Kleine Kunstwerke fürs Zuhause

Berlin · Teppiche feiern eine Rückkehr als elegante Wohnaccessoires. Lange galten die Bodenbeläge eher als Notwendigkeit denn als Hingucker. Doch das hat sich geändert, seit sich bekannte Designer dem Thema annehmen.

 Die Teppiche der Kollektion Tres von Nani Marquina vereinen die drei Materialien neuseeländische Wolle, Filz und Baumwolle. Dazu gibt es drei Zonen mit jeweils unterschiedlichen Anteilen und Kombinationen. Foto: nanimarquina/dpa

Die Teppiche der Kollektion Tres von Nani Marquina vereinen die drei Materialien neuseeländische Wolle, Filz und Baumwolle. Dazu gibt es drei Zonen mit jeweils unterschiedlichen Anteilen und Kombinationen. Foto: nanimarquina/dpa

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(dpa) Sogenannte Must haves werden in jeder Saison neu ausgerufen. Das sind die Dinge, die Modebewusste haben wollen, um angesagt zu sein. Das gilt jedoch nicht nur für die Mode, sondern auch für die eigenen vier Wände. Auf die Liste dieser Trendartikel hatten es Teppiche nie geschafft - bis jetzt.

So wurden die Bodenbeläge bisher nur auf der Domotex, der Weltleitmesse für Bodenbeläge in Hannover, präsentiert. Nun schaffen sie es sogar nach Mailand und Köln - und damit auf die wichtigen Möbelmessen der Welt. Dass der Teppich derzeit eine Trendwende erlebt, hat viel mit der Boden-Grundausstattung von Häusern zu tun. Dort liegen inzwischen vor allem Dielenböden oder Parkett, Laminat oder Steinzeug. Und seit Jahren sind offene Räume, in denen man lebt und arbeitet, angesagt.

Doch auch auf glatten Böden wünscht sich der Bewohner einen gewissen Komfort. Ein Teppich bietet dafür die optischen Qualitäten, die ein Ambiente wesentlicher angenehmer erscheinen lassen. Und jeder Raum braucht gewisse Areale, die sich voneinander abgrenzen. Ein Teppich im offenen Wohnraum kann diese Bereiche bilden. "Ein Teppich strukturiert einen Raum. Er wirkt wie eine Insel im Raum, auf der sich Sofa, Tisch und Lampe zu einem wohnlichen Bereich fügen", erklärt der Teppichdesigner Stefan Diez.

Eine Wegbereiterin für den Boom ist Nani Marquina. Die Spanierin machte sich einen Namen mit handgefertigten Teppichen. Neben ihren Entwürfen lanciert sie Dessins von bekannten Möbel-Designern wie Jaime Hayon, Javier Mariscal oder Martì Guixé. Marquina sagt, dass das Image eines Teppichs durch die Verknüpfung mit großen Namen steigt. "Einen Teppich kann man, wenn er mit einem bekannten Designer in Verbindung gebracht wird, besser verkaufen", erklärt sie. "Schließlich bekommt man dafür größere Aufmerksamkeit. Und Türen, die sonst geschlossen bleiben, öffnen sich plötzlich."

Das Label Danskina setzt etwa auf die Fähigkeiten der bekannten Bouroullec-Brüder. Ihren Entwurf Semis ziert ein harmonisches Miteinander von Punkten. Durch Variationen in Dichte und Tiefe der geknoteten Oberfläche entstehen Rhythmen. Bei Hella Jongerius Cross Collection für Danskina ist die Oberfläche perforiert - eine besondere Herausforderung für die kreative Designerin. Eine Kombination von Wolle und Viskose wurde dafür extra ausgetüftelt, genauso wie für die Rückseite ein Anti-Rutsch-Spray. "Was wir machen, ist schon fast eine kleine Ingenieursleistung", sagt Jongerius. "Für uns selbst ist es fast nicht zu glauben, wie oft wir einen Entwurf bearbeiten müssen, bevor er wirklich ein fertiges Produkt ist."

Vor allem bei handgeknüpften Teppichen ging es historisch stets auch darum, Geschichten zu erzählen. Tiere und Pflanzen finden sich ebenso auf den edlen Stücken wie historische Ornamente. Auch hier tut sich was, ohne dass Traditionen verloren gehen. Jürgen Dahlmann aus Berlin lässt sich für das Label Rug Star von 400 Jahre alten indischen Zeichnungen inspirieren. Die Modelle von Hossein Rezvani hingegen stehen für modernes Design aus dem Iran. Entworfen werden sie am Computer in Hamburg, dann übermittelt an die persischen Teppichzeichner. Sie skalieren die wie Pixel aufgebauten Bilder auf die jeweils gewünschte Teppichgröße, ehe mehr als 400 000 Knoten pro Quadratmeter geknüpft werden.

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