Solaranlagen mit Stecker Balkonkraftwerke für Mieter: Experte verrät, wie effektiv sie wirklich sind

Mit Balkonkraftwerken können auch Mieter eigenen Strom produzieren. Energieberater Martin Brandis erklärt, wo sie montiert werden können, was sie kosten und wie effektiv sie eigentlich sind.

Vor dem Winter wollen sich viele Menschen unabhängiger machen von den Lieferungen der Energieversorger. Eine einfache Lösung dazu sind Balkonkraftwerke. Stecker rein und schon fließt der Strom. Solche kompakte Photovoltaikanlagen mit Stecker für gewöhnliche Steckdosen sind nicht nur für Immobilien-Besitzer der erste Schritt zur eigenen Stromproduktion, sondern auch für Mieter.

„Der Reiz dieser Geräte besteht darin, dass sie unkompliziert von Laien einzurichten und zu betreiben sind“, sagt Martin Brandis, Energieberater des Verbraucherzentrale-Bundesverbands. Dafür reichen in der Regel die Beschreibungen der Hersteller, Unterstützung durch einen Fachbetrieb ist meist nicht erforderlich.

Wie funktionieren die Balkonkraftwerke?

Wesentliches Element dieser Solaranlagen von der Stange sind ein oder zwei Paneele, die gemeinsam eine Leistung von höchsten 600 Watt erzeugen. Durch Sonneneinstrahlung wird Gleichstrom erzeugt, der in dem Gerät dann zu Netzstrom umgewandelt wird. Und der geht über einen gewöhnlichen Schuko-Stecker in das häusliche Stromnetz über.

Zur Sicherheit sollte man beim Kauf aber darauf achten, dass das gewählte Modell auch tatsächlich an übliche Haussteckdosen angeschlossen werden kann. Sonst droht eine Überlastung und im schlimmsten Fall ein Brand. Es gibt auch Modelle, die eine spezielle Energiesteckdose vorsehen.

Der große Vorteil: Über die Steckdosen sind die Paneele nicht nur schnell installierbar, sie sind auch schnell wieder abzubauen und man kann sie mitzunehmen. Und daher eignen sie sich genauso für Mieter wie für Haus- und Wohnungseigentümer.

Das Kraftwerkchen für den Balkon: Solaranlage mit Stecker
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Mini-Solar-Anlagen mit Stecker: Auch etwas für Ihr Zuhause?

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Foto: dpa-tmn/Hendrik Schmidt

Was müssen Mieter beachten und wo kann man die Photovoltaik-Anlagen platzieren?

Sie sollten vor dem Aufbau den Hauseigentümer nach seiner Zustimmung fragen, empfiehlt Juristin Julia Wagner vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Denn dieser trägt die Verantwortung, dass seine Immobilie diese Anlage sicher trägt und Nachbarn nicht durch Blendung oder Verschattung beeinträchtigt werden.

Die Anlagen brauchen eine Fläche auf oder am Gebäude, etwa an einem Balkon. „Um die dort einfallende Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen, sollten die Paneele nach Süden ausgerichtet werden“, rät Energie-Experte Brandis. Für eine maximale Stromausbeute spielt zudem die Neigung der Solarmodule eine Rolle. „Zwischen 20 und 30 Grad Neigung sind optimal.“

Geringfügige Abweichungen von diesen Vorgaben, etwa weil man die Anlagen verrückt, um dem Schatten von benachbarten Gebäuden oder Bäumen auszuweichen, fallen aber nicht groß ins Gewicht. Selbst eine vertikale Montage an der Fassade sei möglich.

Was kosten die Balkonkraftwerke?

  • Zwischen 400 und 800 Euro kosten die auch als Balkonkraftwerk bezeichneten Geräte, je nach Ausstattung.
  • Wenn es keine Schuko-Steckdose in der Nähe gibt, oder spezielle Energiesteckdosen erforderlich sind, können Extra-Kosten entstehen
  • Zudem erwarten die Netzbetreiber einen Zwei-Richtungs-Stromzähler, damit der Solarstrom, der nicht direkt im Haushalt verbraucht wird, störungsfrei in das allgemeine Stromnetz weitergeleitet werden kann. Die Anschaffungs- und Einbaukosten dieser Geräte tragen die Netzbetreiber, für die Endverbraucher wird allerdings eine monatliche oder jährliche Miete für den Zähler fällig.
  • Gut zu wissen: Die Anlagen sind weitgehend wartungsfrei und auf eine gut 20-jährige Laufzeit ausgelegt.

Wie viel Strom kann ich mit einer Solarsteckeranlage produzieren?

„Eine Solarsteckeranlage erzeugt im Schnitt bis zu 600 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr“, sagt Bernhard Weyres-Borchert von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). „Dabei ist zu beachten, dass die Ausbeute je nach Standort und örtlichen Gegebenheiten auch deutlich niedriger ausfallen kann.“

Bei einem jährlichen Stromverbrauch von im Schnitt etwa 1200 Kilowattstunden (kWh) pro Person ist das Potenzial also überschaubar. Zudem erzeugt die Anlage den Großteil des Stroms aus Sonnenenergie im Sommer, während der Ertrag im Winter gering bleiben dürfte.

Tragen die Anlagen zur Energiewende bei?

Jedes bisschen Strom aus nachhaltigen Energien tut das. Auch wenn Experten wie Martin Brandis und Bernhard Weyres-Borchert sagen, die große Zeit der Stecker-Solargeräte von der Stange komme erst noch. „Bei der Energiewende spielen diese Konzepte noch keine große Rolle. Bei einer größeren Verbreitung, gerade in dicht besiedelten Ballungsräumen mit vielen Mietwohnungen, könnte ihre Bedeutung aber zunehmen“, so Brandis.

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