Verhandlungspause im Präsidenten-Poker

Saarbrücken · An der Saar-Universität ist die Präsidentenwahl im ersten Anlauf gescheitert. Am Mittwoch könnte der Senat der Hochschule nun den zweiten Wahlgang einläuten. Doch das ist unwahrscheinlich. Die Senatsmitglieder wollen zunächst mit dem Universitätsrat sprechen.

Am 29. Juli beginnen an der Saar-Universität die Semesterferien. Doch von Ferienstimmung kann in diesem Jahr keine Rede sein. Auch wenn's auf dem Campus in der vorlesungsfreien Zeit eher ruhig zugeht - hinter der Fassade brodelt es. Denn die beiden wichtigsten Gremien der Universität haben ausgerechnet bei der wichtigsten Zukunftsentscheidung ihrer Hochschule mit zwei entgegengesetzten Voten eine scheinbar unauflösbare Situation geschaffen. Wer soll der nächste Präsident der Saar-Universität werden, lautet die Frage. Professor Dirk Bähre, entschied der Senat Ende Juni. Professor Uwe Hartmann entschied der Universitätsrat Anfang Juli. Beide Gremien trafen ihre Wahl mit einer 80-Prozent-Mehrheit. Ein Ausweg aus dieser Pattsituation ist derzeit nicht in Sicht.

Am Mittwoch könnte der Senat der Saar-Universität nun theoretisch den nächsten Schritt im Wahlverfahren tun. In dieser in der vergangenen Woche anberaumten Sondersitzung des Gremiums, in dem Studenten, Mitarbeiter und Professoren vertreten sind, steht das Thema "Wahl eines Uni-Präsidenten" auf der Tagesordnung, so Professor Volkhard Helms, Sprecher des Senats bei dieser Präsidentenwahl. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass der Senat die Lage zum jetzigen Zeitpunkt eskalieren lässt, auch wenn sein Sprecher die verfahrene Situation auf dem Campus für alle Beteiligten, einschließlich der Kandidaten, für außerordentlich misslich hält. "Auch die Politik will das nicht ins nächste Jahr verschieben."

In der vergangenen Woche hatten Vertreter von Senat und Universitätsrat mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) bei einem Treffen in der Staatskanzlei hinter verschlossenen Türen nach Auswegen aus der Krise gesucht. Dabei sollen Sondierungsgespräche kleiner Delegationen beider Uni-Gremien vereinbart worden sein.

Ein zweiter Wahlgang des Senats am Mittwoch würde diese Gespräche überflüssig machen. Dann bliebe dem Universitätsrat nur noch, seinerseits abzustimmen. Doch falls beide Gremien auch im zweiten Wahlgang über Kreuz liegen sollten, würde die endgültige Entscheidung über die Wahl des Uni-Präsidenten erstmals außerhalb des Campus getroffen. Laut saarländischem Hochschulgesetz wäre dafür in diesem Fall die Ministerpräsidentin zuständig. Das will niemand. Deeskalation ist angesagt.

"Beide Gremien ", sagt Volkhard Helms, "sind überzeugt, dass gute Gründe sie zu ihrer jeweiligen Entscheidung gebracht haben." Der Senat halte sich allerdings zugute, dass er die "angespannte Stimmung" auf dem Campus der Hochschule besser einschätzen könne als die externen Vertreter des Universitätsrats, des Aufsichtsgremiums der Hochschule. Auch die Studentenvertreter im Senat haben signalisiert, eine direkte Konfrontation bei der Sitzung am Mittwoch vermeiden zu wollen, erklärt Asta-Vorsitzender Govinda Sicheneder.

Sich vor einem erneuten Wahlgang zusammenzusetzen, sei auch deshalb sinnvoll, so Volkhard Helms, "weil Universitätsrat und Senat bisher keinen direkten Kontakt miteinander hatten", Damit spricht nun viel für eine mehrwöchige Verhandlungspause vor der zweiten und entscheidenden Abstimmung. Beliebig in die Länge ziehen lassen sich die Gespräche allerdings nicht, denn die Amtszeit des gegenwärtigen Senats endet am 30. September.

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