US-Diplomat US-Generalkonsul beschwört den Geist von Hawaii

Saarbrücken · James W. Herman besucht die Saar-Uni zum Town-Hall-Meeting. In lockerer Atmosphäre werden auch schwierige Themen angesprochen.

 US-Generalkonsul James W. Herman diskutierte an der Universität des Saarlandes über den Zustand der Vereinigten Staaten.  Foto: Eva Nossem/Lingotransfair

US-Generalkonsul James W. Herman diskutierte an der Universität des Saarlandes über den Zustand der Vereinigten Staaten. Foto: Eva Nossem/Lingotransfair

Foto: Eva Nossem/Lingotransfair

Diskretion ist der Schlüssel zur Diplomatie. Da macht es den Job von James W. Herman nicht einfacher, dass wir im Zeitalter der Transparenz leben. Und erst recht nicht, dass gerade der erste „Twitter-Präsident“ im Weißen Haus sein Handwerk lernt. Dessen Politik muss Herman als US-Generalkonsul, zuständig für den Südwesten Deutschlands, vermitteln. Am gestrigen Montag tat er das an der Saar-Uni, die zu einem sogenannten Town-Hall-Meeting geladen hatte.

Im Musiksaal der Universität kamen 120 Studenten und Wissenschaftler zusammen, um mit dem amerikanischen Diplomaten über den Zustand Amerikas  zu diskutieren. Dabei sollte es vor allem respektvoll zugehen, sagte Herman, „auch wenn Sie nicht meiner Meinung sind“. Er beschwor den „Aloha Spirit“ seines Heimatstaates Hawaii: Freundlich und aufmerksam wolle man sein — und nicht zuletzt Spaß haben.

Die Atmosphäre war tatsächlich eher ungezwungen. Herman selbst war im kurzärmligen Freizeithemd erschienen und schwärmte mit amerikanischer Überschwänglichkeit von den Vorzügen des Saarlandes, einem der „schönsten Orte der Welt“, wo man vor allem sehr gut Rad fahren könne.

Da die Zeiten aber ja gerade nicht so lustig sind, musste Herman viele besorgte Fragen über die politische Entwicklung in den USA beantworten. Von Trumps Travel Ban über dessen erratische Außenpolitik bis hin zum angeblich belasteten deutsch-europäischen Verhältnis: Mit Trump an der Spitze scheinen die USA für viele unberechenbar.

Der Generalkonsul  gab zu, dass sich der Ton in Amerika verändert habe und als Folge davon die Wahrnehmung des Landes in der Welt. Er legte dem Publikum aber nahe, nicht zu sehr auf die Schlagzeilen zu schauen, sondern darauf, was die USA tatsächlich tun. Trump sei noch in einer Lernphase, die habe sein Vorgänger Obama auch gebraucht – sie allerdings eher hinter verschlossenen Türen verlebt. Trump habe  gute Berater und sei selbst sehr schlau, „sonst hätte er es nicht zum Präsidenten geschafft.“

Herman warb bei den Studenten dafür, in den diplomatischen Dienst zu gehen, um die Zusammenarbeit der Länder zu verbessern. Er  äußerte aber leise Zweifel daran, ob der von der jungen Generation so hochgehaltene Wert der Transparenz dabei tatsächlich  immer segensreich ist. Herman erinnerte sich an einen Zwischenfall im Jahr 2001, als über der chinesischen Insel Hainan ein amerikanisches Spionageflugzeug mit einem chinesischen Kampflieger kollidierte.  24 US-Soldaten wurden in Gewahrsam genommen, die chinesische Regierung war äußerst verärgert.  Herman war Teil der Delegation, die für die Freilassung sorgen sollte. Dabei fielen einige unschöne Wort. Eine Einigung konnte nur durch geschicktes und geheimes Verhandeln erreicht werden, bei dem am Ende alle das Gesicht wahrten.

Wohin  Verhandlungen unter den Augen der Öffentlichkeit hingegen führen, sehe man beim europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommen TTIP.

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