Bunte Bilder entlarven Energielecks

Osnabrück · Aufnahmen einer Infrarotkamera können Wärmelecks am Haus sichtbar machen und so dem Besitzer beim Sparen helfen. Aber nicht jeder Anbieter solcher Messverfahren ist seriös und ausreichend geschult. Manchmal bekommt der Hausbesitzer nicht mehr als ein buntes Bild.

Mit dem Beginn der Heizperiode startet auch die Saison für Wärmebildaufnahmen von Häusern und Räumen (Thermographie genannt). Denn die Bilder gelingen am besten, wenn der Temperaturunterschied zwischen den Innenräumen und der Umgebung zehn bis 15 Grad beträgt. Ein bedeckter Herbst- oder Wintermorgen ist der ideale Zeitpunkt, um mit den Aufnahmen Wärmeverluste zu erkennen.

"Allerdings ist auch unter optimalen Witterungsbedingungen im Herbst und Winter nicht jede Thermographieaktion sinnvoll", warnt Andreas Skrypietz von der Kampagne "Haus sanieren - profitieren" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Vorsicht sei bei kostengünstigen Angeboten angebracht, bei denen lediglich Außenaufnahmen gemacht werden. Sie eignen sich nicht als Grundlage für ein energetisches Sanierungskonzept, so Skrypietz.

Die Wärmebildkamera erkennt unterschiedliche Oberflächentemperaturen am Gebäude. "Bei Außenaufnahmen erscheinen warme und heiße Zonen in Gelb- und Rottönen, kühle Stellen in blau bis schwarz", erklärt Skrypietz. "Innenaufnahmen zeigen Energielecks als blaue bis schwarze Zonen." Für den Laien ist es nicht einfach, die Wärmebilder richtig zu deuten. "Viele Hausbesitzer bekommen einen Schreck, wenn die Außenaufnahmen von ihrem Haus ein rot glühendes Gebäude zeigen, aus dem die Energie förmlich herausdampft", sagt Matthias Horn vom Bundesverband für Angewandte Thermographie.

Aufnahmezeitpunkt ist wichtig

"Zu falschen Ergebnissen führt die Thermographie zum Beispiel dann, wenn eine Fassade aufgenommen wird, nachdem den ganzen Tag die Sonne darauf geschienen hat", erklärt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren. "Dann werden die Bilder bei der Außenthermographie tiefrot, weil die Fassade die Sonnenwärme vom Tag noch gespeichert hat. Die Fassade selbst kann also völlig in Ordnung sein."

Ein anderes klassisches Beispiel für eine Fehlinterpretation ist das Dach. "Durch die mit Kaltluft hinterlüfteten und die lose eingehängten Dachziegel zeigen die Außenaufnahmen oft eine durchgehend blaue Dachfläche", erläutert Horn. Die Besitzer denken, ihr Dach sei gut gedämmt. "Erst die Innenaufnahmen bringen die Schwachstellen ans Licht. Sie befinden sich häufig an Fensterecken und Gauben." Ein fachkundiges Urteil ist folglich nur möglich, wenn die Aufnahmen das Gebäude von außen und von innen erfassen.

"Da Thermographie-Kameras viel preisgünstiger geworden sind als früher, kommen immer mehr Anbieter auf den Markt, die ihr Fach nicht beherrschen", hat Jürgen Friedrichs vom Bauherren-Schutzbund in Berlin beobachtet. Aber man braucht Spezialkenntnisse und Erfahrung, um die Kamera richtig einzustellen. Wer sicher gehen will, dass die Firma professionell arbeitet, sollte auf zertifizierte Thermographen zurückgreifen. Eine Liste gibt es zum Beispiel beim Bundesverband für Angewandte Thermographie (vath.de).

Wärmebild-Analysen seien immer dann angebracht, wenn sich Bauschäden mit normalen Aufnahmen nicht nachweisen lassen. "Wenn zum Beispiel eine Wand immer kalt bleibt, obwohl genügend geheizt wird, kann man damit die Ursachen erkennen", sagt Andreas Skrypietz. Wenn eine Sanierung eines Gebäudes anstehe, seien die Thermographie-Aufnahmen auch gut geeignet, um den Ausgangszustand zu dokumentieren.