Preise sinken Platzt 2023 die Immobilienblase? Das sagen Experten

Zinsanstieg als Reaktion auf die Rekord-Inflation lässt die Immobilienpreise in vielen deutschen Städten bröckeln. Platzt nun die vermeintliche Immobilienblase? Experten sind skeptisch.

In den vergangen zwölf Jahren stiegen die Preise für Immobilien in Deutschland stetig weiter – so auch im Saarland. Dort betrug die durchschnittliche Preissteigerung für Häuser und Wohnungen seit 2017 zunächst etwa 40 Prozent. Das geht aus den Daten des Immobilienportals „Immowelt“ hervor. Inzwischen lässt sich eine dramatische Trendumkehr verzeichnen. Einer Auswertung des Immobilienportals Immoscout24 zufolge, sollen Juli 2022 die Preise für Immobilien im Regionalverband Saarbrücken um 21,5 Prozent gefallen sein.

Experten rechnen mit weiter fallenden Immobilienpreisen

Für Kaufinteressenten ergibt sich durch die fallenden Preise eine ungewohnte Situation: Erstmals seit über einem Jahrzehnt können sie Preisverhandlung offensiv führen und ihre Vorstellungen durchsetzen. Im Jahr 2021 war das noch undenkbar.

Immobilien-Experten zufolge dürfte sich der Trend zum Preisverfall beschleunigen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält 2023 einen Rückgang der deutschlandweiten Immobilienpreise um bis zu zehn Prozent für möglich. Demgegenüber geht die DZ Bank, von einem Preisrückgang in Höhe von maximal vier bis sechs Prozent aus.

Allerdings muss man die Preisrückgänge im Verhältnis zu den Steigerungen der vergangenen zehn Jahre setzen. In diesem Zeitraum haben sich die Immobilienpreise nahezu verdoppelt. Für den Extrem-Fall, dass die Preise um weitere 20 Prozent abstürzen, würde damit lediglich das Niveau von 2020 erreicht werden.

Platz die Blase? Alle Faktoren sprechen gegen einen Immobilien-Crash 2023

Zugleich steigen trotz fallender Immobilienpreise derzeit die Mieten in den Ballungsräumen. Denn mit steigenden Kreditzinsen und hohen Baukosten können sich viele Menschen kein Wohneigentum mehr leisten. Damit weichen viele auf Mietwohnungen aus, wodurch die Nachfrage steigt und die Mieten kräftig klettern lässt.

Experten bezweifeln daher, dass in Deutschland 2023 eine Immobilienblase platzen wird. Neben den steigenden Mieten gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die dagegen sprechen:

  • Immobilien in Deutschland werden langfristig finanziert: Käufer haben sich Niedrigzinsen über 10 oder 15 Jahre hinweg gesichert. Der allgemeine Zinsanstieg wirkt dadurch nicht auf die Kreditbelastung aus. In anderen Ländern, in denen die Finanzierung über variable Darlehen geregelt wird, sieht die Situation anders aus.
  • Hohe Transaktionskosten für Immobilien-Makler wirken sich abschreckend auf kurzfristigen Verkäufe aus.
  • Wohnungen bleiben Mangelware: Seit Monaten beobachtet das Ifo-Institut eine Stornierungswelle im Wohnungsbau. Auch die Nachfrage nach Baufinanzierungen und die Baugenehmigungen sind eingebrochen. Statt der ursprünglich von der Bundesregierung geplanten 400 000 neuen Wohnungen für 2023, erwartet der Bauverband ZDB lediglich 245 000.
  • Mehr Flüchtlinge: Das Ende der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg lassen die Zuwanderung aus dem Ausland wieder ansteigen und verknappen den Wohnraum zusätzlich.

„Wenn aber eine hohe Wohnungsnachfrage auf ein verknapptes Angebot trifft, stützt das die Preise“, erklärt Immobilien-Experte Michael Voigtländer in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Zudem gab knapp die Hälfte der Befragten bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken an, sie wollen 2023 einen größeren Geldbetrag in Immobilien anlegen. Auch dieser Umstand spricht abschließend nicht für ein Platzen einer vermeintlichen Immobilienblase.

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