Energiekrise Heizöl: Jetzt kaufen oder noch warten? So sieht die Lage auf dem Ölmarkt aus

Verbraucher mit geringem Heizöl-Vorrat stehen vor der Frage, ob sie ihre Tanks jetzt auffüllen oder noch warten sollen. Zuletzt ging der Heizölpreis wieder durch die Decke – wie geht es nun weiter?

 Steigende Energiepreise machen Kunden zu schaffen. Vor allem bei Heizöl sind die Preise extrem gestiegen. (Symbolbild)

Steigende Energiepreise machen Kunden zu schaffen. Vor allem bei Heizöl sind die Preise extrem gestiegen. (Symbolbild)

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Update vom 11. Oktober: Für Mieter und Immobilien-Besitzer, die mit Öl heizen, stellt die Energiekrise eine enorme finanzielle Belastung dar und ein Ende scheint derzeit nicht in Sicht. Nach einer spätsommerlichen Entspannungsphase schossen die Preise zuletzt wieder nach oben: Am Tag der Deutschen Einheit mussten Verbraucher noch 156,29 Euro für 100 Liter Heizöl zahlen. Lediglich vier Tage betrug der Heizöl-Preis bereits 172,24 Euro.

Inzwischen hat sich der Kurs wieder stabilisiert und die Preistendenz zeigt leicht nach unten. Ursächlich hierfür sind:

  • Sorgen vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung durch die galoppierende Inflation.
  • Die restriktive Corona-Politik mit umfassenden Lockdowns in China drosseln den globalen Wirtschaftsmotor.

Trotz der daraus resultierenden rückgängigen Nachfrage ist ein Preissturz vorerst nicht in Sicht. Dafür sorgt ein ganzes Bündel an Faktoren.

  • Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) hat eine Drosselung der Fördermenge bei Rohöl angekündigt, um den Rohstoff künstlich zu verknappen.
  • Die Streiks bei Energiekonzernen in Frankreich wie etwa TotalEnergies wirken preistreibend.
  • Weitere Sanktionen gegen den ölreichen Iran als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Bürgerproteste. Diese machen eine Einigung bei den Atomverhandlungen und damit eine Aufhebung der Ölsanktionen unwahrscheinlicher denn je.

Heizöl: Kaufen oder abwarten – das rät Experte (Stand: 11. Oktober)

Doch es gibt auch Licht am Ende des Tunnels: Hinsichtlich der Heizöl-Nachfrage gibt Josef Weichslberger, Ölmarkt-Experte und Geschäftsführer bei „Fastenergy“ Entwarnung: „Erstmals seit längerer Zeit ist die Zahl der Marktbeobachter wieder über mehrere Tage hinweg auf ein mittleres Niveau gefallen, was eine in nächster Zeit zurückgehende Nachfrage erwarten lässt. In Folge könnte sich bald auch die Liefersituation wieder etwas entspannen. Noch aber sind regional Wartezeiten von bis zu drei Monaten einzukalkulieren.“

Im Hinblick auf die langen Wartezeiten sollten sich Heizöl-Kunden, die mit ihren Beständen nicht über den Winter kommen, umgehend eine Heizöl-Lieferung bestellen, empfahl Weichslberger bereits am 30. September.

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Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Dramatische Preisexplosion bei Heizöl in den letzten 12 Monaten

Der Durchschnittspreis in Deutschland für 100 Liter Heizöl betrug am 11. Oktober 173,21 Euro (15 Uhr). Nachdem der Preis lange stagniert war, stieg er in den vergangenen Tagen wieder. Seit Anfang Oktober ergibt sich ein Aufschlag von knapp 18 Cent je Liter. Zur Einordnung dieser Werte: Zwei Jahre zuvor mussten Heizöl-Kunden für dieselbe Menge lediglich 40,40 Euro zahlen. Damit hat sich der Preis binnen zwei Jahre ungefähr vervierfacht. Wobei angemerkt sein soll, dass 2020 die geringe Nachfrage durch die Corona-Pandemie den Preis zusätzlich gedrückt hatte.

Besonders für Familien mit niedrigem Einkommen wird dieser Preisanstieg schnell zu einer existenziellen Bedrohung, so auch bei Anja Halemeier aus Ormesheim. Die Mutter von fünf Kindern, berichtet, wie die hohen Preise den Lebensalltag ihrer Familie bedroht. Eine große Lieferung Heizöl kann sie sich nicht leisten, daher nutzt die Familie Diesel, um warm duschen zu können.

Heizölpreise* in den größten Städten im Saarland (Stand: 11. Oktober)

*Nach Angaben des französischen Energieunternehmens TotalEnergies SE.

Hinweis: Laut Verband für Energiehandel Südwest-Mitte werden im Saarland 37 Prozent der Wohnungen mit Öl beheizt, das entspricht rund 110 200 Wohnungen, gefolgt von Erdgas mit rund 30 Prozent (Zentralheizungen und Etagenheizungen). Dahinter folgt die Fernwärme mit 12,5 Prozent, der Rest entfällt auf Einzelheizungen und sonstige Heizquellen.

Heizöl: Kaufen oder abwarten – das rät Experte (Stand: 30. September)

Angesichts der andauernden Energiekrise und des näher rückenden Winters fragen sich einige Kunden, ob sie jetzt Heizöl kaufen oder doch noch warten sollen.

Vieles spricht für weiter steigende Heizölpreise: das Ölembargo gegen Russland, der schwache Euro, ein Scheitern des Atom-Abkommens mit dem Iran, um nur einige Punkte zu nennen. Dennoch gibt es auch Faktoren, die für fallende Preise sorgen könnten, wie eine Rezession oder die steigenden Frachten in der Schiffart. Letzteres sorgt bei den Transportkosten derzeit für Entspannung.

Für Ölmarkt-Expert Weichslberger steht fest: „Es bleibt bei einer nach wie vor extrem starken Inlandsnachfrage, sodass auch die Lieferzeiten weiter auf einem sehr hohen Niveau bleiben. Wer mit seinem Heizöl-Vorrat nicht über den Winter kommt, sollte daher unbedingt rechtzeitig bestellen.“

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