Bei vielen Architektur-Studenten der HTW sorgen die Umzugspläne nach Göttelborn für Ärger

Saarbrücken · Die gut 250 Architekturstudenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ziehen im März vom Campus Rotenbühl nach Göttelborn um. Unklar ist, wann und ob der Fachbereich zurück nach Saarbrücken kommt. Bei den Studenten sorgen die Pläne für Empörung.

 Auf dem Gelände der früheren Grube Göttelborn werden bald HTW-Studenten untergebracht.

Auf dem Gelände der früheren Grube Göttelborn werden bald HTW-Studenten untergebracht.

Foto: Strukturholding

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken platzt mit ihren 6000 Studenten aus allen Nähten. Selbst wenn das seit zwei Jahren wegen Brandschutzmängeln leer stehende Hochhaus an der Malstatter Brücke bezogen werden kann, reiche der Platz für sämtliche Studenten nicht aus, sagt HTW-Rektor Wolrad Rommel. Mit der geplanten Auslagerung der Fachrichtung Architektur, die eigentlich im Hochhaus untergebracht werden sollte, will die Landesregierung nun die größte Not lindern. Die Architekturstudenten sollen schon im März von ihrem derzeitigen Campus am Saarbrücker Rotenbühl auf das ehemalige Grubengelände in Göttelborn umziehen.

Nach den Plänen von HTW-Rektor Rommel soll der Fachbereich dort für mindestens fünf Jahre bleiben - und zwar unabhängig davon, ob das Hochhaus und das geplante Zentralgebäude in Alt-Saarbrücken bezogen werden können (wir haben berichtet).

Bei vielen Studenten sorgen diese Pläne für Empörung. "Es gab eine Abstimmung über den Umzug nach Göttelborn unter uns", berichtet die Architekturstudentin Sandra Kreis. "Da waren 95 oder 96 Prozent dagegen." Dass der Standort Göttelborn nun die langfristige Lösung sein soll, lässt einige Studenten drastische Konsequenzen ziehen: "Ich werde meinen Master auf jeden Fall anderswo machen", sagt der 21-Jährige Architekturstudent Salvo Mazza. Auch die Bachelor-Studentin Kim Fuchs will wegen des Umzugs nach Göttelborn die HTW für den Master verlassen: "Der Umzug stellt doch die Zukunft von uns allen in Frage."

Für ihren Kommilitonen Sofiane Ternifi ist klar: "Das alles lässt erahnen, dass die das Fach Architektur ausbluten lassen wollen. Nach Göttelborn kommt doch keiner mehr." Extra fürs Studium sei er nach Saarbrücken gezogen, jetzt müsse er sich ein Auto anschaffen. "Also muss ich dafür arbeiten gehen und vernachlässige dadurch mein Studium." Auch die Studentin Lara Finke ist enttäuscht: "Ich wohne in Saarbrücken und habe mir extra eine Wohnung in der Nähe vom Campus gesucht. Bisher konnte ich mit dem Fahrrad kommen, ein Auto habe ich nicht. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll." Und ihre Kommilitonin Sandra Kreis ergänzt: "Die kürzeste Fahrzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauert zwei Stunden."

Auch die Materialien, die sie für das Studium bräuchten, seien ein Problem: "Die gibt es nur in Saarbrücken zu kaufen", meint Kim Fuchs und ihre Kommilitonin Hanna Debus fügt hinzu: "Wir haben oft große Modelle, die wir dann mitschleppen müssen."

Doch es gibt auch Studenten , die dem Umzug offen gegenüber stehen: "Architektonisch ist Göttelborn ja schon ansprechend", gibt Kirstin Rechkemmea zu bedenken. "Und wenn es dort wirklich mehr Platz und mehr Computer gibt als hier, dann ist das gut." Ihr Kommilitone Lukas Wolf hat Zweifel: "Die Räume sind gut, aber am falschen Ort." Besonders dass es auf dem Campus Göttelborn noch keine Mensa gebe, stößt vielen Studenten übel auf. Und Architekturstudent Christian Begon fasst zusammen: "Man kann sich schwer mit der HTW identifizieren, wenn sie so mit einem umgeht."

HTW-Rektor Wolrad Rommel kann zwar verstehen, dass sich Studenten ärgern, die extra nach Saarbrücken gezogen seien, aber: "Ich kann keine Studienortgarantie geben."

Als Rektor müsse er außerdem an alle denken. "Im Fachbereich Architektur sind 272 Studenten - gegenüber 3000 in der Ingenieurwissenschaft. Und die leiden am Campus Alt-Saarbrücken ganz besonders unter der Raumnot."

Die HTW habe für den Umzug ein Mobilitätskonzept entwickelt. "Das sieht unter anderem regelmäßige Shuttlebusse zwischen dem Bahnhof Quierschiedt und dem Campus Göttelborn vor." Wie lange die Anfahrtszeit im Einzelnen dauere, kann Rommel nicht sagen. "Wir haben eine Umfrage gemacht, laut der etwa 100 Studenten öffentliche Verkehrsmittel nutzen wollen, und für die haben wir vorgesorgt." Die Busse seien auf die Vorlesungszeiten getaktet, an Wochenenden sollen Sammeltaxis fahren.

Von der Aussage, dass das Fach Architektur durch den Umzug nach Göttelborn ausgeblutet werden soll, will Rommel nichts wissen: "Das kann ich überhaupt nicht feststellen. Die Professoren sind uns treu, die Mitarbeiter sind uns treu und die Studierenden auch." Dass Studenten für den Master die Hochschule wechseln wollen, ist für den HTW-Rektor im Augenblick "reine Kaffeesatzleserei". Rommels Appell an die Studenten : "Sie sollen einfach erstmal nach Göttelborn kommen. Wenn sie dort studieren, werden sie auch die Vorteile sehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort