Saar-Tourismus Jenseits der Saarschleife

Saarbrücken · Bei einer Projektwoche an der Hochschule für Technik und Wirtschaft sollen internationale Studenten Konzepte für den Tourismus im Saarland erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen regionale Produkte und Produktionsanlagen.

 Die Studentinnen Eva-Marie Nowotny, Svenja Kany, Celina Herges und Elena Wolfram (von links) unterstützen Professor Achim Schröder bei der Vorbereitung  einer Projektwoche an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, bei der neue Ideen für den saarländischen Tourismus entwickelt werden sollen.

Die Studentinnen Eva-Marie Nowotny, Svenja Kany, Celina Herges und Elena Wolfram (von links) unterstützen Professor Achim Schröder bei der Vorbereitung einer Projektwoche an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, bei der neue Ideen für den saarländischen Tourismus entwickelt werden sollen.

Foto: Iris Maria Maurer

Zum sogenannten Strukturwandel gehört es, dass Regionen, die ehemals von einer Industrie geprägt waren, nach dem Ende dieser Industrie deren Vermächtnis pflegen und nach einer möglichst gewinnbringenden Neunutzung suchen. Im Saarland gibt es dafür ein anschauliches Beispiel. In der Völk­linger Hütte werden schon lange kein Eisen und Stahl mehr produziert, als Weltkulturerbe der Unesco zieht sie hingegen jedes Jahr Tausende von Touristen ins Saarland.

Was bei diesem Leuchtturm funktioniert, soll auch in kleinerem Maßstab klappen. Und nicht nur stillgelegte, sondern auch aktive Produktionsstätten sollen zu Touristenmagneten werden. So jedenfalls die Idee hinter einer Projektwoche, die vom 19. bis zum 25. November an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken (HTW) ausgerichtet wird. Unter dem Motto „Produkte und Produktion im Tourismus“ kommen siebzig Studenten von europäischen Hochschulen, die zum Netzwerk Aceept (Association des Centres Européens d‘Éducation Professionnelle en Tourisme) gehören, zusammen, um sich mit den touristischen Entwicklungsmöglichkeiten der Region zu befassen.

Ziel der Woche sei es, mit dem frischen Blick der internationalen Studenten neue Ideen für das Saarland als Urlaubsort zu entwickeln, erklärt Achim Schröder, Professor für Tourismusmanagement an der HTW und verantwortlich für die Organisation der Projektwoche. Dazu sollen die jungen Menschen auch Einflüsse aus ihrer Heimat einbringen. Zur Vorbereitung haben sie sich Beispiele aus ihren Herkunftsländern angeschaut, von denen das Saarland lernen könnte. Dann haben haben sie sich mit dem Bundesland beschäftigt und herauszufinden versucht, wo aus touristischer Sicht dessen Stärken und Entwicklungspotenziale liegen und für welche Zielgruppen es besonders interessant sein könnte. Zu Beginn der Projektwoche werden die Studenten ihre Ergebnisse präsentieren.

Während der Woche werden sie dann regionale Industrie- und Produktionsstätten wie das Besucherbergwerk Velsen und das Gut Hartungshof in Kleinblittersdorf besuchen, das in seinen Manufakturen nachhaltige Produkte wie Öle und Essig herstellt. Für Schröder ist das ein wichtiger Trend im Tourismus weltweit: Regionale Produkte, die in handwerklicher Arbeit hergestellt werden. Das biete auch ländlichen Regionen eine Chance, die nicht mit touristischen Highlights wie etwa der Saarschleife punkten können. „Wichtig ist, dass die Leute eine Geschichte zu ihren Produkten erzählen können. Die Produzenten nehmen das vielleicht gar nicht mehr wahr, weil es für sie alltägliche, schmutzige Arbeit ist. Aber Touristen wollen ja gerade sehen und erfahren, wie das Öl gepresst wird.“ Entscheidend sei zudem eine enge Zusammenarbeit der regionalen Anbieter. In der Biosphärenregion Bliesgau sieht Schröder diese Entwicklung bereits sehr positiv.

Gemeinsam mit seinen Studenten möchte Achim Schröder „Schätze heben und das touristische Selbstvertrauen im Saarland stärken.“ Allerdings muss er die Erwartungen auch gleich etwas dämpfen. Diese Art von nachhaltigem, „gutem“ Tourismus, der auf handgemachte und dadurch oft kostspielige Produkte setzt, werde sich vermutlich kaum in hohen Wachstumszahlen niederschlagen. Er könne aber reizvoll für Menschen sein, die schon vieles gesehen haben und Wert auf regionale Besonderheiten und gutgemachte Produkte setzen. Klein, aber fein, sozusagen.

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