Wohneigentum 2022 Immobilienpreise sinken – kommt jetzt der Crash oder steigen die Mieten?

Womit viele Experten gerechnet haben, scheint nun tatsächlich einzutreten: Die Immobilienpreise sinken langsam. Ein Crash am Wohnungsmarkt steht jedoch nicht bevor – aus einem einfachen Grund.

Die Preise für Neubauten sind bis Mai 2022 enorm gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legten die Preise für neue Immobilien um fast 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Einen solchen Anstieg hat es seit 52 Jahren nicht mehr gegeben. Damit setzt sich die enorme Steigerung der Immobilienpreise unvermindert fort, jedoch nur scheinbar. Denn der Zenit des Immobilienbooms ist wohl endgültig überschritten worden. Was viele Experten zuletzt vorausgesagt haben, tritt jetzt tatsächlich ein: die Preise für Immobilien sanken im Juli erstmals seit 12 Jahren.

Angesichts dieser Aussichten stellt sich indes die Frage: Droht die vermeintliche Immobilienblase zu platzen und einen Crash am Wohnungsmarkt zu verursachen? Ausgerechnet die hohen Baukosten machen diesem Szenario einen Strich durch die Rechnung.

Ursachen für hohe Immobilienpreise

Seit dem Jahr 2010 verzeichneten Immobilien durchgängige Wertsteigerungen, wobei die Preisentwicklung durch ein ganzes Bündel an Ursachen bestimmt wird. Vereinfacht zusammengefasst sind drei Faktoren entscheidend:

  • Eine wachsende Bevölkerung verknappt das begrenzte Angebot an Immobilien.
  • Zugleich machen niedrige Zinsen einen Kaufvertrag lukrativ.
  • Weil man außerdem auf sein Geld bei der Bank lange Jahre kaum noch oder gar keine Zinsen mehr bekommen hat, galten Immobilien auch als attraktivere Form der Geldanlage, was die Nachfrage zusätzlich ankurbelte.

Damit greift auch hier die marktwirtschaftliche Regel: Ein begrenztes Angebot bei steigender Nachfrage lässt die Preise rasant in die Höhe schnellen.

Immobilien werden günstiger Immowelt sieht Trendwende

Im Juli machte Immowelt publik: Eine Trendwende am Immobilienmarkt stehe unmittelbar bevor. Diesmal können die Experten ihre Prognose mit einer soliden Datengrundlage belegen:

In sieben deutschen Großstädten verzeichnen die Experten von Immowelt gleichbleibende oder sogar leicht sinkende Immobilienpreise gegenüber dem Vorquartal. Auch hier sind die Gründe für den Nachfragerückgang vielfältig:

  • Steigende Zinsen: Viele Menschen können sich den Traum vom Eigenheim nicht mehr leisten. Laut der Frankfurter FMH-Finanzberatung haben sich die Zinsen binnen eines halben Jahres fast verdreifacht – das ist der schnellste Anstieg seit 1980.
  • Geringere Nachfrage durch höheren Finanzierungskosten: Folglich ändert sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Immobilien.
  • Eine hohe Inflation: Steigende Energie- und Lebenshaltungskosten verringern die Kaufkraft der Bürger.
  • Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine belastet die Märkte.
  • Lieferengpässe durch die Corona-Pandemie führen zu explodierenden Baukosten. Beispielsweise hat der sogenannte Erzeugerpreisindex für Bauholz um 34 Prozent und für Dämmwolle um 20 Prozent zugelegt.

Weiterhin soll die Stimmung bei den großen deutschen Immobilienunternehmen im Juli schlechter sein als während der Corona-Pandemie – das geht aus einer Befragung des Instituts der Deutschen Wirtschaft hervor. Demnach zeigt man sich in den Chefetagen der Konzerne besorgt, da die Gemengelage aus preislich überbewertetem Wohnraum, steigenden Zinsen und hohen Baukosten einen Wendepunkt am Immobilienmarkt ankündigt.

Was passiert im Falle eines Immobiliencrashs?

Eine Immobilienblase kann durch stark ansteigende Preise angetrieben werden. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Spekulationsblase, die entsteht, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Platzt die Immobilienblase, löst das eine Kettenreaktion aus: Die Nachfrage sinkt, die Preise fallen ins Bodenlose.

Platzt die Immobilienblase? Was dagegen spricht

Damit die Blase platzt, müssen die Immobilienobjekte deutlich höher bewertet werden, als es marktwirtschaftlich angemessen wäre. Allerdings sieht es danach derzeit nicht aus. Daher wird ein umfassender Immobiliencrash wahrscheinlich ausbleiben.

Das liegt vorwiegend an den hohen Baukosten. Neubauprojekte und die Sanierung von Bestandsimmobilien werden zurückgefahren, was wiederum das Angebot knapper werden lässt – entsprechend stabilisieren sich die Preise.

Ein weiterer Punkt, der das Ausbleiben eines Immobiliencrashs begünstigt, sind steigende Mieten. Obgleich die Immobilienpreise leicht fallen, müssen Mieter in zehn von 14 Großstädte im Juli mehr zahlen, da Menschen nun verstärkt mieten, statt zu kaufen – das beobachtet Immowelt. Spitzenreiter dieser Entwicklung sind Frankfurt mit plus sieben und Stuttgart mit plus sechs Prozent.

Ganz anders sieht die Lage im Saarland aus: Experten zufolge sollen dort die Zeiten ständig steigender Mieten vorbei sein. Wo die Mieten im Saarland im Juli am höchsten sind – und wo am niedrigsten.

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