Ohne Helfer herrscht auf dem Campus tote Hose

Saarbrücken. Was wäre eine Uni ohne Partys? Ohne Fachschaftsmitglieder, die die Fragen der Erstsemester beantworten? Ohne Studenten, die sich für bessere Studienbedingungen einsetzen? Die Vorstellung, dass das Studentenleben künftig so aussehen könnte, ist gar nicht so abwegig: Immer weniger Studenten sind bereit, sich außerhalb ihrer Vorlesungen zu engagieren

Saarbrücken. Was wäre eine Uni ohne Partys? Ohne Fachschaftsmitglieder, die die Fragen der Erstsemester beantworten? Ohne Studenten, die sich für bessere Studienbedingungen einsetzen? Die Vorstellung, dass das Studentenleben künftig so aussehen könnte, ist gar nicht so abwegig: Immer weniger Studenten sind bereit, sich außerhalb ihrer Vorlesungen zu engagieren."Viele Hochschulgruppen und andere studentische Initiativen klagen über Nachwuchsprobleme", berichtet Marc Strauch, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) an der Saar-Uni. Vor allem die politischen Hochschulgruppen litten, aber auch Fachschaften und studentische Organisationen. Das betreffe letztlich alle Studenten: "Das Drumherum am Campus leidet. Es fehlen Leute, um Veranstaltungen zu organisieren." Den Grund für den Rückgang des studentischen Engagements sieht Strauch in der verschulten Struktur der Bachelor- und Masterstudiengänge: "Die Bachelor-Studenten haben einfach nicht mehr die Zeit, nach links und nach rechts zu schauen." Dass das Problem bundesweit existiert, weiß Erik Marquardt vom Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (FZS) in Berlin: "Es wird immer schwieriger, die Leute für studentische Initiativen zu begeistern." Seiner Meinung nach wird studentisches Engagement zum Teil als "vergeudete Zeit" angesehen.

Mit Nachwuchsproblemen kämpft an der Saar-Universität unter anderem die Fachschaft der Wirtschaftswissenschaften. "Früher waren es 20 bis 30 Leute, die sich engagierten, heute sind es zehn bis 15", erzählt Marcus Marx vom Fachschaftsrat. Asta-Mitglied Daniel Koster, der seit 2006 Mitglied bei den Aktiven Idealisten ist, hat auch noch andere Zeiten miterlebt. Vor etwa fünf Jahren hätten über 40 Leute für das Studentenparlament kandidiert, aktuell seien es gerade mal acht. Ein Grund sei, glaubt er, dass die Studenten weniger politisch interessiert sind als früher.

Die Fachschaft Jura an der Saar-Uni ist vom fehlenden Nachwuchs besonders betroffen, und das obwohl die Studiengänge hier nicht umgestellt wurden. Nur eine Person ist dort derzeit aktiv, Dennis Diercks. Dabei müssen mindestens drei Leute in den Fachschaftsrat gewählt werden. Das hat Auswirkungen: Es könne nur das Nötigste gemacht werden, vieles bleibe auf der Strecke, sagt Diercks.

Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, hat der Asta nun reagiert. Er hat einen mit 1000 Euro dotierten Preis für studentisches Engagement initiiert, der ab kommendem Wintersemester jährlich vergeben werden soll. Doch nach Ansicht des Asta-Vorsitzenden muss noch mehr passieren: "Die Uni sollte die Studenten ermutigen, sich auch außerhalb des Studiums zu engagieren", so Strauch. Deswegen setzt der Asta sich dafür ein, dass studentisches Engagement fakultätsübergreifend in die Studienordnungen eingebunden wird. Dabei wird er vom Vizepräsidenten für Lehre und Studium Manfred Schmitt unterstützt: "Im Interesse unserer Studierenden sehe ich da eine absolute Notwendigkeit, etwas zu tun." Der Studienausschuss hat bereits im vergangenen Jahr eine Empfehlung an die Fakultäten ausgesprochen, studentisches Engagement mit Creditpoints anzuerkennen. Die Resonanz sei positiv, viele Fakultäten wollten das umsetzen.

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