Heizkosten senken Wärmepumpe für ein altes Haus – lohnt sich das? Expertin gibt 10 Spar-Tipps

Saarbrücken · Angesichts hoher Energiepreise fragen sich Hausbesitzer, ob das eigene Zuhause umfassend saniert werden muss. Energieberaterin Christine Mörgen erklärt, welche Umbaumaßnahmen sinnvoll sind und warum es nicht immer gleich eine neue Heizung sein muss.

Die Unsicherheit ist groß: Werden wir auch die kommenden Winter noch ausreichend mit Gas versorgt? Wie lange darf eine Ölheizung noch genutzt werden? Gleichzeitig sind die deutlich gestiegenen Preise für Energie für viele zu einer großen finanziellen Belastung geworden.

Für Immobilien-Besitzer oder Menschen, die sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchten, stellen sich jetzt ganz grundlegende Fragen:

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Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich
  • Muss das Haus gedämmt werden?
  • Brauche ich eine neue Heizung und wenn ja, welche ist die Beste?
  • Mit welchen Sanierungsmaßnahmen sollte ich beginnen und was gilt es zu beachten?

Wir haben mit Energieberaterin Christine Mörgen über diese Themen gesprochen.

Angenommen, ich baue ein neues Haus. Was wäre die beste Option für einen geringen Energiebedarf und umweltfreundliche Energie?

Beim Neubau haben sich Wärmepumpen in Kombination mit Fußbodenheizungen durchgesetzt. Die Effizienz dieser Kombination ist relativ gut, da Sie dadurch mit relativ niedrigen Vorlauftemperaturen heizen können. Außerdem sollte eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut werden, um die Lüftungsverluste zu minimieren. Häufig wird eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung zur anteiligen Deckung des Eigenbedarfs eingebaut und auch eine Solaranlage zur thermischen Warmwasseraufbereitung ist üblich. Der Trend geht hin zu einer möglichst großen Unabhängigkeit von Energieversorgern und fossilen Energien.

Wärmepumpen benötigen allerdings Strom. Im Sommer lässt sich der Bedarf noch durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach abdecken. Im Winter wird dies allerdings schwierig. Welche Möglichkeiten habe ich dann?

Im Winter braucht die Wärmepumpe den meisten Strom, die Photovoltaikanlage kann nur 15 bis 20 Prozent des Wärmepumpenstrombedarfs im Winter abdecken. Deshalb wird häufig über Hybridheizungen nachgedacht, also zwei Heizungen, die sich ergänzen, wenn ein System "schwächelt". Beispielsweise eine Wärmepumpe in Kombination mit Gas oder einem wassergeführten Pelletofen.

Viele Menschen haben ein altes Haus oder wollen sich ein altes Haus kaufen und fragen sich, welche Energiemaßnahmen sinnvoll sind. Was sollten die ersten Schritte sein?

Die Verbraucherzentrale hat dazu geeignete Beratungsangebote vor Ort, wie zum Beispiel des Gebäudecheck. Die Experten schauen sich dann die Situation an. Dabei geht es dann um die Fragen: Welchen Energiebedarf habe ich, welche Sanierungen wurden bereits durchgeführt, kann ich den Energiebedarf senken, welche Heizungsanlage habe ich, in welchem Zustand befindet sich diese, wie lange kann ich die Heizung noch nutzen und welchen Brennstoff habe ich? Was kann ich tun? Und es werden Lösungen aufgezeigt.

Wenn ich mich für eine neue Heizung entscheide, welche sollte ich wählen?

Wärmepumpen sind nicht für alle Häuser geeignet. Vor allem nicht für unsanierte Altbauten mit einem hohen Energiebedarf. Bei Pelletheizungen benötigen Verbraucher entsprechend Platz für die Lagerung der Brennstoffe. Fernwärme ist nicht überall verfügbar. So gibt es bei allen Heizungssystemen Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen.

Gibt es je nach Alter des Hauses Energiemaßnahmen, auf die Verbraucher verzichten sollten?

Ein Haus ab 1995 hat bereits ein Wärmedämmstein im Außenmauerwerk. Deshalb lässt sich der Wärmeverlust durch eine weitere Dämmung der Außenmauer kaum wirtschaftlich durchführen. Bei einem alten Haus können Verbraucher durch die Fassadendämmung deutlich mehr Energie einsparen und kann sich dadurch wirtschaftlich besser rechnen. Es ist zu bedenken: Auch dickes Mauerwerk aus Bruchsteinen zum Beispiel hat hohe Wärmeverluste.

Welche Maßnahmen sind denn in der Regel am lohnenswert?

Bei Fenstern besteht ein hoher Einspareffekt an Energie, da diese nicht nur Wärmeverluste über die Fläche haben, sondern auch Lüftungsverluste, da sie oft undicht sind. Allerdings ist der Austausch auch relativ teuer. Mit geringem Aufwand lassen sich dagegen Keller- und Geschossdecke dämmen. Die Dämmung der obersten Geschossdecke ist auch deshalb sinnvoll, da Wärme nach oben steigt und sich die Wärme damit im Gebäude besser halten lässt.

Wer unterstützt denn bei solchen Sanierungsmaßnahmen?

Viele Menschen setzen auf Einzelmaßnahmen und tauschen beispielsweise die Fenster aus. Sinnvoll ist allerdings auch, die Energiefrage ganzheitlich zu betrachten. Dabei hilft ein Sanierungsfahrplan, der auch Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert wird. So lässt sich ein Haus eventuell zu einem Effizienzhaus umbauen. Dies muss nicht auf einmal geschehen, aber die einzelnen Schritte sind dann klar.

Wer erstellt diesen Sanierungsfahrplan und welche Kosten sind damit verbunden?

Wir bei der Verbraucherzentrale machen eine Initialberatung vor Ort und zeigen Wege zur Energieeinsparung auf. Diese kostet 30 Euro. Den individuellen Sanierungsfahrplan erstellen vom BAFA zugelassene Energieeffizienzexperten. Die BAFA fördert diesen Plan mit 80 Prozent der Beraterkosten, jedoch maximal 1300 Euro. Das Honorar des Energieberaters ist in Regel etwas höher als der geförderte Betrag.

Energetische Sanierung eines Passivhaus der GSG Neunkirchen im Finkenweg 23​
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Die Verwandlung eines Hauses aus den 50er Jahren zum Passivhaus

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Foto: GSG Neunkirchen

Jetzt wurde viel am Haus getan und dennoch sind Verbraucher oft enttäuscht, wie wenig die Einsparungen am Ende auf der Abrechnung gebracht haben.

Wir beobachten den sogenannten Rebound-Effekt. Überspitzt gesagt, dämmen Menschen ihr Haus und laufen anschließend im T-Shirt durch die Wohnung. So lässt sich natürlich keine Energie sparen. Deshalb sollten Verbraucher auch ihr eigenes Verhalten betrachten. Zudem sind die Energiekosten derzeit auch so hoch, dass sich nur sagen lässt, dass diese noch höher wären, wenn die Verbraucher nichts an ihrem Haus getan hätten.

Neben diesen großen Investitionen, welche kleine Maßnahmen können Verbraucher tätigen, um Energie einzusparen?

Verbraucher können darauf achten, dass die Fenster dicht schließen. Das lässt sich durch Nachstellen oder neue Dichtungen erreichen. Außerdem kann man das eigene Heizverhalten überdenken und vielleicht die Raumtemperatur am Heizkörperthermostat etwas runterregeln. Dann gibt es die Möglichkeit der Heizungsoptimierung, die durch das BAFA gefördert wird. Das lohnt sich vor allem dann, wenn die Heizung noch nicht alt ist. Ein Austausch einer gerade einmal zehn Jahre alten Heizung ist sicherlich auch nicht nachhaltig. Zudem ist die Warmwasserbereitung mit Strom in der Regel teurer als die zentrale Warmwasserbereitung. So gibt es eine Vielzahl an kleinen Maßnahmen, mit denen sich Energie einsparen lässt.

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