Das Saarland profitiert von seiner Uni

Saarbrücken. Wie viel Universität braucht das Saarland? Mehr. So lautet in einem Wort zusammengefasst die Antwort einer Studie des Saarbrücker Ökonomen und Soziologen Professor Eike Emrich, des Centrums für Evaluation (Ceval) und der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt

Saarbrücken. Wie viel Universität braucht das Saarland? Mehr. So lautet in einem Wort zusammengefasst die Antwort einer Studie des Saarbrücker Ökonomen und Soziologen Professor Eike Emrich, des Centrums für Evaluation (Ceval) und der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt. Die Forscher begutachteten ihre Uni in einer von der Arbeitskammer finanzierten Studie aus ungewöhnlicher Perspektive. Es ging nicht um die Meriten der Uni in der Forschung oder die Qualität ihrer Lehre, sondern um "Saarländische Studierende als ökonomische Standortfaktoren".

Eike Emrich, Wolfgang Meyer und Freya Gassmann vom Centrum für Evaluation untersuchten die Rolle der Saar-Uni als Wirtschaftsfaktor im Saarland und befragten in der seit Ende 2011 laufenden Erhebung fast 1900 Studenten sowie 60 Unternehmer und Verbandsvertreter. Ihre Studie ist damit die umfassendste Erhebung von Studentendaten der Saar-Uni. Die Auswertung ist noch nicht vollständig abgeschlossen, grundsätzlich sei aber bereits jetzt klar, so Eike Emrich, dass die Saar-Uni dem Land "in der Gesamtschau mehr bringt als sie kostet".

Die Saar-Universität erhält derzeit einen jährlichen Landeszuschuss von 189 Millionen Euro und warb im vergangenen Jahr 73,4 Millionen Euro an Drittmitteln ein. Sie wappnet sich derzeit für schwierige Verhandlungen über ihren künftigen Globalhaushalt, bei denen bereits klar ist, dass der Landeszuschuss im besten Fall unverändert bleiben soll. Emrich beklagt nun, dass die politische Diskussion der Hochschulfinanzen in der Vergangenheit zu sehr auf die Ausgaben für die einzige Universität des Bundeslandes fokussiert gewesen sei. Der Gewinn, den das Land unmittelbar und auf längere Sicht aus der Uni ziehe, sei weit höher. Die Ergebnisse der Studenten-Umfrage zeigten, dass bereits die 18 500 Studenten der Saar-Uni als Konsumenten eine beachtliche Größe darstellen. Ihre direkten Ausgaben für die Lebenshaltung erreichten jährlich 82 Millionen Euro. Berücksichtige man die Uni-Drittmittel, die Kaufkraft und das Steueraufkommen von über 5500 Mitarbeitern vom Azubi bis zum Professor, ergäben sich Umsatz- und Steuereffekte von zusammen 450 Millionen Euro pro Jahr. Der Betrag stelle natürlich nur eine Schätzung dar, die je nach verwendetem Rechenmodell deutlich schwanken könne, räumt der Soziologe ein. Klar sei aber auch: Die Saarland-Bilanz sei bei allen Variationen positiv.

Die Saar-Universität sei in der Vergangenheit "zu zurückhaltend in der Darstellung ihrer Leistungen" gewesen, kritisiert Emrich. Denn die Hochschule spiele über die kurzfristigen Haushalts-Effekte hinaus auch eine wichtige Rolle fürs Image des Saarlands. Sie übe wie keine zweite Einrichtung eine Sogwirkung auf junge, hochqualifizierte Menschen außerhalb des Landes aus. Sie ist keine reine Regional-Uni mehr, nur die Hälfte ihrer 18 500 Studenten sind Saarländer. Damit entwickele die Universität eine siebenmal höhere Anziehungskraft als die Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Viele der Uni-Absolventen, könnten sich vorstellen nach dem Studium in der Region zu bleiben. Wie viele nach dem Studium tatsächlich einen Arbeitsplatz im Saarland finden, soll eine ergänzende Analyse zeigen, die derzeit unter der Leitung des Saarbrücker BWL-Professors Ashok Kaul läuft.

Das Saarland könne es sich im Wettbewerb der Bundesländer um den akademischen Nachwuchs nicht leisten, viele junge, gut ausgebildete Menschen, die später im Berufsleben überdurchschnittlich verdienen und überdurchschnittlich Steuern zahlen werden, ziehen zu lassen, so Emrich.

Aus Sicht der Wirtschaft, das zeigten die Interviews mit Unternehmern, werde die Saar-Uni schließlich als überzeugendes Kriterium für die Eigenständigkeit des Landes wahrgenommen. Das kleine Saarland profitiere damit in jeder Hinsicht von einer international wirkenden und regional starken Universität. Falls Kürzungen in den Hochschuletats tatsächlich unvermeidlich sein sollten, sei es angesichts der vielfältigen Hochschullandschaft des Saarlands eher geraten, an der Peripherie zu sparen als in ihrem Zentrum, so Emrich.Foto: uds

"Die Saar-Uni bringt dem Land mehr

als sie kostet."

Professor Eike Emrich

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