Der Ton wird schärfer

Saarbrücken · Mit teils beißender Kritik hat Uni-Präsident Volker Linneweber auf den Hochschulentwicklungsplan der Landesregierung reagiert. Er missachte die Hochschulautonomie und behindere Entwicklungsmöglichkeiten der in den vergangenen Jahren sehr erfolgreichen Hochschule. Auch im Universitätsrat wird die Kritik an der Landesregierung lauter.

Der vom Ministerrat in der vergangenen Woche verabschiedete Plan zur Hochschulentwicklung im Saarland dürfte die Vertreter von Saar-Uni und Landesregierung in den kommenden Wochen eine Menge Nerven kosten. Das Papier verfolge eine vollkommen verfehlte Strategie, kritisiert der Präsident der Saar-Universität, Professor Volker Linneweber . Der Plan stehe darüber hinaus in krassem Widerspruch zur Aussage von Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ), die Politik lege Rahmenbedingungen der Hochschulentwicklung fest und die Hochschulen steuerten die Umsetzung der politischen Vorgaben en detail.

Der Entwicklungsplan, dessen großer Linie er durchaus zustimme, so Volker Linneweber , greife vollkommen unnötig bis auf die Ebene einzelner Professuren auf dem Campus durch. Das beschneide nicht nur künftige Entwicklungsmöglichkeiten der Hochschule - der Uni-Präsident beklagt einen "respektlosen Umgang mit den universitären Gremien". Die aus Sicht der Universität völlig übertriebenen Detailregelungen des Landesplans könne man am besten "mit einem Ehevertrag vergleichen, in dem die Härte des Frühstückseis definiert werden soll". Alles in allem sei dieser Plan im Vergleich zu anderen Bundesländern "eine Blamage".

Auch der Vorsitzende des Universitätsrats, der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Professor Günter Stock, kritisiert die Entscheidung des Ministerrats. Der Entwurf des Entwicklungsplans sei trotz "freundlicher Interventionen" des höchsten Aufsichtsgremiums der Saar-Universität praktisch unverändert durchgewunken worden. Hier werde "etwas gemacht, was der Staat nicht machen sollte", so Stock. In die Gestaltung einzelner Lehrstühle auf dem Campus einzugreifen, "das geht eigentlich nicht". Zu diesem Punkt soll es in der Februar-Sitzung des Universitätsrats noch wesentlich schärfere Stellungnahmen als die des Vorsitzenden gegeben haben, der "eine erhebliche Beeinflussung der Autonomie der Hochschule" konstatiert.

Auf die vier Buchstaben LHEP haben die Vertreter der Saar-Uni das zungenbrecherische Langwort Landeshochschulentwicklungsplan inzwischen reduziert. Ein Kürzel, das in argem Kontrast zum 49 Seiten dicken Konvolut mit seinen umfangreichen Vorgaben steht. Dieses "Sammelsurium der Ziele", so die nächste Kritik von Universitätspräsident Linneweber, sei auf keinen Fall auf einen Schlag von der Hochschule umzusetzen. Dieselbe Position hat der Universitätsrat in seiner jüngsten Sitzung vertreten. Auch die zusätzlichen Millionen aus der Bundeskasse, so der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der Saar-Uni, reichten nicht aus, um alle Vorgaben des Landesplans zu erfüllen.

Seine Aufgabe der nächsten Monate sieht Uni-Präsident Volker Linneweber nun vor allem darin, die Vorgaben des LHEP in eine Reihenfolge zu bringen. Dieser Prozess werde Zeit kosten und viele Diskussionen auf dem Campus zur Folge haben. Volker Linneweber : "Wir brauchen das Sommersemester, um mit den Fakultäten in Ruhe die Entwicklung zu überlegen." Die Vorstellung der Staatskanzlei, nun unmittelbar in Gespräche über die nächsten, über drei Jahre laufenden Ziel- und Leistungsvereinbarungen für die Universität einsteigen zu können, sei Theorie. Nach der Sommerpause sei es möglich, über die Regelungen für die nächste Periode des Globalhaushalts zu sprechen. Wie schwierig diese Gespräche werden dürften, zeigt die Ankündigung des Uni-Präsidenten: "Ich werde nichts unterschreiben, was ich nicht verantworten kann."

Meinung:

Ein Dokument der Gängelung

Von SZ-RedakteurPeter Bylda

Saarländische Hochschulen sind erfolgreich in Forschung und Lehre. Und die Voraussetzungen dafür hat die Landespolitik geschaffen. So steht's mit einer guten Portion Eigenlob versehen im Vorwort des Hochschulentwicklungsplans der Landesregierung. Doch was tut diese Regierung nun? Führt sie das Erfolgsmodell fort? Mitnichten. Der neue Hochschulplan ist ein Instrument der Gängelung und des Misstrauens. Anstelle einer an großen Zielen orientierten Wissenschaftspolitik tritt auf 49 Seiten ein Klein-Klein an Regelungen, die bis zur Frage reichen, welche Dienststellen sich um die Verwaltung von Stipendien kümmern.

Das alles wäre noch nachvollziehbar, wäre die Saar-Uni bis zur Bedeutungslosigkeit heruntergewirtschaft und ohne Perspektive. Doch - jedenfalls in diesem Punkt trifft das Papier den Nagel auf den Kopf - das Gegenteil ist der Fall. Die Saar-Uni ist derzeit erfolgreich, sogar höchst erfolgreich. Zu befürchten ist deshalb, dass dieser Entwicklungsplan das Gegenteil von dem bewirkt, was er soll: das Wissenschaftsland Saarland voranzubringen.

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