Immobilien Böse Überraschung im Frühling

Berlin · Mit den Blüten im Garten kommen ärgerlicherweise auch blühende Wände. Frühlingszeit ist Schimmelzeit. Grund ist oft falsches Lüften.

 An Fenstern entstehen oft Kältebrücken. Kondensiert dort Feuchtigkeit, entsteht Schimmel.

An Fenstern entstehen oft Kältebrücken. Kondensiert dort Feuchtigkeit, entsteht Schimmel.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Üble Entdeckung beim Putzen: An der Wand hinter dem großen Schrank hat sich ein Schimmelfleck gebildet. Auch über dem Fenster im Bad und am Kopfende des Bettes zeigen sich dunkle Schatten. Im vergangenen Herbst war davon noch nichts zu sehen – Schimmelpilze entstehen oftmals über den Winter.

Das Entfernen oberflächlicher, kleinerer Flecken ist erst mal kein Problem. Es reicht, einen Wischlappen mit Spiritus zu tränken, den Schimmel abzuwischen und den Lappen dann zu entsorgen, erklärt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. Letztlich muss man aber die Ursachen des Schimmels beseitigen. Damit der Pilz nicht wiederkommt und langfristig keine echten Schäden verursacht.

„Die Hauptursache ist zu hohe Feuchtigkeit in den Räumen“, erklärt Moriske. Feuchtigkeit entsteht beim Duschen, Kochen, Wäscheaufhängen und nicht zuletzt durch Atmen und Schwitzen der Bewohner. In einem Zwei- bis Drei-Personen-Haushalt wird täglich im Schnitt ein Eimer voll Wasser als Dampf in der Raumluft verteilt. „Wird diese Feuchtigkeit nicht abtransportiert, setzt sie sich in Ecken und an Wänden ab, und es kann Schimmel entstehen“, erläutert Moriske. Ungünstig ist dies besonders, wenn Mobiliar direkt an den Außenwänden steht. Besonders in älteren Gebäuden ist dies ein Problem.

„Auch zu niedrige Zimmertemperaturen begünstigen Schimmelpilzbildung“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Ein Beispiel: Oft wird das Schlafzimmer schlecht beheizt. Durch die geöffnete Tür strömt dann wärmere feuchte Luft aus der restlichen Wohnung hinein und kondensiert an kalten Wänden und Ecken. Weil Menschen außerdem viel Feuchtigkeit beim Schlafen verdunsten, sind Schimmelflecken im Schlafzimmer häufig.

„Wir empfehlen eine Raumtemperatur von 19 bis 22 Grad in der Wohnung. Im Schlafzimmer dürfen es auch schon mal 17 bis 18 Grad sein“, sagt Kodim. Wer bei geschlossenen Fenstern schläft, muss das Schlafzimmer morgens sofort und gründlich lüften. Mit einem Hygrometer kann man herausfinden, ob die Luft in der Wohnung zu feucht ist. Ideal sind 45 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit bei Raumtemperaturen von 19 bis 22 Grad. „Über 70 Prozent sollte der Wert nicht ansteigen“, sagt Kodim.

Eine weitere Ursache für Schimmelbildung sind Wärmebrücken. „An diesen Stellen wird die Wärme besonders schnell nach außen abgeleitet. Sie sind daher an der Rauminnenseite immer kälter“, erläutert Norman-Marcel Dietz, Berater im Regionalbüro Hildesheim des Verbands Privater Bauherren. „Die warme Raumluft, die grundsätzlich einen höheren Wasserdampfgehalt aufnehmen kann, kühlt sich dann schneller ab. Je nach Oberflächentemperatur und Wasserdampfgehalt kommt es gegebenenfalls zur Schimmelpilzentwicklung.“

Solche Probleme treten oft im Altbau auf – überwiegend nach dem Austausch alter Fenster. An den früher deutlich schlechter gedämmten Glasscheiben bildete sich bei kalten Außentemperaturen auf den Innenseiten Kondenswasser. Das Wasser lief an der Fensterscheibe herunter und sammelte sich bestenfalls innen in einer Laufrinne an der Fensterbank. Das war für die Bewohner das sichere Zeichen, dass gelüftet muss. „Heute sind die modernen Fenster bald besser gedämmt als die Außenwand des Altbaus, und die Feuchtigkeit schlägt sich statt am Fenster nun an Außenwänden nieder“, erklärt Dietz. Und dann kann der Schimmelpilz wachsen.

Manche Baumängel sind nicht sofort zu beheben. Eine neue Außendämmung gibt es beispielsweise nicht von heute auf morgen. „Dann kann es helfen, größere Möbel nicht direkt an die kalten Außenwände zu stellen, damit die Luft dahinter zirkulieren kann“, empfiehlt Moriske.

Es gibt einfache Mittel, die bewirken, dass in der Wohnung Feuchtigkeit langsam abtrocknet, statt sich an den Wänden niederzuschlagen. „Mit natürlichen Wandfarben oder Lehmputzen ist schon einiges gewonnen. Auch Vorhänge, Kissen, Teppiche, Tischdecken oder Stoffsofas können Feuchtigkeit zeitweilig zwischenspeichern“, erklärt Kodim. Sie ersetzen das Lüften aber nicht.

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