Erdbeeren Süße Versuchung aus dem eigenen Beet

Münster/Stuttgart · Wer Erdbeeren genießen will, kann sie auch selbst anpflanzen. Dabei gilt es einiges zu beachten.

 Saftig und süß: selbst angebaute Erdbeeren schmecken meist besonders gut.

Saftig und süß: selbst angebaute Erdbeeren schmecken meist besonders gut.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

Die frischen Erdbeeren aus dem Garten der Großeltern musste die Familie meist rasch essen oder zu Marmelade verarbeiten. Die Früchte waren nicht lagerfähig. Dafür hatten sie einen hohen Gehalt an Saft – quasi der Träger des Aromas. „Ist eine Erdbeere vom Fruchtfleisch so fest wie ein Apfel, verliert sie deutlich an Geschmack“, erläutert Lothar Schatz, Gartenbau-Ingenieur und Erdbeerzüchter aus Stuttgart.

Daher schmecken gekaufte Erdbeeren selten so aromatisch wie selbstgepflückte von früher. Neben Nostalgie liegt dies auch daran, dass gute Erdbeeren für den Handel andere Kriterien erfüllen müssen. Die Früchte sollen fest, groß, transport- und lagerfähig sein.

Wer einen Balkon oder Garten hat, kann Erdbeeren selber anbauen und die reifen Früchte dann wie früher pflücken und sich in den Mund stecken. Bei den Erdbeeren hat aber in vielerlei Hinsicht ein starker Wandel stattgefunden. „Die Erdbeersaison hat sich verschoben“, sagt der Gartenbau-Ingenieur Raimund Schnecking aus Münster. Für Beet- und Balkonpflanzen fällt die Saison mittlerweile in den April und Mai.

Ursprünglich war die Pflanzzeit für Erdbeeren gut drei Monate später. Dabei pflanzte man nicht für die laufende Saison, sondern für das folgende Jahr. Doch: „Der Kunde möchte möglichst sofort bis zum Saisonende immer frische Früchte ernten“, erklärt Schnecking. Unterschiedliche Pflanzen stehen zur Wahl: „Immer tragende Sorten blühen und fruchten unabhängig von der Tageslänge“, erklärt Schatz. Während Beet-Erdbeeren im Kurztag des Vorjahres, also eher Ende August, ihre Blüten anlegen. „Die Blüten treiben allerdings erst im nächsten Jahr“, erläutert der Erdbeerzüchter, auch dann über einen
überschaubaren Zeitraum.

Während die Beet-Erdbeere eine Pflanze für gute Erträge mit leckeren Früchten ist, haben Erdbeerpflanzen für den Balkon oft eine prächtigere Blüte – entsprechend der höheren Ansprüche vieler Balkonbesitzer an deren Schönheit. „Großblumige Sorten wie ‚Toskana‘ oder ‚Elan‘ sind sehr beliebt“, sagt Schnecking.

Auch die sogenannten Rosen-Erdbeeren haben besonders große Blüten. „Die gefüllt blühende Rosen-Erdbeere ‚Summer Breeze Snow‘ trägt klassisch weiße Blütenschalen, während ‚Summer Breeze Rose‘ und ‚Summer Breeze Cherry‘ rosarote, gefüllte Blüten haben“, beschreibt er die neuen Trendsorten.

Neben schönen Blüten, sei natürlich auch der Geschmack wichtig, sagt Schnecking. Wer immer ein paar Beeren naschen können will, sollte am besten gleich mehrere Pflanzen besorgen. „So können sich die einzelnen Pflanzen zwischendurch regenerieren“, erklärt der Experte.

Eine Erdbeerpflanze liefert etwa 400 bis 500 Gramm Früchte. Bei den Beetsorten reift diese Menge in einer Zeitspanne von etwa zwei Wochen, während sich bei den immertragenden Sorten für den Balkon dieser Ertrag vom Juli bis zum Frost erstreckt. „Wer sich mit Marmelade selbst versorgen will, der pflanzt Beet-Erdbeeren“, rät Schatz. Zusätzlich empfiehlt er auch einige Balkon-Sorten zu pflanzen, damit es immer ein paar frische Früchte zum Naschen gibt. Erdbeeren zählen zu den Starkzehrern.

Sie brauchen eine gute Nährstoffversorgung. „Ein lockerer, humoser Boden ist ideal“, sagt Schatz. Sein Tipp: schwere Böden mit Sand vermischen, um deren Belüftung zu verbessern. Für eine laufende Nährstoffversorgung empfiehlt er für Blühpflanzen einen Flüssigdünger. „Für Beet-Erdbeeren verwendet man einen biologischen Beerendünger“, sagt Schatz. Am besten düngt man direkt nach der Pflanzung und ein zweites Mal nach der Ernte.

Von üppigen Kompostgaben rät Schatz hingegen ab: „Erdbeeren sind sehr Salz empfindlich, das man mit dem Kompost stark anreichert.“ Für Erdbeeren in Gefäßen empfiehlt der Erdbeerzüchter Aussaat- oder Kräutererde. „Sie ist nicht aufgedüngt.“ Der Vorteil: Die Entwicklung der Pflanzen wird nicht durch Salz gehemmt.

Beim Düngen sei nur wichtig, „dass man keinen Stickstoff betonten Dünger verwendet“, sagt der Erdbeerzüchter, weil sonst das Blattwachstum gefördert wird. Erdbeeren haben die Eigenschaft, sich über sogenannte Ranken zu vermehren. Dabei wächst ein langer Trieb, der am Ende eine kleine Rosette bildet. Das vegetative Wachstum hat zur Folge, dass die Pflanze Blüten- und Fruchtbildung vernachlässigt.

Für eine gute Erdbeerernte ist zudem die Wasserversorgung ein wichtiger Faktor. „Alle Erdbeeren brauchen eine gleichmäßig feuchte Erde“, erklärt Schatz. Das gilt insbesondere für immer tragende Sorten. Aus Erfahrung weiß er: Trockenheit verursacht viele Misserfolge. Bei der Standortsuche empfiehlt er aber einen Platz in der vollen Sonne. Früchte in der Sonne enthalten mehr Zucker und schmecken dadurch besser. Zudem trocknen die Früchte schneller ab und schimmeln nicht so schnell.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort