Modulhäuser Ein Haus aus mehreren Modulen

München/Bad Honnef · Flexible Fertigbauten können heute relativ einfach an die Platzbedürfnisse einer wachsenden Familie angepasst werden.

 Bei Modulhäusern werden einzelne Hauselemente aus Leichtbauteilen industriell vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt. 

Bei Modulhäusern werden einzelne Hauselemente aus Leichtbauteilen industriell vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt. 

Foto: dpa-tmn/Juergen Lippert

() Eine Familie verändert sich im Laufe der Jahre: Erst ziehen zwei Menschen in ein Haus ein, dann kommt ein dritter, vielleicht gar ein vierter Mensch hinzu. Jahre später ziehen nach und nach wieder ein paar Bewohner aus. Am Ende bleibt vielleicht nur einer zurück, sodass  wieder weniger Raum benötigt wird. Dank modularer Bauweise können Gebäude wachsen und schrumpfen.

Das individuelle Konfigurieren von Produkten kommt in vielen Bereichen bereits verstärkt zum Tragen. Professor Horst Wildemann von der Technischen Universität München ist Experte für serielles Bauen und prophezeit: „Was beim Autokauf längst gang und gäbe ist, wird sich auch beim Eigenheim durchsetzen.“ Das geht längst über die individuelle Planung am Computer nach Wünschen der Bauherren hinaus. Es reicht bis hin zu zukünftigen Maßnahmen, wie etwa Erweiterungen.

„Einzelne Module aus Leichtbauteilen werden ganz nach dem Vorbild der Autoindustrie industriell vorgefertigt und dann auf der Baustelle zusammengesetzt“, erklärt Professor Wildemann die Produktion eines Modulhauses. Quasi fertige Hausbereiche werden so im Ganzen auf die Baustellen gebracht.

Die Konstruktion der Einzelteile unterscheidet sich nicht wesentlich von den Elementen, aus denen normale Fertighäuser bestehen, erklärt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn. Es sind in der Regel Wand- und Deckenelemente in Holztafelbauweise. Sie werden seriell in einem Werk produziert, teils wird sogar die Haustechnik bis hin zur Innenausstattung dort schon eingebaut. Der Aufbau der Häuser kann in sehr kurzer Zeit erfolgen, etwa in 24 Stunden, erklärt Professor Wildemann.

Steht das Haus einmal, lässt es sich leicht durch weitere Module erweitern. Bestehende Einheiten können auch abgebaut werden, abhängig von der Lebenssituation und den Finanzen der Familie. „Man kann zum Beispiel mit einem kleinen Haus mit 50 bis 60 Quadratmetern Wohnfläche beginnen, und es später durch Anbauten oder Aufstockungen erweitern“, erklärt Windscheif. Schon für weniger als 50 000 Euro gebe es kleine Modulhäuser für Singles und junge Familien. Nach und nach, wenn die Familie und die Ansprüche wachsen und wieder Geld zum Investieren da ist, können Erweiterungen folgen. Diese bieten dann zum Beispiel mehr Platz für die Kinder, ein Büro für Selbstständige oder im Alter eine Einliegerwohnung für Pflegekräfte. Oder der Trakt für die Kinder wird nach deren Auszug wieder entfernt.

Im Prinzip kann man mit den Modulbauten sogar umziehen. „Diese Häuser haben keine Bodenplatte, sind also nicht fest mit dem Untergrund verbunden“, erläutert Windscheif. „Die Module sind von der Größe her so konzipiert, dass sie auf einem Tieflader von Ort und zu Ort transportiert werden können.“ Allerdings darf man die Module nicht einfach überall aufstellen. Baurechtlich handele es sich um ganz normale Häuser, für die eine Baugenehmigung notwendig ist.

„Unter Architekten werden Modulhäuser kontrovers diskutiert“, sagt Christof Rose, Sprecher der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Einerseits sehen sie die Vorteile des standardisierten Bauens. Andererseits fürchten die Profis, dass Bauen mit vorgefertigten Bauteilen oder Modulen schnell zu langweiligen Lösungen führt, die an Plattenbauten oder Containerdörfer erinnern.

(dpa)
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