozent, wenn dadurch eine Öl- oder Nachtspeicherheizung oder eine noch funktionsfähige Gasheizung mit über 20 Jahren Betriebszeit ersetzt wird.

Weitere fünf Prozent bekommt man, wenn die Wärmequellen ihre Energie aus Erde, Wasser oder Abwasser ziehen. Maximal sind also 40 Prozent Förderung für ein Bestandsgebäude drin – bei einer Deckelung von 60 000 Euro pro Wohneinheit (Stand ab 15. August 2022). Außerdem kann es regionale Fördertöpfe geben. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet einen Förderrechner an, co2online hat einen Fördermittel-Check.

Die Bundesregierung plant mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz auch die Förderung anzupassen. Die Details, insbesondere die Höhe der Förderung, sind aber noch nicht bekannt. Laut Finanzministerium soll es eine Art Abwrackprämie für alte Anlagen geben. Deren Höhe könnte sich daran orientieren, „wie alt und schmutzig“ die zu erneuernde Heizung ist, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner der «Bild am Sonntag». Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte im „Bericht aus Berlin“ der ARD, diejenigen, die wenig Geld haben, sollten „angemessen gefördert“ werden, damit sie nicht überfordert werden. Solange Wärmepumpen noch teurer seien, sollten sie „auf den Preis einer Gasheizung runtergebracht werden“.

Für welche Gebäude eignen sich Wärmepumpen?

„Im Neubaubereich haben Wärmepumpenheizungen schon einen Anteil von über 50 Prozent“, so Stefan Materne. Aus gutem Grund: Diese energieeffizienten Neubauten benötigen am wenigsten Energie zum Heizen bei geringen Systemtemperaturen. Auch in Bestandsbauten können Wärmepumpen infrage kommen, vor allem wenn die Gebäude gut gedämmt sind und die Modelle zum Gebäude passen.

„Entscheidend ist die Vorlauftemperatur der Heizung“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die das Wasser im Heizungssystem hat, wenn es in die Leitungen und Heizkörper strömt – unabhängig von den Einstellungen, die wir etwa am Heizkörper vornehmen. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht.“

Ideal sind laut Martin Sabel Vorlauftemperaturen von 35 bis 40 Grad im Dauerbetrieb, wie sie in Neubauten, gut gedämmten Gebäuden und bei entsprechend dimensionierten Heizkörpern in weniger gut gedämmten Gebäuden möglich sind. Aber auch höhere Vorlauftemperaturen von 55 Grad sind in den meisten Bestandsgebäuden ausreichend, so der Wärmepumpenexperte. „Moderne Wärmepumpen kommen aber auch kurzzeitig an sehr kalten Tagen mit 70 Grad Vorlauftemperatur zurecht.“

Wärmepumpe im Altbau – das ist zu beachten

Das heißt also: Der Wechsel zu einer Wärmepumpe ist auch im Altbau möglich, es kann aber sein, dass weitere Installationen und entsprechende Kosten dazukommen – etwa der Austausch von Heizkörpern oder die Dämmung der Wände und Decken. Ob das eigene Haus schon soweit ist, errechnen Handwerker oder Ingenieure. Stefan Materne rät, vor dem Einbau der Wärmepumpe auch unbedingt die Heizlast berechnen zu lassen. „Dann kann die Wärmepumpe passgenau dimensioniert werden und optimal arbeiten.“

Zudem raten Experten dazu einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Darin führen Experten für Ihr Haus Schritt für Schritt auf, welche Sanierungsmaßnahmen wann durchgeführt werden sollen und welche sich für Sie überhaupt lohnen. Bevor Sie sich also für oder gegen eine Wärmepumpe entscheiden, sollten Sie am besten einen solchen Sanierungsfahrplan haben.

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