Es muss nicht BWL oder Jura sein

Mainz. Sie führen ein Nischendasein und sind dünn gesät in der Hochschul-Landschaft: Die Orchideenfächer. Es gibt sie nur an wenigen Universitäten, sie haben wenige Professuren und wenige Studenten. Sie heißen zum Beispiel Tibetologie oder Papyrologie

 Zu den Orchideenfächern zählt auch die Mineralogie. Hier bestimmt eine Mineralologin mit einem sogenannten Massenspektrometer das Alter von Gesteinsproben. Foto: dpa

Zu den Orchideenfächern zählt auch die Mineralogie. Hier bestimmt eine Mineralologin mit einem sogenannten Massenspektrometer das Alter von Gesteinsproben. Foto: dpa

Mainz. Sie führen ein Nischendasein und sind dünn gesät in der Hochschul-Landschaft: Die Orchideenfächer. Es gibt sie nur an wenigen Universitäten, sie haben wenige Professuren und wenige Studenten. Sie heißen zum Beispiel Tibetologie oder Papyrologie.

"Zu den Orchideenfächern zählt ein Fach dann, wenn es an einer Universität mit höchstens drei Professuren vertreten ist oder wenn es an weniger als zehn Prozent der Universitäten gelehrt wird", erklärt Mechthild Dreyer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dort ist die Arbeitsstelle "Kleine Fächer" angesiedelt, die alle Orchideenfächer bundesweit erfasst. Rund 80 Prozent von ihnen seien den Geistes- und Kulturwissenschaften zuzurechnen. Die übrigen zählen zu den Natur-, Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften. Auch in Saarbrücken können Orchideenfächer studiert werden. 13 Studiengänge der Saar-Uni erfüllen die Kriterien.

Damit man nach dem Studium kein Experte ist, der auf dem Arbeitsmarkt nicht gebraucht wird, komme es gerade beim Studium eines Orchideenfachs auf die richtige Fächerkombination an, sagt Lothar Hoss, Vorsitzender des Bundesverbandes Selbstständiger Personalleiter. Er hält die Kombination mit einer "harten Disziplin" wie Rechtswissenschaft für sinnvoll: "Man bringt viele Kompetenzen mit, die kombiniert mit Fächern wie Jura, BWL oder verschiedenen Ingenieurdisziplinen gigantische Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt eröffnen." Außerdem rät er, Praktika zu machen. Auf diese Weise könnten sich die Exoten schon früh auf dem Arbeitsmarkt orientieren. Ein Vorteil der Absolventen einiger Orchideenfächer sei, dass sie nicht nur über Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen verfügen. Einige hätten auch ein Netzwerk in den entsprechenden Ländern. Das sei für Unternehmen sehr wichtig.

Allerdings müssten die Absolventen ihr Wissen gut präsentieren und verkaufen können. Seit der Umstellung auf Bachelor und Master habe sich das in den Orchideenfächern stark verbessert, sagt die Mainzer Professorin Geyer. Inzwischen würden in den dort stärker als früher berufsfeldbezogene Qualifikationen vermittelt - etwa durch Praxismodule, Praktika und sogenannte Lehreinheiten für überfachliche Kompetenzen. Darin werden zum Beispiel Präsentations- oder Moderationstechniken vermittelt.

Einen deutlichen Vorteil haben viele Exoten gegenüber "reinen" Juristen und BWLern, so Hoss. Absolventen könnten sich oft leichter auf neue Situationen einlassen und über ihren Tellerrand schauen. Durch das Studium sind sie es auch gewohnt, querzudenken. Das sei später nicht nur nützlich für die Teamarbeit, sondern auch ein Vorteil bei Jobs im Ausland. "Der reine BWLer oder Ingenieur hat oft Anpassungsprobleme, wenn er in einen anderen Kulturkreis kommt, in dem die Situation oft grundverschieden ist." Der vermeintliche Exot habe ihm dann einiges voraus, denn er sei nicht so sehr in seinen Strukturen verhaftet. dpa

kleinefaecher.de

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