Kapitän Computer kommt an Bord

Ein Schiff ohne Steuermann ist heute undenkbar, morgen aber möglicherweise eine Selbstverständlichkeit. Ingenieure der Fraunhofer-Gesellschaft entwickeln eine Steuerung für autonome Wasserfahrzeuge.

 Die Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt eine Steuerung fürs Frachtschiff der Zukunft, das ohne Mannschaft fahren soll. Foto: Hapag Lloyd

Die Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt eine Steuerung fürs Frachtschiff der Zukunft, das ohne Mannschaft fahren soll. Foto: Hapag Lloyd

Foto: Hapag Lloyd

Hamburg. In der Luftfahrt wird die Technik genutzt, in der Automobilbranche wird daran gearbeitet, nun ist die Schifffahrt an der Reihe. Ingenieure der Fraunhofer-Gesellschaft arbeiten an einem Navigationssystem, das es Frachtern ermöglichen soll, ohne Mannschaft über die Meere zu dampfen. Im Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen wird ein Simulator für einen autonomen Massengutfrachter bereits getestet.

Völlig neu entwickelt werden musste der Autopilot nicht, so das Fraunhofer-Zentrum, das die Steuerung in einem EU-Projekt mit fünf Partnern entwickelt. Auf einer modernen Schiffsbrücke sei bereits heute vieles automatisiert. Schiffe haben eine Steuerung mit GPS-Kontrolle, einen Tempomat, als Abstandswarner dienen Radargeräte. Für ein autonomes Wasserfahrzeug seien allerdings zusätzliche Sensoren nötig. Darunter sind zum Beispiel Kameras, die kleinere Objekte erkennen können.

Der Steuercomputer des Schiffes wertet Daten sämtlicher Sensoren aus. Er entscheidet über den Kurs und kann Kollisionen vermeiden. Völlig unbeaufsichtigt solle ein unbemanntes Schiff trotzdem nicht fahren. Per Satellitenverbindung könne sich jederzeit ein Steuermann an Land einschalten, um einen solchen Frachter per Satellitenkommunikation fernzusteuern.

Auch beim An- und Ablegen müsse ein Mensch das Ruder übernehmen. Auf den ersten Kilometern bleibe eine Mannschaft an Bord. Erst wenn der Frachter das offene Meer erreicht, verlasse dieses Team per Boot oder Hubschrauber das Schiff und die automatische Steuerung übernehme das Kommando. Am Ziel müsse dann rechtzeitig vor der Einfahrt in den Hafen eine Mannschaft für die Feinsteuerung an Bord gehen. Bis zum Herbst des kommenden Jahres wollen die Fraunhofer-Forscher eine Computersimulation entwickeln, mit der Experten der Seefahrt die Ideen zunächst einmal testen können. Danach wäre es möglich, ein reales Schiff mit einer Komplett-Automatik auszustatten, so das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik.

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