Millionen-Poker um HTW-Ausbau

Saarbrücken · Grundsätzlich sind sich alle Verhandlungspartner einig. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft braucht in Saarbrücken einen weiteren Neubau. Dafür bietet sich das Gelände ihres Nachbarn, der Stadtwerke, an. Doch beim Preis liegen die Partner dieses Projekts meilenweit auseinander.

 Die Hochschule für Technik und Wirtschaft will in Saarbrücken auf diesem Gelände der Stadtwerke bauen. Foto: Iris Maurer

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft will in Saarbrücken auf diesem Gelände der Stadtwerke bauen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Wenn in den vergangenen Monaten von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken die Rede war, dann meist nicht wegen des stetig steigenden Interesses der angehenden Studenten - in diesem Winter schrieben sich 1629 Erstsemester ein - oder deutlichen Zuwächsen bei den Drittmitteln (derzeit 10,7 Millionen Euro). Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Brandschutzmängel ihres neunstöckigen Neubaus an der Saarbrücker Stadtautobahn. Bis zur Jahresmitte soll dieses Hochhaus, das seit drei Jahren nicht benutzt werden darf, nun nachgerüstet sein. Seine arg verspätete Einweihung markiert allerdings nicht das Ende eines Kapitels der Baugeschichte dieser Hochschule, es ist vielmehr Auftakt eines tiefgreifenden Umbaus, der die im Stadtverband Saarbrücken verstreuten Fachbereiche an nur noch zwei Standorten konzentrieren soll: Alt-Saarbrücken und Rotenbühl.

Alles in allem könne die Umsetzung dieses Campus-Konzepts "zehn bis zwölf Jahre dauern", erklärt HTW-Präsident Wolrad Rommel. Nächster Schritt werde der Zentralbau sein, der bereits zwischen dem Hochhaus und den alten HTW-Gebäuden in der Goebenstraße entsteht. Er soll bis Sommer 2018 fertiggestellt sein. Hier werden Mensa, Bibliothek, Hörsäle und Seminarräume untergebracht. Ab dann wird's jedoch kompliziert. Die maroden Gebäude des HTW-Altbestandes in Alt-Saarbrücken sollen einem Neubau weichen. Doch selbst das werde nicht genügen, um alle Fachbereiche außer den Wirtschaftswissenschaften in Alt-Saarbrücken unterzubringen. Die Hochschule brauche mehr Platz vor allem für ihre Ingenieure, erklärt ihr Präsident.

Dafür bieten sich am Standort Alt-Saarbrücken nur zwei Möglichkeiten an. Eine Erweiterung in Richtung des Saarbahn-Geländes neben dem neuen HTW-Hochhaus oder in Richtung der Hauptverwaltung der Stadtwerke an der Hohenzollernstraße. Im Fokus der Diskussion steht nun das Stadtwerke-Grundstück, das unmittelbar an die HTW-Zentrale grenzt, berichtet der HTW-Präsident. Er möchte auf diesem Gelände die Ingenieurwissenschaften unterbringen und dafür am liebsten einen Neubau errichten.

Bei einer Erweiterung der HTW müssten sich die Stadtwerke freilich ein neues Domizil suchen. Gespräche darüber haben bereits begonnen. Doch sie verlaufen zäh. Denn beim Preis liegen die Verhandlungspartner offenbar bisher sehr weit auseinander.

Der zunächst allgemein akzeptierte neutrale Gutachterausschuss der Landeshauptstadt habe das Areal der Stadtwerke bereits im vergangenen Sommer auf 7,6 Millionen Euro taxiert, erklärt die Pressesprecherin der Staatskanzlei, Marlene Mühe-Martin. Das habe bei den Stadtwerken als unmittelbare Reaktion zu einem Kopfschütteln und einer Forderung von 20 Millionen Euro geführt. Der aktuelle Preisvorschlag der Saarbrücker Stadtwerke liege seit Januar bei 16,5 Millionen Euro.

Ulrike Reimann, Pressesprecherin der Stadtwerke , bekräftigte das Interesse des Unternehmens an der Weiterentwicklung der Hochschule und des Hochschulstandorts Saarbrücken . Zu den laufenden Verhandlungen gäben die Stadtwerke jedoch keinen Kommentar. Und Stadtpressesprecher Thomas Blug erklärt: "Die Weiterentwicklung des Hochschulstandortes ist der Oberbürgermeisterin ein besonderes Anliegen. Unser Ziel ist es, den Platzbedarf der HTW in Saarbrücken zu decken. Wir haben dem Land frühzeitig Flächenangebote gemacht."

Bei der Staatskanzlei sieht man das etwas anders. Marlene Mühe-Martin erklärt: "Die Erweiterung der HTW am Standort Alt-Saarbrücken ist ein mit der HTW abgestimmter originärer Vorschlag des Wissenschaftsressorts." Wenn die grundsätzliche Zustimmung der Stadtverwaltung bei diesem Thema kein Lippenbekenntnis bleiben solle, müsse das Saarbrücker Rathaus jetzt seinen Einfluss bei den Stadtwerken geltend machen, um zu einem "fairen Interessenausgleich zu kommen." Dazu sind in den kommenden Wochen weitere Runden im HTW-Verhandlungspoker geplant.

Wolrad Rommel jedenfalls ist optimistisch, dass sich die Partner dieser Diskussion relativ rasch werden einigen können. Er hofft noch in diesem Frühjahr zumindest auf eine Grundsatzentscheidung über den künftigen HTW-Standort.

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