Wie Kunden sich beim Einkauf verhalten

Saarbrücken. Mal schmucklos unten am Packungsrand, mal herausgehoben in einem farbigen Kasten - die Information, was in ihren Produkten enthalten ist, teilen die Hersteller von Nahrungsmitteln ihren Kunden auf unterschiedlichste Weise mit. Weil aber gesunde Ernährung immer wichtiger wird, hat die EU eine einheitliche Kennzeichnung der Inhaltsstoffe auf den Weg gebracht

 Ob herkömmliche Labels (links) auf Verpackungen vom Käufer weniger beachtet werden als ausführliche Nährwertangaben (rechts), untersuchen Forscher an der Saar-Uni. Foto: np

Ob herkömmliche Labels (links) auf Verpackungen vom Käufer weniger beachtet werden als ausführliche Nährwertangaben (rechts), untersuchen Forscher an der Saar-Uni. Foto: np

Saarbrücken. Mal schmucklos unten am Packungsrand, mal herausgehoben in einem farbigen Kasten - die Information, was in ihren Produkten enthalten ist, teilen die Hersteller von Nahrungsmitteln ihren Kunden auf unterschiedlichste Weise mit. Weil aber gesunde Ernährung immer wichtiger wird, hat die EU eine einheitliche Kennzeichnung der Inhaltsstoffe auf den Weg gebracht. Künftig sollen auf allen Verpackungen Infos zum Energiegehalt, den verwendeten Fetten sowie dem Zucker- und Salzgehalt zu finden sein.Wie ein solches Label aussehen soll und ob einheitlich gekennzeichnete Lebensmittel dem Verbraucher überhaupt auffallen, untersucht das EU-Forschungsprojekt "Flabel". Sieben europäische Universitäten und Interessengruppen aus Handel, Industrie und Verbraucherschutz versuchen dabei herauszufinden, ob einheitliche Nährwertangaben vom Käufer stärker beachtet werden.

Auch die Saar-Universität ist an diesen Forschungen beteiligt: Unter der Leitung von Professorin Andrea Gröppel-Klein hat das Institut für Konsum- und Verhaltensforschung die Wahrnehmung der Konsumenten unmittelbar bei der Kaufentscheidung im Supermarkt unter die Lupe genommen. Und das mit erheblichem Aufwand, wie Gröppel-Klein betont. So wurde extra im Globus-Sortimentslabor ein spezielles Test-Zentrum eingerichtet, in denen normale Käufer vor speziell präparierten Regalen sich für den Einkauf verschiedener Produkte entscheiden sollten.

"Die Kunden sollten Frühstücksflocken, ein Fertiggericht und Gebäck kaufen", erklärt Gröppel-Klein. Keine komplexe Aufgabe, für die Forscher aber ein immenser Aufwand. Denn bis zu 4000 Blickbewegungen pro Testperson mussten sie anschließend auswerten, um zu errechnen, wie viel Aufmerksamkeit die Käufer dabei den Inhaltsstoffen gewidmet haben - und wie sich diese bei einem einheitlichen Label ändert. Dafür hat das Test-Team Packungen neu gestaltet und mit einem geänderten Label versehen. "Wir haben sämtliche Kartons quasi neu nachgebaut", sagt Gröppel-Klein.

Das Ergebnis zeigt, dass der Aufwand nicht vergeblich war: "Der Unterschied ist durchaus signifikant", sagt Gröppel-Klein. "Die Aufmerksamkeitsdauer wird verdreifacht", sagte sie. Und relativiert gleich wieder, dass diese in absoluten Zahlen allerdings noch immer gering ist. "Vor einer Kaufentscheidung schauen Konsumenten maximal zwei Sekunden auf die Produktverpackung. Den Nährwertangaben widmen sie wenige Millisekunden", sagt Gröppel-Klein. Dieser Aufmerksamkeitsanteil, in der Fachsprache auch "Share of Attention" genannt, steigt bei einer einheitlichen Gestaltung von 1,3 Prozent auf knapp vier Prozent.

"Auf die Kaufentscheidung wird das nur eine geringe Auswirkung haben", so das Fazit der Forscherin. Allerdings sei es durchaus so, dass eine Vereinheitlichung der Labels dazu führt, dass Konsumenten etwas gezielter hinschauen. "Die Vielfalt der derzeitigen Labels ist eher verwirrend. Das irritiert mehr als es hilft", sagt sie.

flabel.org

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