Ästhetische Lösung statt Bettkoloss

Stuttgart · Dem Trend zu luxuriösen Boxspringbetten kann sich derzeit kaum ein Hersteller entziehen. Doch die Modelle wirken häufig protzig und damit nicht modern. Produkte, die neben viel Komfort auch eine zeitgemäße Gestaltung bieten, gibt es bis jetzt nur wenige.

 Die Matratzen dieses Polsterbettes wirken wie zwei überdimensionale Kissen. Foto: Interlübke

Die Matratzen dieses Polsterbettes wirken wie zwei überdimensionale Kissen. Foto: Interlübke

Foto: Interlübke

Das Schlafzimmer betritt selten ein Gast. Es ist der am wenigsten öffentliche Bereich in der Wohnung. Wahrscheinlich blieb deshalb dieser Ort bislang von den Modewellen der Einrichtungsbranche fast weitgehend verschont. Nun sorgt allerdings ein Trend für ungewohnte Aufmerksamkeit: Es gibt derzeit kaum einen Hersteller, der sein Programm nicht komplett auf die aus der gehobenen Hotellerie bekannten Boxspringbetten umstellt.

Die neuen Bettsysteme haben keinen Rahmen und keinen Lattenrost. Stattdessen sind zwei Federkern-Matratzen aufeinandergestapelt. Oben drauf packen die Hersteller oft noch dicke Auflagen, was den Betten eine ungewöhnlich hohe Einstiegshöhe verleiht. Komplettiert wird das Ensemble durch ein opulent gepolstertes Kopfteil. Häufig ist die Rede von Boxspringbetten. Vielfach werden diese Modelle aber auch als Polster- oder Kontinentalbetten bezeichnet.

Der Komfort der Boxspringbetten ist aufgrund der vielen Matratzenschichten hoch. Über deren Ästhetik lässt sich allerdings streiten. Für Liebhaber eleganten Designs passen diese pompösen und wuchtigen Betten nicht in ein schickes Großstadtloft oder einen eleganten Architektenbau.

Alternative Gestaltung

Designer wie Jürgen Laub und sein Partner Marcus Jehs suchen deshalb nach einer alternativen Gestaltung für das System. Sie haben ein Bett als Erweiterung des Polstermöbel-Programms "Jalis". Das vom deutschen Hersteller Interlübke gefertigte Möbel setzt sich nicht einfach nur aus zwei viereckigen, übereinandergestapelten Matratzen zusammen.

Bei "Jalis" sehen die beiden Elemente aus wie überdimensionale Kissen. Das größere geht in das Kopfteil über. Diese Elemente haben wie normale Boxspring-Matratzen Federkerne in sich. Statt wie eine Kiste mit Matratzen wirkt der Entwurfe fast märchenhaft. "Man liegt auf dem Bett wie ein Schmuckstück auf dem Kissen oder wie die Prinzessin auf der Erbse", sagt Laub.

Eine moderne Interpretation liefert Julia Fellner aus München mit ihren Bett "Miut" für den Hersteller Zeitraum ab. Die Designerin aus München versucht vor allem, das wuchtige Volumen traditioneller Produkte zu reduzieren. "Ich wollte die Grenze austesten, wie schlank ein Boxspring werden kann, ohne dass das Bett dabei an Komfort verliert", erklärt Fellner. Auch "Miut" besteht aus zwei Federkern-Matratzen. Die untere Matratze ist aber extrem schmal, sodass die Federn gerade noch Platz finden.

Für die Luftzirkulation sorgt im Boden eine perforierte Platte aus Holz. Anders als beim traditionellen System erhält die untere, tragende Einheit einen Holzrahmen. Daran sind Füße montiert, was dem Bett eine leichtere Wirkung verleiht. "Wir schätzen beim Boxspring den Komfort, wollten aber auch eine neue Darstellung finden", beschreibt Fellner ihren Designansatz.

Minimalistische Ausstattung

Auch der Hersteller Kreamat setzt auf Minimalismus. An den Modellen der Kollektion "Sparta" haben die Designer den unteren Taschenfederkern ebenfalls auf ein Minimum reduziert. Die Kopfteile sind ungewöhnlich niedrig gehalten und verzichten auf die üblichen ge-steppten Ausführungen. Die Liegefläche ist aufwendig gefertigt. Die Matratze verfügt über ein System von Komfortzonen und passt sich den Körperbewegungen an.

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