Fußball-Vorhersage Fußball-Prophet verspricht ein Unentschieden

Saarbrücken · Physik-Professor versucht mit statistischen Methoden Spiele vorherzusagen – zum Beispiel für die Partie Dortmund gegen Leverkusen

 Am Sonntag treffen in der Bundesliga die Mannschaften von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund aufeinander. Für diese Begegung hat Andreas Heuer ein Unentschieden vorhergesagt.

Am Sonntag treffen in der Bundesliga die Mannschaften von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund aufeinander. Für diese Begegung hat Andreas Heuer ein Unentschieden vorhergesagt.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Lässt sich das Ergebnis eines Fußballspiels vorhersagen? Wie sehr beeinflusst die mentale Verfassung der Spieler den Ausgang einer Partie? Lässt sich die Leistung einer Mannschaft präzise bestimmen? Wie wirkt sich der Heimvorteil auf das Ergebnis aus? Und welche Rolle spielt der Zufall auf dem Fußballplatz? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Professor Andreas Heuer von der Universität Münster. Was uns Fußballstatistiken sagen können, präsentierte er in seinem Gastvortrag „Der perfekte Tipp – Wissenschaft und Fußball“ an der Universität des Saarlandes. Rund 100 Zuhörer waren im großen Physikhörsaal auf dem Saarbrücker Campus zu Gast, als sich der bekennende Fußballfan mit der wissenschaftlichen Analyse des Geschehens auf dem Platz beschäftigte. Heuer nutzt dabei Verfahren der statistischen Analyse, die auch bei anderen Anwendungen genutzt werden.

Fußball sei allerdings mit wissenschaftlichen Methoden bei weitem nicht vollständig zu analysieren, betonte der Physiker gleich zu Beginn. Das Ergebnis eines Spiels sei zu 80 Prozent vom Zufall bestimmt. „Natürlich gewinnt im Allgemeinen die stärkere Mannschaft. Aber das ist nicht immer so“, erklärte Heuer. Zu viel könne sich im Lauf einer Partie ereignen, sagte der Statistiker. „Wer einmal ein Fußballspiel verfolgt hat, weiß, dass auch der zuverlässigste Torschütze einmal danebenschießt. Oder dass ein Schiedsrichter einen Treffer nicht anerkennt, obwohl der Ball im Tor war.“ Damit könne die sorgfältigste Prognose in sich zusammenfallen, sagte der Wissenschaftler.

Was ist mit den übrigen 20 Prozent? Da helfen Spielestatistiken, die heute oft mit modernster Computertechnik gesammelt werden. Doch völlig automatisiert funktioniere die Auswertung nicht. Computer könnten zwar in Filmaufnahmen erkennen, was auf dem Platz vorgeht, doch damit die Daten wirklich verlässlich ausgewertet werden, brauche es das menschliche Auge, erklärt Heuer. Das gelte besonders für Zweikämpfe um den Ballbesitz. Wenn zwei oder mehr Spieler auf engstem Raum agieren, kommen Computerprogramme oft durcheinander. „Dann muss jemand nachschauen, welcher Spieler beispielsweise aus einem Zweikampf als Sieger hervorgegangen ist.“

Mehrere Faktoren kämen infrage, um die Leistungsstärke einer Mannschaft zu bestimmen. Wie viele Tore ein Team schieße, sei nicht aussagekräftig, sagt Heuer. In Fußballspielen fielen nicht genug Tore und eine Saison dauere nicht lang genug, als dass diese Zahlen zuverlässige Prognosen erlauben würden. „Das ist wie beim Würfeln“, erklärte Heuer. „Wirft man den Würfel einmal, hat man eine Chance von eins zu sechs, eine Sechs zu erhalten. Je öfter man würfelt, desto wahrscheinlicher wird es. Und damit wird auch die erhobene Statistik aussagekräftiger.“ Anders als beim Fußball verhalte es sich im Handball und im Basketball. Da dort mehr Treffer erzielt würden, sei in diesen Sportarten die Torstatistik deutlich besser für Prognosen geeignet.

Doch woran lässt sich die Leistung einer Fußballmannschaft dann messen? Laut Heuer gibt es genau drei entscheidende Faktoren: Die Zahl der Torchancen, der Marktwert der Mannschaft und die sogenannte Packing-Zahl. „Diese gibt an, wie gut ein Team darin ist, den Gegner auszuspielen“, erläuterte der Münsteraner Wissenschaftler. Kicke ein Spieler etwa den Ball in Richtung des gegnerischen Tores zu einem anderen Spieler der eigenen Mannschaft, werde dieser Wert erhoben. Er entspreche der Anzahl gegnerischer Spieler, die mit diesem Schuss „überspielt“, sprich für den Moment aus dem Verkehr gezogen worden seien. Passe dagegen ein Spieler den Ball nach hinten, also in Richtung des eigenen Tores, sei dieser Packing-Wert Null – er beeinflusse nicht den Gesamtwert der Partie. „Die Packing-Zahl ist äußerst aussagekräftig für die Leistungsstärke einer Mannschaft“, so Heuer. „Die Mannschaft, die besser darin ist, den Gegner zu überlisten, hat mehr Torchancen und schießt dementsprechend mehr Tore.“

Doch wenn diese statistischen Aussagen nur 20 Prozent des Ergebnisses beeinflussen, was bedeutet das für die Vorhersage einer Partie? Die Differenz der durchschnittlichen Torchancen der beiden Mannschaften, ihr jeweiliger Marktwert und die Packing-Zahl würden zusammengerechnet, erklärt Heuer. Zu der Formel komme noch der Heimvorteil hinzu, da die Heimmannschaft im Schnitt mehr Tore schieße. Doch daraus lasse sich noch kein konkretes Ergebnis errechnen. Daraus ergäben sich Wahrscheinlichkeiten für einen Heimsieg, ein Unentschieden oder einen Auswärtssieg, so Heuer.

Und was bedeutet das jetzt ganz konkret? Heuer hat auf der Basis dieses Rechenmodells eine Prognose für das Spiel Dortmund gegen Leverkusen am Sonntag erstellt. Diese berücksichtige neben der Offensiv- und Defensivstärke der Mannschaften auch den Heimvorteil, den in diesem Fall Dortmund haben werde. Heuer rechnet damit, dass die Partie am 23. Spieltag der Fußballbundesliga mit einem Unentschieden 1:1 ausgehen werde. Mal sehen, ob’s stimmt.

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