Erasmus-Jubiläum Studieren im Geiste Europas

Seit 30 Jahren können Studenten mit dem Erasmus-Programm die Hochschulen des Kontinents kennenlernen.

 Das Austausch-Programm Erasmus bringt Studenten aus Europa zusammen – und darüber hinaus: Svenja Heinrich von der Saar-Uni (links) ging zum Studieren nach Spanien, Hanga Kovács (rechts) kam aus Ungarn ins Saarland. Gökay Kanmazalp (Mitte) stammt aus der Türkei, die ebenfalls am Erasmus-Programm teilnimmt.

Das Austausch-Programm Erasmus bringt Studenten aus Europa zusammen – und darüber hinaus: Svenja Heinrich von der Saar-Uni (links) ging zum Studieren nach Spanien, Hanga Kovács (rechts) kam aus Ungarn ins Saarland. Gökay Kanmazalp (Mitte) stammt aus der Türkei, die ebenfalls am Erasmus-Programm teilnimmt.

Foto: Iris Maria Maurer

Saarbrücken Das Austausch-Programm Erasmus ist eine der Erfolgsgeschichten der Europäischen Union. Über vier Millionen Studenten haben darüber laut EU-Kommission in den 30 Jahren seines Bestehens an ausländischen Unis studiert, darunter über 650 000 Studenten aus Deutschland. Auch für die Universität des Saarlandes ist das Erasmus-Programm ein wichtiger Baustein ihres Europa-Schwerpunktes, sagt Pressesprecher Thorsten Mohr. „Das Programm sorgt dafür, dass wir unsere internationalen Kontakte in Europa erhalten und intensivieren können.“ Erasmus sei wichtig, um Studenten aus ganz Europa ins Saarland zu ziehen.

300 Studenten kamen nach Angaben der Saar-Uni im Studienjahr 2015/16 nach Saarbrücken – die meisten aus Frankreich (102), gefolgt von Italien (70) und Spanien (25). Zur Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken kamen im gleichen Zeitraum laut eigenen Angaben 57 Erasmus-Studenten – die meisten aus Polen, Lettland und Finnland.

„Ich hatte nicht erwartet, dass es hier so viele internationale Studenten gibt“, sagt Gökay Kanmazalp, der mit dem Erasmus-Programm aus der Türkei an die Saar-Uni gekommen ist, um sein Deutsch zu verbessern. Er wollte nach Saarbrücken, weil er gehört hatte, dass die Region zwar klein, aber mehrsprachig ist. Kanmazalp studiert Dolmetschen und Übersetzen, genau wie Hanga Kovács, die aus Ungarn ins Saarland gekommen ist.

 Mit einer Quote von 1,5 Prozent entsprach der Anteil der saarländischen Studenten, die mit Erasmus ins Ausland gehen, bei der letzten bundesweiten Erhebung 2014/15 genau dem Durchschnitt der Bundesländer. Spitzenreiter war Baden-Württemberg mit zwei Prozent, Schlusslicht Nordrhein-Westfalen mit einem Prozent.

Svenja Heinrich, die Musikwissenschaft und Spanisch an der Saar-Uni studiert, war sogar schon zwei Mal im spanischen Granada. Dort lebte sie sich gut ein: Bei ihrem ersten Aufenthalt fand sie Freunde, bei denen sie beim zweiten Mal untergekommen ist. Nicht ganz so reibungslos lief es mit der Anerkennung ihrer Studienleistung. „Eine Proseminar-Arbeit, die ich in Spanien geschrieben habe, wurde hier in Saarbrücken nicht anerkannt, weil der Umfang zu gering war“, erzählt sie. „Dabei ist der Aufwand für Erasmus-Studenten deutlich höher als für Einheimische. Vielleicht könnte man versuchen, da für Erasmus-Studenten Regelungen zu finden, damit sie Prüfungen nicht doppelt machen müssen.“

Erasmus soll dazu dienen, andere Kulturen kennenzulernen und dadurch auch die eigene mit anderen Augen zu sehen. Und dieser Effekt tritt tatsächlich ein. Gökay Kanmazalp hat anders als in seiner Heimat Türkei hier die Möglichkeit, mal für sich zu sein, weil nicht immer Trubel auf den Straßen herrscht. Umgekehrt vermisst Svenja Heinrich in Deutschland manchmal die Lebendigkeit, die sie auf den Straßen Granadas kennengelernt hat.

Alle drei sagen, dass sie der Aufenthalt im Ausland selbstständiger gemacht hat. Gökay Kanmazalp etwa ist zum ersten Mal für längere Zeit fern von seiner Heimat. Eigentlich wollte er nur ein Semester bleiben, weil er dachte, das würde ihm sehr schwer fallen. Inzwischen hat er seinen Aufenthalt um ein Semester verlängert. Hanga Kovács wird das auch tun.

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