Einbruchsschutz Schwachstelle Terrassentür

Stuttgart · Schon kleine Maßnahmen können die Sicherheit von Balkontüren gegen Einbrüche erhöhen.

 Während Haustüren meist gut gegen Einbruchsversuche gesichert sind, sind Balkontüren oft Schwachstellen am Haus. Balkontüren lassen sich aber nachrüsten.

Während Haustüren meist gut gegen Einbruchsversuche gesichert sind, sind Balkontüren oft Schwachstellen am Haus. Balkontüren lassen sich aber nachrüsten.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Wie oft ist die Terrassentür auf, ohne dass jemand im Raum ist? Bleibt die Balkontür in schwülen Nächten geöffnet? Und wie sieht es mit den Fenstern mit direktem Zugang zum Balkon aus? Denn das sind drei Möglichkeiten für Einbrecher, in ein Haus zu gelangen. Zumal: Die Täter versuchen es auch, wenn die Fenster und Türen verschlossen sind.

„Während Haustüren meist gut gesichert sind, bilden Fenster und Fenstertüren oft Schwachstellen am Haus. Das wissen Einbrecher und nutzen es aus“, sagt Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“. „Wer etwas für den Einbruchschutz tun möchte, sollte sich also besonders darum kümmern.“

Die Schwäche vieler, vor allem älterer Fenster und Fenstertüren sind die Rollenzapfen, über die sie verriegelt werden. Sie lassen sich leicht aufhebeln. Das macht es einfach, unbemerkt einzusteigen, denn Einbrecher vermeiden den Lärm durch das Einschlagen der Scheibe. Aufrüsten lassen sich Zusatzschlösser. Und: „Es bringt schon viel, die alten Rollenzapfen gegen Pilzkopfzapfen auszutauschen, die rundum angeordnet sind und beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche greifen“, erklärt Helmut Rieche.

Immobilienbesitzer, die planen, neue Balkon- und Terrassentüren einzubauen, etwa bei einer energetischen Sanierung, sollten gleichzeitig den Einbruchschutz erhöhen. „Für den Privatgebrauch bieten sich Fenster und Fenstertüren mindestens der Widerstandsklasse 2, kurz RC 2 an“, sagt Frank Lange vom Verband Fenster + Fassade in Frankfurt.

„Bei ihnen ist sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion beim Fenster aus Rahmen, Beschlag und Verglasung sowie bei der Tür aus Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag keinen Schwachpunkt gibt“, erklärt Lange. „Wem dies nicht genügt, kann höhere Sicherheitsklassen wählen. Je höher die Klasse, desto sicherer das Fenster, die Fenstertür oder die Haustür.“

Fenster und Fenstertüren können Einbruchsversuche nur überstehen, wenn sie sicher und fachgerecht im Mauerwerk montiert sind. „Fenster mit Sicherheitsbeschlägen und mit einer möglichst großen Zahl an Pilzkopfverriegelungen, die stabil im Fensterrahmen befestigt werden, Sicherheitsverglasungen und einen drehgehemmten Griff mit Aufbohrschutz besitzen, gelten als sicher“, sagt Lange. Doch er schränkt ein: „Letztendlich hängt ihre Sicherheit auch von der Zugriffszeit und dem verwendeten Werkzeug der Einbrecher ab. Ab RC 2 leisten die Fenster wirksamen Widerstand.“

Wenn Einbrecher aber ungestört sind und Zeit haben, kommen sie in fast jedes Haus. „Entgegen landläufiger Meinung versuchen die Kriminellen meist tagsüber einzusteigen, wenn die Bewohner auf der Arbeit, in der Schule oder beim Einkaufen sind. Auch am frühen Abend oder an den Wochenenden“, sagt Harald Schmidt, Leiter der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. „Weit über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche werden durch Tageswohnungseinbrecher begangen.“

Nicht selten werden die Täter zu dieser Zeit regelrecht eingeladen, etwa wenn Fenster oder Balkontüren nicht verschlossen oder nur gekippt werden. Übrigens: Auch der Haustürschlüssel unter der Fußmatte, dem Blumentopf oder an einem anderen vermeintlich sicheren Ort ist keine gute Idee. „Einbrecher finden jedes Versteck“, betont Kriminaloberrat Harald Schmidt.

Da Kriminelle in den meisten Fällen aufgeben, wenn jemand zu Hause ist, kann man versuchen, sie abzuhalten, indem man die eigene Anwesenheit vortäuscht. „Dazu ist die Unterstützung der Nachbarn notwendig“, sagt Rieche. „Sie sollten Bescheid wissen, wenn die Familie eine längere Urlaubsreise antritt. Dann können sie den Briefkasten leeren, dafür sorgen, dass die Rollläden mal hoch- und runtergefahren und das Licht an- und ausgeschaltet wird.“

Das alles muss realistisch wirken. Einbrecher beobachten die Häuser oft über längere Zeit und finden heraus, ob nur eine Zeitschaltuhr Leben im Haus suggeriert. „Und sie erkennen schon an Details, dass niemand zu Hause ist“, sagt Rieche. „Solch ein Indiz kann zum Beispiel ein über längere Zeit nicht gemähter Rasen sein.“ Auch Abwesenheitsmitteilungen auf dem Anrufbeantworter oder Urlaubs-Postings in den sozialen Netzwerken können darauf hinweisen.

(dpa)
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